„Seine letzten Worte“Kölner Kollegin von Kurt Braun ringt im Gericht um Fassung

Lesezeit 3 Minuten
Clemens K. Kölner Gericht

Der 60-jährige Angeklagte Clemens K. sitzt neben seiner Verteidigerin Harriet Krüger im Landgericht auf der Anklagebank

  • Im Dezember vergangenen Jahres wollte Kurt Braun, Angestellter der Stadtkämmerei, eine offene Geldforderung bei einem Mieter an der Straße Auf der Schildwache eintreiben.
  • Kaum hatten er und seine Kollegin geklingelt, wurde die Wohnungstür aufgerissen und der 47-Jährige mit einem Messer angegriffen. Er wurde schwer verletzt, starb noch am Unfallort.
  • Am vierten Verhandlungstag hat Martina B. ausgesagt. Sie war an dem Tag im Dezember zusammen mit Kurt B. unterwegs und war bei ihm als er starb.

Köln – Die Tränen fließen, als die Erinnerung hochkommt. „Ich krieg keine Luft mehr“, flüsterte Kurt Braun seiner Kollegin zu, als er Sekunden nach dem Messerangriff am Boden lag. „Es waren die letzten Worte, die ich von ihm hörte“, schluchzt seine Kollegin Martina B. (58), als sie, um Fassung ringend, die folgenschwere Begegnung vom 13. Dezember 2019 im Zeugenstand des Landgerichts Revue passieren lässt.

Die beiden städtischen Mitarbeiter hatten an jenem Morgen bereits fünf erfolgreiche Vollstreckungsbesuche absolviert, als sie in Dünnwald ankamen.

Kurt Braun wollte gehen, dann öffnete Clemens K. doch noch

Kurt Braun wollte schon abdrehen, weil auf sein Klingeln keine Reaktion erfolgte, obwohl der Besuch angekündigt war, als plötzlich der Türdrücker ging. B. stieg hinter ihrem Kollegen die enge Treppe hoch. Clemens K. stand bereits in der Tür, stach sofort zu. Und dann ging alles rasend schnell. „Ich hörte einen quietschenden Laut, wie bei einem Tier, das abgestochen wird“, erinnert B. und ergänzt: „Kurt konnte sich doch gar nicht wehren. Er hatte beide Hände voll. Links die Kopie der Zustellungsurkunde, rechts die Aktentasche.“

Hier lesen Sie mehr: Clemens K. widerspricht Aussage von Zeugen

Der schwer Getroffene stürzte die Treppe runter, auf seine Kollegin, die ebenfalls zu Boden ging. Vor der Haustür versuchte B. mit letzter Kraft den Notruf am Handy zu aktivieren, als die Nachbarin vom Fenster aus entsetzt den beiden zurief: „Hat der das schon wieder getan?“

Gemeint war ein Angriff von Clemens K. Monate zuvor, als er einen Amtsarzt an der Wohnungstür mit einem Schraubendreher attackierte. Auch das hatte die Nachbarin („Wir wohnen Tür an Tür“) hautnah miterlebt, denn „es ist ein sehr hellhöriges Haus mit dünnen Wänden“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die Fassungslosigkeit ist Martina B. auch heute noch anzumerken, als sie bei dem Ausruf der Nachbarin dachte: „Das kann doch nicht wahr sein, dass wir nicht vorgewarnt wurden.“ Clemens K. sei dann auch nach draußen gekomnen: „Er stand völlig ruhig da, anteillos und gelassen.“

Im Zeugenstand erinnert die Nachbarin einen weiteren Vorfall, bei dem Clemens K. einen alkoholisiert Mann auf der Straße „aus dem Nichts einfach umgehauen, k.o. geschlagen hat.“

Direkt morgens wissen, was in Köln passiert

Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden!

Was bringt der Tag? Was kann ich in Köln unternehmen? Wo sollte ich essen gehen? Oder soll ich vielleicht doch lieber ein Rezept nachkochen? Wie ist die aktuelle Corona-Lage in der Stadt? Und welche Geschichten sollte ich auf keinen Fall verpassen?

All das liefern wir Ihnen in unserem Newsletter „Stadt mit K“ von Montag bis Freitag immer bis spätestens 7 Uhr bequem und kostenlos in ihr E-Mail-Postfach.

Als Newsletter-Abonnent erhalten Sie außerdem regelmäßig exklusive Informationen und können an interessanten Aktionen und Gewinnspielen teilnehmen. 

Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden und über Köln auf dem Laufenden bleiben! 

Hier geht's zur Anmeldung.

Das stellt Clemens K. auch nicht in Abrede, ergänzt: „Wenn ich mich angegriffen fühle, schlage ich blitzschnell zu.“ Sein regelmäßiges Flötenspiel auf der Barock/Sopranflöte, das die Nachbarin als „Kinderlied“ („Hänschen Klein“) erinnerte, kommentiert K. empört: „Das waren Griffübungen in klassischer Musik“.

Die Gefährlichkeit des Beschuldigen hatte sich auch schon im März 2019 während seines Zwangsaufenthaltes in der Klinik deutlich gezeigt, als er mit einem Messer auf eine Pflegerin losging: „Ich hatte Todesangst um meine Kollegin. Dachte, sie überlebt das nicht.“ Wie aus dem Nichts habe K. dabei gehandelt, dabei „wahnhaft, bedrohlich“ gewirkt: „Er hatte keine reale Wahrnehmung, sein Blick entsprach nicht mehr der Realität.“ Er habe während seines gesamten Klinikaufenthalts keine Krankheitseinsicht gezeigt. Gleichwohl war er Wochen später in Freiheit entlassen worden.

KStA abonnieren