Erzbistum KölnDas sind die teuren Kirchen-Immobilien

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Blick auf den Dom und das Domforum.

Blick auf den Dom und das Domforum.

Köln – Um sein Vermögen hat das Erzbistum Köln in der Vergangenheit stets ein Geheimnis gemacht. Nach dem Bau- und Finanzskandal im Bistum Limburg geht die Erzdiözese in die Offensive: Sie will ihre Finanzen komplett offenlegen und hat jetzt erstmals Auskunft über ihr Immobilienvermögen gegeben.

Danach besitzt das Bistum Gebäude im Wert von 612 Millionen Euro: mit 302 Millionen Euro machen die 31 Schulen in Trägerschaft des Erzbistums fast die Hälfte des Vermögens aus. 26 kirchliche Gebäude werden mit 131 Millionen Euro veranschlagt, sechs Tagungshäuser mit 77 Millionen Euro, dazu kommen 277 Wohn- und Geschäftsimmobilien (86 Millionen Euro) sowie Erbbaugrundstücke und sonstige Liegenschaften (16 Millionen).

„Über 80 Prozent der Liegenschaften werden unmittelbar für die kirchliche Arbeit genutzt“, erklärte Finanzdirektor Hermann Josef Schon. Das restliche Fünftel sei vermietet und bringe dem Erzbistum Einnahmen. Einige Beispiele aus dem Bestand: Der Wert des Museums Kolumba wird mit 35 Millionen Euro beziffert, der des Generalvikariats in der Marzellenstraße mit 22 Millionen Euro. Das Maternushaus wird mit 44 Millionen Euro verbucht, ein Mietshaus in der Domstraße mit 1,8 Millionen. Auch Wohnhäuser in der Klosterstraße, der Zülpicher Straße oder am Ehrenfeldgürtel sind verzeichnet.

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Die katholische Kirche ist einer der großen Immobilienbesitzer in der Kölner Innenstadt: mit dem Museum Kolumba, dem Erzbischöflichen Haus, dem Generalvikariat, dem Priesterseminar und einigen anderen Gebäuden mehr. Größter Eigentümer dürfte die Stadt sein, der unter anderem das Rathaus mit dem Spanischen Bau, die Volkshochschule und das Gesundheitsamt gehören. Der WDR besitzt neun Gebäude in der Innenstadt, darunter das Vierscheibenhaus und das Funkhaus am Wallrafplatz. Weiterer Großeigentümer ist die Bahn. (ksta)

Für die Wertermittlung der Immobilien wurden laut Schon unterschiedliche Verfahren zugrunde gelegt. Dabei spielt etwa eine Rolle, wie die Gebäude genutzt werden, ob sie Ertrag bringen oder nicht, oder wie hoch die Herstellungskosten waren (wenn sie noch bekannt sind); bei den Schulen etwa wurden Sachwerte taxiert auf der Grundlage der Gebäudegröße und der Restnutzungsdauer.

Schwierig wird die Sache bei den Kirchen – ihre Herstellungskosten sind in der Regel nicht bekannt, und Erträge werfen sie auch nicht ab. Lediglich fünf Gotteshäuser sind übrigens im Besitz des Erzbistums, in Köln sind das Groß St. Martin, St. Mariä Himmelfahrt und die Minoritenkirche; alle anderen Kirchen gehören den jeweiligen Gemeinden. „Die Kirchen werden daher außer mit dem Grundstückswert lediglich mit einem so genannten Erinnerungswert von einem Euro bewertet“, so Schon. Beispiel Groß St. Martin: das Grundstück in der Altstadt wurde mit Hilfe unabhängiger Wirtschaftsprüfer auf 770.000 Euro geschätzt – die Kirche selbst eben mit einem Euro beziffert.

Der Dom gehört sich selbst

Der Dom taucht in der Bilanz nicht auf: Er gehört der „Hohen Domkirche zu Köln“, einer juristische Person des öffentlichen Rechts, und wird vom Domkapitel verwaltet. Auch das Domforum, wohl eine der wertvollsten Immobilien in der Innenstadt, ist bei der Aufstellung nicht dabei. Das Gebäude ist im Besitz der in Amsterdam ansässigen Firma BRD Domkloster Cologne B.V., die wiederum dem Erzbistum und dem Domkapitel gehört.

Derartige Beteiligungen – auch etwa die an Wohnungsgesellschaften – will das Erzbistum Anfang 2015 erstmals in einem testierten Jahresabschluss mit Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung veröffentlichen – der nächste Schritt im Bemühen um eine transparente Finanzverwaltung. „Wir orientieren unsere Berichterstattung an den Standards des Handelsgesetzbuches“, betonte Diözesanadministrator Stefan Heße, der das Erzbistum bis zur Einführung eines neuen Bischofs verwaltet. Klar sei aber auch: „Wir sind kein Unternehmen mit wirtschaftlichen Zielen. Finanzen sind Mittel zum Zweck und das müssen sie bleiben.“

Angesichts der langfristig zurückgehenden Steuereinnahmen und der sinkenden Katholikenzahlen muss laut Heße in Zukunft verstärkt über die Aufgabe und den Verkauf von Kirchen nachgedacht werden. „Darüber müssen wir gemeinsam mit den Gemeinden einen Diskussionsprozess in Gang setzen“, so der Diözesanadministrator. Dabei müssten Kriterien entwickelt werden, nach denen entschieden werde, wo welche Kirche erhalten bleiben soll. Im Erzbistum Köln mit seinen 800 Kirchen sowie 400 Filialkirchen und Kapellen sind seit 2010 vier Kirchen aufgegeben worden, darunter St. Heinrich in Deutz – Kardinal Joachim Meisner hatte die Aufgabe von Kirchen stets als „ultima ratio“, als letzten Ausweg, bezeichnet. Derzeit wird das ehemalige Klarissenkloster in Kalk umgebaut – es soll, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete, als Flüchtlingsunterkunft dienen.

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