„Familientreffen fallen aus“Kölner Ehepaar erfindet im Lockdown neues Ramadan-Spiel

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Fatma (l.) und Fatih Eksi aus Köln

  • Gesellschaftsspiele helfen vielen gegen die Langeweile im Lockdown.
  • Fatma und Fatih Eksi haben das Spiel „Ramadan - Sultan aller Monate“ entwickelt.
  • Wie erleben sie selbst den diesjährigen Fastenmonat, der am Mittwoch, 12. Mai endet?

Köln – Für Familien mit Kindern ist der Lockdown eine besonders bedrückende Situation, doch es gibt auch die ermutigenden Geschichten. Wie die der Familie Eksi. In der Pandemie haben Fatma und Fatih Eksi ihr Unternehmen „Misu Games“ gegründet. Ihre Erfindung: Das erste Spiel über den islamischen Fastenmonat, das passend zum diesjährigen Ramadan erschienen ist.

Ramadan: Fastenbrechen im kleinen Kreis

Inspiriert hat sie ihre vierjährige Tochter Misu, die Namensgeberin der Firma. „Bereits der Ramadan 2020 fiel in die Corona-Zeit. Unsere Tochter war drei und konnte ihn erstmals bewusst erleben. Doch die typischen Familientreffen fielen so wie jetzt aus“, erzählt die Mutter. Nichts war wie immer: Statt des vollen Terminkalenders, in den die 37-Jährige sonst akribisch Einladungen und Treffen notiert, blieb nur das abendliche Fastenbrechen („Iftar“) zu dritt oder Koranrezitationen via Videoschalte. Als dann noch die Suche nach einem kindgerechten Ramadan-Spiel erfolglos blieb, war das Projekt geboren. „Eines Morgens, wir waren wie immer im Home-Office, die Kleine zuhause, sagte ich zu meinem Mann: Wir entwickeln jetzt ein Ramadan-Spiel. Einfach so“.

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Die Personalreferentin und der Informatiker tüftelten Abend für Abend an einem Prototyp. Bei ihrer Marktforschung fanden sie heraus, dass Spiele in der Pandemie boomen. In Deutschland sei die Vielfalt ohnehin groß, anders als etwa in der Türkei, dem Herkunftsland ihrer Eltern oder anderen islamischen Ländern, wo man höchstens auf internationale Klassiker stieß. Das Ehepaar witterte hier eine Marktlücke. Die ersten Probanden waren dann schließlich Freunde und Familie. Diese hätten immer mehr eigene Wissenslücken bei sich entdeckt. „Anfangs hatten wir wenige Fragen zum Koran. Die Probanden wollten aber mehr über die Quellen wissen. Der Lernfaktor, der Quizeffekt – daran hatten sie besonders Spaß. Dadurch ist es letztlich ein Gesellschaftsspiel ab acht Jahren geworden“, sagt der 38-Jährige.

Kölner Ehepaar: Viele assoziieren nur Verzicht auf Essen und Trinken mit Ramadan

Und auch die Eksis befragten sich plötzlich selbstkritisch: „Weshalb fasten wir überhaupt?" Viele assoziierten mit Ramadan in erster Linie den Verzicht auf Essen und Trinken. Wem sei aber klar, dass man die letzten zehn Tage zur inneren Einkehr nutzen sollte? Oder dass es in einigen Ländern wie der Türkei oder Tunesien einen sogenannten Wecktrommler gibt, der vor dem „Sahur“ – der traditionellen Mahlzeit vor Sonnenaufgang – durch die Straßen zieht und die Menschen aus dem Schlaf trommelt?

Das Spiel helfe also, über den Tellerrand zu blicken, doch das Fundament legt das Ehepaar mit seinem kölschen Motto fest: „Spill un Spass för jede Nas“.

Türkische Wurzeln und Heimatgefühle für Köln

„Wir bestehen drauf, dass die Idee in Köln entstanden ist, wir identifizieren uns sehr stark mit Köln“, sagt Fatma Eksi, die aus Duisburg kommt. „Ich bin in Hürth geboren und fühle mich als kölsche Jung. Nach unserer Hochzeit vor acht Jahren sind wir hergezogen und wollen auch gar nicht mehr weg“, sagt ihr Mann. Ihre gemeinsame Vision: „Die Firma soll auch nach uns als deutsch-türkisches Unternehmen mit Kölner Wurzeln in Erinnerung bleiben“, so Fatma Eksi. Und ihr Ehemann stellt klar: „Wir wollen nicht nur Spiele für Muslime machen. Im Oktober kommt hoffentlich unsere erste Puzzlereihe und außerdem arbeiten wir an einem Kinderbuch“.

Jetzt hoffen die beiden allerdings, dass der nächste, echte Ramadan nicht mehr von Corona überschattet wird. Dieses Jahr findet das dreitägige Zuckerfest nach Fastenende am Mittwoch aber noch in überschaubarem Rahmen statt. „Wir haben eine Großfamilie, normalerweise kommen 20, 30 Menschen zusammen. Jetzt hat jede Partie ein bestimmtes Zeitfenster, einen Termin für den Besuch bei den Eltern ausgemacht“.

Für Fatih Eksi sei das Fasten dieses Jahr besonders herausfordernd gewesen: Seine Frau erwartet ein Kind und fastet daher nicht, genauso wenig wie seine kleine Tochter. „Die Stimmung kommt gar nicht richtig auf.“ Doch Treffen in großer Runde meiden sieht Fatma Eksi als einen Akt der Solidarität. „Ob Ostern, Weihnachten oder Ramadan ausfällt: Wir leiden alle mit.“

„Ramadan – Sultan aller Monate“, Misu Games, 34,99 Euro.

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