„Ich bereue es nicht“Kölnerin gesteht Tötung ihres Bruders mit Giftcocktail

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Die 63-Jährige musste sich wegen Mordes vor Gericht verantworten.

Köln – Eine frühere Übersetzerin aus Köln hat am Montag vor dem Landgericht gestanden, ihren 64-jährigen behinderten Bruder in dessen Wohnung in Lindenthal mit einer Überdosis an Medikamenten getötet zu haben. „Für mich war das kein Mord, sondern illegale Sterbehilfe“, sagte die Angeklagte. Sie bereue ihre Tat bis heute nicht und akzeptiere eine Gefängnisstrafe.

Köln: Geld des Bruders für sich verwendet

Sie habe ihrem Bruder ein jahrzehntelanges Siechtum ersparen wollen, erklärte die 63-Jährige beim Prozessauftakt in Saal 10 des Justizgebäudes. Dabei hatte dieser noch in einer Behindertenwerkstatt gearbeitet und mit Hilfe in seiner eigenen Wohnung gelebt. Zuletzt hatte die Schwester als Betreuerin fungiert. Darum gab es Streit mit weiteren Angehörigen.

In ihrer Funktion als Betreuerin hatte sich die Angeklagte eine Lebensversicherung ihres Bruders in Höhe von 39.000 Euro ausbezahlen lassen und damit auch ihre drei im Ausland lebenden Kinder unterstützt. Die Geschwister der Angeklagten hatten erst Jahre später davon Wind bekommen, als die gemeinsame Mutter verstorben war und es um das Erbe ging.

Kölnerin wurde die Betreuung entzogen

„Mein Schwager meinte, das war Unterschlagung“, schilderte die 63-Jährige mit einem Achselzucken. „Da hatte er ja nicht ganz unrecht“, warf die Vorsitzende Richterin Sabine Kretzschmar ein. Das sei ihr egal gewesen, „ich war ja nicht vorbestraft“. Sie hätte ihren Geschwistern dann ihren Kontostand gezeigt – und ihnen so vor Augen geführt, dass das Geld mittlerweile fast weg war. Auch standen körperliche Übergriffe auf den Bruder im Raum.

Letztlich wurde der Angeklagten die Betreuung entzogen. Auch, weil die Frau womöglich zu viel Geld für ihre Dienste am Bruder abgerechnet haben soll. Der nächste Schritt sollte die Verlegung des 64-Jährigen ein Heim sein. „Er sagte mir: Eigentlich will ich lieber sterben“, führte die Schwester des Mannes vor Gericht aus.

100 Tabletten in Bananenshake gemischt

Die Angeklagte beschrieb, dass sie den angeblich geäußerten Gedanken des Bruders unterstützt und ihm 100 Tabletten des Schmerzmittels Oxycodon in dessen Bananenshake gefüllt zu haben. Nicht heimtückisch, wie es die Anklage ihr vorwerfe, sondern mit dem Einverständnis des Bruders. Er habe sich danach aufs Sofa gelegt, dort sei der Bruder schließlich verstorben.

Die Angeklagte schilderte, dass sie sich danach ebenfalls mit Tabletten habe töten wollen, was gescheitert sei. Sie hatte bereits Abschiedsbriefe an ihre Angehörigen verfasst. Im Gefängnis ginge es ihr nun besser. „Es sind viele junge Leute da, ich habe eine warme Zelle und muss mich um nichts kümmern.“ Sie habe keine Angst davor, eine langjährige Gefängnisstrafe zu erhalten.

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