„Es sollte gemütlich werden“

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David, Christoph und Sebastian Friedrichs hinter der Ladentheke in ihrem neuen Geschäft.

David, Christoph und Sebastian Friedrichs hinter der Ladentheke in ihrem neuen Geschäft.

Sülz – Der junge Mann zeigt auf die Fleischtheke: „Ich hätte gerne 500 Gramm von dem Hackfleisch.“ „Das ist Mett“, antwortet David Friedrichs. Der Kunde nimmt es trotzdem. Zwei andere Männer bestellen fünf Schweinehaxen. Die nächste Besucherin kauft Aufschnitt.

Gerade erst hat das Geschäft an der Sülzburgstraße 126 geöffnet und schon zieht es die Kundschaft an. Der schmucke Laden mit dem dunkelgrünen Fensterladen scheint bei den Käufern anzukommen.

Das Fleisch, das hier in der Ladentheke liegt, und die Würste, die an der Wand baumeln, stammen aus nachhaltiger Rinder- und Schweinezucht.

David und Sebastian Friedrichs verkaufen hier das Fleisch von Rindern, die ihr Vater Christoph im oberbergischen Niederasbach aufzieht und schlachtet, nachdem sie ein „glückliches“ Leben auf der Weide geführt und ausschließlich selbst angebautes Futter gefressen haben.

Mastfutter, Hormone oder Antibiotika sind für die Friedrichs tabu, das „Naturland“-Zertifikat eine Selbstverständlichkeit. Die Schweinefleischprodukte kaufen die Geschäftsinhaber von einem Naturland-Betrieb in der Nähe. „Ein Biosiegel haben wir aber nicht“, sagt David Friedrichs. „Wir verkaufen also kein Biofleisch, aber eben nachhaltig produziertes.“

Und das soll nicht teurer sein als bei anderen Metzgern. „Wir möchten auf keinen Fall ein Edelmetzger sein“, betont Friedrichs. Erlesene Feinkostspezialitäten haben keine Daseinsberechtigung in der Theke, eher Bodenständiges wie Rinderwürste und Pfefferbeißer. Dass die Produkte trotz ihrer Herkunft aus nachhaltiger Viehzucht bezahlbar sind, liege daran, dass sie direkt vom Hof vermarktet werden. „Früher haben meine Eltern immer ganze Rinder für Kunden geschlachtet und zerlegt. Sie haben sie sich als Vorrat für das ganze Jahr in die Gefriertruhe gelegt. Mindestabnahmemenge war ein Achtel Rind“, erzählt David Friedrichs.

Bis 2014 schlachtete sein Vater beim Metzger Thomas in Oberwiehl, der seine Produkte ebenfalls verkaufte. Doch dann gaben die Inhaber aus Alters- und Gesundheitsgründen den Betrieb auf.

Die Söhne überlegten, wie sie ihren Vater in der schwierigen Zeit unterstützen könnten, und es reifte die Idee, in Köln eine Metzgerei zu eröffnen. In den vergangenen zwei Jahren bauten sie die Stallungen des Familienhofs in Lager- und Zerlegeräume um.

Hier findet auch die Wurstproduktion statt. Die Familie stellte einen weiteren Metzger, Kent Osenberg, ein – und sanierte mit viel Liebe zum Detail den kleinen Laden an der Sülzburgstraße. „Es sollte gemütlich werden, nicht so ein kalt gekachelter Laden“, sagt David. Nun geben graue Schieferböden und grün gestrichene Fensterrahmen der Metzgerei einen stilvollen Rahmen. Die unverputzte Backsteinwand im hinteren Bereich sorgt für rustikale Atmosphäre. Dort stehen die selbst gebauten Tische, an denen die Kunden die Mittagsgerichte verspeisen können. Ein bis zwei stehen täglich auf der Karte. Noch kommen aber auch einige Besucher wegen etwas ganz anderem: „Genau hier war früher die Metzgerei meines Onkels“, sagt ein Mann, der zur Tür hereinkommt. „Es ist so schön, dass es jetzt wieder eine gibt.“ Das fanden auch die ehemaligen Mitarbeiterinnen vom Metzger Classen und haben den Nachfolgern viele Bilder vom ehemaligen Geschäft geschenkt. Sie hängen nun im Raum und erinnern an vergangene Zeiten.

Metzgerei Friedrichs, Sülzburgstraße 162, 50739 Köln www.friedrichs-diemetzgerei.de

David Friedrichs

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