IndustriebahnmuseumWaggon mit Geschichte

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Von zwei Kranwagen wurde der zehn Tonnen schwere Güterwaggon auf einen Tieflader gehievt.

Von zwei Kranwagen wurde der zehn Tonnen schwere Güterwaggon auf einen Tieflader gehievt.

Köln – Der Güterwagen vom Typ G 10 war 80 Jahre lang der Standard-Waggon der deutschen Bahnen. Obwohl seit 1910 rund 120.000 Stück gebaut wurden, sind gut erhaltene Exemplare heute eher selten. Aber das Rheinische Industriebahnmuseum in Nippes verfügt über gleich fünf Exemplare, von denen eins nun an das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden abgegeben wurde. Unter den wachsamen Augen von Major Sebastian Bangert wurde der zehn Tonnen schwere Waggon von zwei Kranwagen auf einen Tieflader gehievt. Donnerstagabend soll er in Dresden ankommen und eins der Leitmotive einer Ausstellung zum Ersten Weltkrieg werden („14-Menschen-Krieg“). Denn der Wagen spielte auch in beiden Weltkriegen eine Rolle.

In Waggons dieses Typs fuhren siegessichere deutsche Soldaten jubelnd an die Fronten. „Darunter waren auch viele Soldaten jüdischen Glaubens. Mit demselben Typ Güterwagen sind dann 30 Jahre später Menschen in die Konzentrationslager deportiert worden“, erläutert Bangert die Bedeutung des Waggons für die Ausstellung. Jörg Seidel vom Industriebahnmuseum berichtet, dass der G 10 deswegen in vielen Holocaust-Gedenkstätten überall auf der Welt ausgestellt ist, so auch in Jad Vashem in Israel. Während die Soldaten zu 20 Mann im Waggon fuhren, wurden die Deportierten oft zu 50 oder mehr Menschen in einem Wagen zusammengepfercht. Gegen Ende des Krieges waren es dann deutsche Flüchtlinge, die in denselben Wagen in den Westen gebracht wurden. Der jetzt verfrachtete Waggon war bis 1980 für die Bundesbahn im Einsatz.

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