„Große Herausforderung”Kölner Rhein-Energie soll bis 2035 klimaneutral sein

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Das Heizkraftwerk der Rhein-Energie in Niehl

Köln – Die Rhein-Energie will nun früher als bislang geplant klimaneutral Strom und Wärme produzieren. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, einigte man sich mit der Initiative Klimawende Köln darauf, bereits im Jahr 2035 keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr auszustoßen. Bislang sahen die Pläne der Rhein-Energie den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, die Dekarbonisierung, erst im Jahre 2040 vor. Die Initiative Klimawende hingegen strebte den Ausstieg bereits für das Jahr 2030 an. Nach der Einigung sieht die Initiative davon ab, ein angestrengtes Bürgerbegehren in den Rat einzubringen. Stattdessen soll der Rat in den kommenden Wochen einen Fahrplan zum Ausstieg der Rhein-Energie aus den fossilen Brennstoffen festzulegen.

In der Vergangenheit hatten Rhein-Energie und Klimawende Köln mit ihren Positionen weit auseinandergelegen. Die Rhein-Energie hatte betont, dass ein klimaschonender Umbau der Strom- und Wärmeproduktion bis 2030 mehrere Hundert Millionen Euro pro Jahr zusätzlich kosten werde und die Versorgungssicherheit der Stadt und besonders der Industrie gefährde. In einer eigenen Roadmap hatte das Unternehmen dargestellt, wie es bis 2040 klimaneutral werde wolle. Bis 2025 sollte die Wasserwirtschaft, bis 2030 die Stromerzeugung für Privatkunden und bis 2040 die Stromerzeugung für die Industrie sowie die Produktion von Wärme klimaneutral gestaltet werden. „Bei der Strom- und Wärmeerzeugung muss es nach unserer Einigung alles sehr viel schneller gehen“, sagte Rhein-Energie-Sprecher Christoph Preuß. „Es wird eine große Herausforderung.“

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Sitz der Stadtwerke ist die Rheinenergie-Zentrale am Parkgürtel. (Symbolbild)

Der Energiesektor in Köln verursacht einen CO2-Ausstoß von fünf Millionen Tonnen pro Jahr, so Preuß. Einen konkreten Plan, wie die Energiewende bei der Rhein-Energie gelingen soll, haben weder das Unternehmen noch die Initiative Klimawende heute vorgelegt. Dies soll erst später und auch in einem oder mehreren Ratsbeschlüssen erfolgen. Preuß sagte aber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass die Rhein-Energie unter anderem auf einen massiven Ausbau von Solarenergie setze. Auch müsse mit der Stadt geprüft werden, wo Photovoltaik auf Dächern und Freiflächen wie Agrarflächen, Brachen oder Baggerseen platziert werden könnte. Bürger sollen sich durch eine Solarberatung informieren lassen können.

Alles zum Thema Henriette Reker

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Große Probleme bereitet dem Energieversorger die Dekarbonisierung der Wärmeproduktion, die derzeit vor allem Fernwärme bereitstellt. Die Rhein-Energie müsse nun daran arbeiten, die heutige Erzeugung von Wärme von Erdgas auf grüne Wärme umzustellen, etwa mit Hilfe von synthetischen Gasen oder Wasserstoff. „Das ist nach wie vor sehr teuer und stellt uns an die Grenze der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit“, sagte Preuß. Trotz des Ausstiegs soll Energie für die Menschen bezahlbar bleiben. Mit der Vereinbarung habe man erreicht, dass die Stadt mit Strom und Wärme zu annehmbaren Kosten und versorgt werde und gleichzeitig die Klimawende gelinge.

Zustimmung von OB Reker

„Ich freue mich sehr, dass dieser Kompromiss erzielt werden konnte und wir eine gemeinsame Basis haben, die es nun gilt, in die Tat umzusetzen“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Sie sprach von einer „großen Chance für Köln“ und hoffe, dass ein Bündnis aus Rat, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entstehe. „Mit einer breiten Allianz für den Klimaschutz können wir unsere ambitionierten Ziele erreichen.“ Die Rhein-Energie übernehme Verantwortung für den Klimaschutz in Köln, sagte Rhein-Energie-Chef Dieter Steinkamp. „Wir werden den Umbau unserer sicheren Versorgungssysteme weiterhin konsequent angehen und immer wieder beschleunigen, sobald der energiewirtschaftliche Rahmen dies jeweils erlaubt.“

Tim Petzold von der Initiative Klimawende sagte: „Wir zeigen einen konkreten Weg auf, wie wir gemeinsam mit der Rhein-Energie und der Stadt Köln die Dekarbonisierung nicht nur von Strom, sondern auch von Wärme bis 2035 erreichen. Uns ist es wichtig, dass die Energiewende in Köln jetzt deutlich beschleunigt wird.“ Auch die größte Ratsfraktion, die Grünen, zeigten sich mit der Einigung zufrieden: „2035 ist ein ambitioniertes, aber erreichbares Ziel für die Klimaneutralität der Rhein-Energie“, sagte Fraktionsvorsitzende Christiane Martin. Die Koalition aus Grünen, CDU und Volt strebt an, dass Köln insgesamt bis 2035 klimaneutral werden soll.

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