„Explosionsartig“Mehr Covid-Patienten als je zuvor auf Kölner Intensivstationen

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Eine Pflegerin schaut sich die Werte eines Patienten mit einem schweren Covid-19 Krankheitsverlauf an. (Symbolbild)

Köln – Die Lage in den Krankenhäusern verschärft sich weiter. Wegen der steigenden Zahl von Covid-19-Patienten gehen die Intensivbetten aus. Die Uniklinik Köln hat nun Vorbereitungen getroffen, einen Bereich kurzfristig zu einer Intensivstation umzurüsten. „Im Rahmen der Notfallplanung können diese weiteren Intensivbehandlungsplätze innerhalb weniger Stunden stufenweise in Betrieb genommen werden“, teilt die Uniklinik auf Anfrage mit. Die technische Ausstattung dafür sei vorhanden, jedoch sei das Personal „der limitierende Faktor.“

Denn die Mitarbeiter müssten „aus anderen Bereichen gewonnen werden, in denen dann eine entsprechende Leistungsreduktion, beispielsweise eine Verschiebung bereits geplanter Operationen oder Untersuchungen, stattfinden muss“, sagt die Uniklinik weiter. Bereits seit Ende voriger Woche hat die Uniklinik das Programm von planbaren Operationen um 30 Prozent reduziert.

Mehr Infizierte als je zuvor auf Kölner Intensivstationen

115 Infizierte liegen derzeit in den Kölner Intensivstationen, so viele wie nie zuvor seit Beginn der Pandemie. Die Intensivkapazitäten sind nahezu ausgeschöpft. 300 Intensivbetten gibt es in Köln, mit kurzfristigen Aufstockungsmöglichkeiten wie der in der Uniklinik wären es knapp 400. Davon wird aber die Mehrheit nicht von Corona-Patienten belegt. Laut Divi-Intensivregister waren am Mittwoch nur 6,5 Prozent der Intensivbetten in Köln frei, 26 an der Zahl. „Wir hatten in der vergangenen Woche eine explosionsartige Zunahme von 50 Corona-Patienten auf den Intensivstationen. Einen so hohen Anstieg hat es in Köln noch nicht gegeben“, sagt Kölns Rettungsdienst-Leiter Alexander Lechleuthner. Die Kliniken haben nun erneut – wie voriges Jahr – planbare Operationen teilweise abgesagt. „Bei allen Planungen berücksichtigen wir immer, ausreichend Kapazitäten für Unfallpatienten, Schlaganfallpatienten und solchen mit akuten Herzproblemen bereitzuhalten“, sagt Horst Kierdorf, Direktor der städtischen Kliniken.

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Was das Krankenhaus- und Rettungswesen in Köln zusätzlich belastet, ist die ebenfalls angespannte Situation in weiten Teilen NRWs. Durch das sogenannte „Kleeblatt“-System werden Patienten bei mangelnden Kapazitäten regelmäßig in andere Kliniken verlegt – auch umliegende Städte und Kreise. In der Vergangenheit nahm Köln oft Covid-Patienten aus dem Umland auf, nun war es umgekehrt. Die vielen neuen Patienten in Köln seien durch „strategische Verlegungen“ ausgeglichen worden, sagt Lechleuthner. „Strategisch verlegen bedeutet, dass ein Krankenhaus, wenn es kein Intensivbett mehr für einen Notfall frei hat, Intensivpatienten in ein anderes Krankenhaus verlegt.“

„Die Rheinregion ist schon jetzt weitgehend belegt“

Am Wochenende seien sechs Intensivpatienten aus Kölner Kliniken verlegt worden, zwei davon außerhalb von Köln. Doch auch im näheren Umland, etwa in den Kreisen Rhein-Sieg, Rhein-Berg, in Bonn, Aachen und Düsseldorf sowie dem Ruhrgebiet sind kaum noch Betten akut frei. In Leverkusen zum Beispiel nur noch zwei.

„Die Rheinregion ist schon jetzt weitgehend belegt. Darum bereiten sich alle Krankenhäuser auf die nächste Stufe vor, die unter Umständen bedeuten kann, Patienten in ein anderes Bundesland zu verlegen“, sagt Kierdorf. Auch wenn das Ziel immer sei, die Patienten in der Nähe unterzubringen, käme auch eine Verlegung innerhalb Deutschlands, oder in die Nachbarländer in Betracht. „Solange es in Köln und in der Nachbarschaft Intensivbetten gibt, braucht es die Entscheidung einer Triage definitiv nicht“, sagt Kierdorf.

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