„Endzeitstimmung wächst“Kölner Wirte üben massive Kritik an neuen Corona-Maßnahmen

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Der Kölner Gastwirt Tobias Mintert in einer seiner Kneipen – vor der Corona-Pandemie. (Archivbild)

Köln – Niemand in der Branche sei so naiv gewesen, jetzt schnell wieder öffnen zu können. Das sagt Gastronom Tobias Mintert stellvertretend für die rund 250 Mitglieder des Kölner Branchen-Zusammenschlusses „IG-Gastro“ nach der beschlossenen Verlängerung des Lockdown. Der Inhaber der „Barracuda Bar“ an der Bismarckstraße sowie zwei weiterer Lokale in der Stadt zeigt Verständnis für die Notwendigkeit von Maßnahmen, die die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen. Trotzdem: Für den 46-Jährigen ist es ein Skandal, dass „die existenzbedrohende Situation für diese Branche inzwischen fast achselzuckend hingenommen“ werde.

„Die Stimmung kippt“, sagt der seit 2007 in Köln tätige Gastronom, „denn diese kleine Gruppe wird über die Maßen hart von den Einschränkungen belastet – das geht für sehr viele nicht gut aus.“ Seine sechs angestellten Mitarbeiter sind seit der Ladenschließung im November 2020 in Kurzarbeit, die 20 studentischen Aushilfen und Minijobber musste Mintert längst entlassen.

Massive Kritik am Beschluss der Ministerpräsidenten

Auch der Hotel- und Gaststättenverband „Dehoga“ NRW übt massive Kritik am Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz, weil eine Öffnungsperspektive für das Gastgewerbe gar nicht erst diskutiert worden sei. „Die Endzeitstimmung wächst, denn die Bevorzugung einzelner Branchen bei Öffnungen ist nicht nachvollziehbar“, teilte Dehoga-Sprecher Thorsten Hellwig mit. Dabei bräuchte es „dringend Planbarkeit und Perspektiven“.

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Mehr denn je stünden für den Verband umfangreiche Hilfsleistungen und deren schnelle Auszahlungen im Fokus der Mitglieder. Das Wort „Hilfe“ kann Tobias Mintert dagegen nicht mehr hören. Die Gastronomen Kölns fühlten sich als Bittsteller und vermissen eine „erwachsene Kommunikation“ seitens der Stadt mit der Branche.

Novemberhilfen kommen nicht bei allen Gastronomen an

„Große Rhetorik und Hilfsversprechen“ stünden auf kommunaler Ebene den konkreten Erlebnissen und Enttäuschungen gegenüber, die Mintert in sozialen Netzwerken kürzlich zusammengefasst und veröffentlicht hat – und die daraufhin schnell hundertfach geteilt worden sind. Beispiele: „Die sogenannten Novemberhilfen haben die meisten Betroffenen bis heute, Februar 2021, nicht erreicht“, sagt Mintert. „Viele haben keine Reserven mehr, die sie aufbrauchen können.“

Etwa die von der Stadt Köln angekündigte Erstattung von Gebühren für Außengastronomie sei in den meisten Fällen ebenfalls noch nicht erfolgt: „Dabei handelt es sich zwar nicht um große Summen, aber die Symbolik dahinter macht deutlich, welchen Stellenwert die Branche einnimmt.“

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