„Die Last von der Seele nehmen“Stadtsuperintendent Bernhard Seiger zur Pandemie

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Bernhard Seiger

Bernhard Seiger

Köln – Als die Frauen zum Grab Jesu gingen, um seinen Leichnam zu salben, fragten sie sich bang: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Daran knüpfte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger in seiner Predigt in der Osternacht in der Trinitatiskirche an: „Die Frage haben wir alle. Der tonnenschwere Stein der Pandemie lastet auf der Seele von Menschen.“ Von Kindern und Jugendlichen, die in der Corona-Krise psychische Störungen entwickelten, bis zu alten, allein lebenden Menschen, die unter Isolation leiden.

Kieselsteine am Eingang

Am Eingang der Kirche hatte jeder Gottesdienstbesucher einen Kieselstein aus dem Rhein bekommen – als Symbol dafür, was es mit dem Felsbrocken vor dem Grab Jesu auf sich hat, den jene Frauen als Hindernis fürchteten, den sie bei ihrer Ankunft zu ihrer Überraschung aber weggewälzt sahen. Mit dem Kieselstein in ihrer Hand könnten die Gläubigen eigene Erfahrungen von Belastung verbinden, sagte Seiger. Der Stein könne etwa für eine Krankheit stehen, für „die Verletzung von körperlichen und seelischen Grenzen, die Menschen erlebt und die sie oft Jahre und Jahrzehnte vor Augen und in sich haben“, für andere, die einem das Leben schwer machen, oder für „Schuld, die Menschen bewusst oder unbewusst auf sich geladen haben“.

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Komplett wird das biblische Geschehen dadurch, dass die versperrende Last vor dem Grabeingang fortgerollt ist: „Damit hat Ostern angefangen: Einer hat den Stein weggeräumt. Einer hat dem Leben Luft gemacht. Einer hat eingegriffen in den Tod.“ Gott habe „Jesus herausgerufen aus dem Grab – ins Licht und mitten hinein ins Leben“. Dank dieser höhere Kraft könne nichts verhindern, „dass Leben neu anfängt“, auch nicht „die Steine, die auf unserer Seele liegen oder auf der Seele anderer Menschen oder sonst wo. Nicht die Last des Virus oder des Streits oder der erlittenen Verletzungen“, sagte Seiger. „Ostern heißt: Gott nimmt uns die Last unserer Steine. Er macht lebendig und bringt in Bewegung.“ (cs)

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