„Ich bin persönlich entäuscht"Ministerin Heinen-Esser kritisiert Schramma-Rückzug
Köln – Die Entscheidung des früheren Kölner Oberbürgermeisters Fritz Schramma, den Ehrenvorsitz der Kölner CDU niederzulegen, ist bei NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser auf herbe Kritik gestoßen. „Der Rückzug von Fritz Schramma vom Ehrenvorsitz der Kölner CDU enttäuscht mich persönlich“, sagte Heinen-Esser dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Die CDU sei eine vielfältige Partei, in der viele Ideen gelebt werden könnten. „Die aktive Parteiführung mit Bernd Petelkau, Florian Braun und Serap Güler verdient unsere Unterstützung, gerade auch weil sie in intensiven Prozessen vor und nach der Kommunalwahl Inhalte diskutiert hat“, so die CDU-Politikerin aus Köln. Sie sei „sehr beeindruckt“, wie die Partei nach einer schwierigen zerstrittenen Phase wieder zusammengeführt wurde. „Es wäre schön, wenn dies so bliebe, und ehemalige Aktive den heutigen Aktiven nachhaltig den Rücken stärken, damit sie ihre Arbeit in Partei und Fraktion gut machen können, und ihnen nicht in den Rücken fallen“, sagte Heinen-Esser.
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Schramma hatte den Ehrenvorsitz der Kölner zurückgegeben, um gegen das Verhalten der CDU-Spitze in der Stadtwerke-Affäre zu protestieren. CDU-Chef Bernd Petelkau habe sich an einem Klüngel beteiligt, bei dem sich die Parteien hochbezahlte Managerposten „wie Beute in Hinterzimmern“ aufgeteilt hätten. „Ich schäme mich für diese Politik“, sagte Schramma in seiner Rücktrittserklärung.
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Auch der Landtagsabgeordnete Florian Braun, der zugleich Vize-Kreisvorsitzender der Kölner CDU ist, übte Kritik am Rücktritt Schrammas. „Für das öffentliche Statement von Fritz Schramma habe ich wenig Verständnis“, sagte Braun unserer Zeitung. Das schade der Union und der eigenen Sache. Schrammas Kritik komme „Monate verspätet" und scheine „daher eher emotional als sachlich begründet“.
Güler bedauert Schrammas Schritt
NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler, ebenfalls Vize-Kreischefin der Kölner CDU, erklärte, Schrammas Schritt sei sehr bedauerlich: „Ich hätte mir gewünscht, dass er anders vorgeht und die Gremien der Partei für diese Diskussion nutzt. Bei allem Respekt Fritz Schramma gegenüber finde ich die alte Geschichte rund um die Stadtwerke als Grund für seinen Rücktritt wenig überzeugend.“
Ministerin bewirbt sich um Landtagsmandat
Oliver Kehrl, Landtagabgeordneter aus dem Kölner Süden, erklärte auf Anfrage, Schramma nehme „die Stimmung der CDU-Mitglieder auf, die mit dem Ergebnis der Kommunalwahl unzufrieden“ seien und „sich mehr Pluralität und eine breitere Aufstellung der Kölner CDU“ wünschen würden. Statt über Personal zu streiten, sollte die Partei sich auf die Arbeit in der von ihm geforderten Zukunftskommission konzentrieren. „Dort ist der Ort, um Wege für eine Erneuerung der Kölner CDU zu diskutieren“, sagte Kehrl.
Umweltministerin Heinen-Esser will sich auch nach der nächsten NRW-Wahl in der Landespolitik engagieren: Sie strebt ein Landtagsmandat an. In der CDU rechnet man damit, dass sie im früheren Wahlkreis von Serap Güler in Köln-Mülheim antritt. Güler, eine Vertraute von NRW-Ministerpräsident und Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet, hatte sich dafür entschieden, für den Bundestag zu kandidieren.