„Ich bin nicht krank“Bus-Angreifer aus Köln droht Unterbringung in Psychiatrie

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Der Haupteingang zum Justizzentrum Köln mit Amtsgericht und Landgericht an der Luxemburger Straße

Köln – Busfahrer Esra T. war an der Haltestelle Merheim dabei, einen Kollegen in den Dienst einzuweisen, als er auf einen Mann aufmerksam wurde, der draußen stand: Er brüllte Schimpfwörter, schlug gegen das Fahrzeug und bespuckte es. Esra T. stieg aus, um den Mann zur Rede zu stellen. Der gab ihm eine Ohrfeige. Der Fahrer kehrte in den Bus zurück, um mit dem Handy die Polizei zu verständigen. Da zerrte ihn der Mann heraus, drängte ihn an der Stadtbahnstrecke zur geschlossenen Schranke und schlug ihn mit dem Kopf dagegen. Esra T. fing an, stark zu bluten. Erst jetzt schritten andere Leute ein. Der Fremde lief weg.

So schilderte der 35 Jahre alte Busfahrer am Montag einen Vorfall im Juni 2017, für den sich der andere Mann vor dem Landgericht verantworten muss: Mehmet K. (Namen geändert), 47, Frührentner und wegen psychischer Probleme in einer forensischen Klinik untergebracht. Körperverletzung in drei Fällen wird ihm zur Last gelegt; die Taten habe er im Zustand „erheblich verminderter Schuldfähigkeit" begangen. „Ich bin unschuldig“, beteuerte er und fügte hinzu: „Ich bin nicht krank.“

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Das Geschehen in Merheim schilderte er so: Er habe mit einer Frau geflirtet, doch sie habe ihn abblitzen lassen und sich in jenen Bus gesetzt. Er habe davor gestanden, geschimpft und auch gespuckt. Darauf sei der Fahrer aggressionsgeladen auf ihn zu geeilt und habe ihn geschlagen; er habe ihn bloß „zurückgedrängt“: „Ich habe mich nur verteidigt“. Allerdings ergänzte er: „Die Platzwunde hat er dank meiner Faust bekommen.“

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Angerempelt und geschlagen

Auch zu den anderen Anklagepunkten äußerte sich Mehmet K. so, dass es günstig für ihn aussah. Dagegen stehen die Aussagen der betroffenen Zeuginnen. Eine 34-jährige Kauffrau sagte, sie sei mit ihrem Sohn die Rösrather Straße entlanggegangen und von Mehmet K. unvermittelt so heftig angerempelt worden, dass sie gestürzt sei.

Die andere Zeugin begegnete ihm im Februar 2018 auf der Hohe Straße. Sie war auf dem Weg zur Bank, um die Tageseinnahmen eines Kosmetikgeschäfts hinzubringen. Schon von weitem habe sie Mehmet K. vor sich hinfluchen sehen. Er sei auf sie zugesteuert, habe ihr den Ellenbogen gegen den Kopf gestoßen und sie „an einer Wand“ festgehalten. Sie folgte ihm und gab der Polizei Bescheid.

Die erste Frau habe ihn „umrennen“ wollen, daher habe er sie „zur Seite geschoben“, erklärte der 47-Jährige. Die andere habe er festgehalten, um sicherzugehen, dass sie ihm nicht die Geldbörse aus der Tasche gezogen habe. Schon oft ist Mehmet K. mit seinem Verhalten aufgefallen; vier Verfahren wurden wegen Schuldunfähigkeit eingestellt. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Gut möglich ist, dass das Gericht anordnet, Mehmet K. dauerhaft in der Psychiatrie unterzubringen.

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