Karneval in KölnTausende trotzen bei „Jeck im Sunnesching“ dem Unwetter

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Brill Karneval Weiser

Rund 10.000 Besucher feierten im Jugendpark.

Köln – Tagelang richteten die Sunnesching-Jecken ihre Augen gespannt auf die Wetter-App: Soll es nun regnen oder hält das „Jeck im Sunnesching“-Festival sein Versprechen? Am Ende war es wettertechnisch durchwachsen. 

So jubilierten nicht nur die Ganzjahreskarnevalisten, die gegen Mittag zu den Klängen von Miljö noch in der Sonne tanzen konnten, sondern auch die Traditionalisten, die ihre Schadenfreude schließlich noch auspacken durften. Das Gewitter am Nachmittag tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch und so strömten laut Veranstalter rund 12.000 Menschen in den Kölner Jugendpark unter der Zoobrücke, um bei der inzwischen vierten Ausgabe des kölschen Sommerfestivals dabei zu sein. Der Termin 2020 steht bereits fest: Es ist der 5. September.

Brill Karneval Weiser

Rund 10.000 Besucher feierten im Jugendpark.

Konfetti und Luftschlangen bildeten eine bunte Wolke

Am Samstag bildeten Konfetti und Luftschlangen eine bunte Wolke vor der Bühne, auf der über den Tag verteilt kölsche Bands und Sänger wie Björn Heuser, Lupo, Brings, Cat Ballou und Kasalla auftraten. Auf dem Gelände tummelten sich Gruppen mit weiß-gelben Ringelshirts, die gelben Motto-Artikel des kölschen Festivals dominierten die Optik. Neben den Hippies, Discoqueens, Flamingos und Ananas, waren Gruppenoutfits besonders Beliebtheit: die Frauen in bunten Tüllröcken, dazu Jute-Sack mit Gruppen-Motto, und die Männer in neonfarbenen Trainingsanzügen, Hawaii-Hemden oder als Fußballmannschaft. Wenn man alle Junggesellenabschiede, die am Wochenende die Kölner Altstadt fluten, auf engem Raum versammeln würde, käme dies der Kostümwahl im Jugendpark durchaus nah. In der feiernden Meute mit einem Kölner ins Gespräch zu kommen, um über das Grundsätzliche (kann Karneval auch außerhalb des traditionellen Festkalenders existieren?) zu debattieren, war eine Herausforderung, denn viele sind aus ganz Deutschland angereist.

Sicher ist, dass das vorwiegend eher junge Publikum über diesen weiteren Termin im persönlichen Party-Kalender sichtlich zufrieden war. „Warum bis November warten, wenn man zu jeder Jahreszeit jeck sein kann?“, strahlten ihre Gesichter aus. Katja Lachmann war mit ihren Freunden extra aus Baden-Württemberg nach Köln gekommen. Für die 31-Jährige zählte, dass „die Menschen hier gut drauf sind“. Nach häufigen Besuchen zum traditionellen Sessionsauftakt am 11.11. habe sie den Wunsch verspürt „auch einmal bei gutem Wetter zu feiern“. Auf die Bands Kasalla und Cat Ballou freute sie sich besonders.

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Bei „Jeck im Sunnesching“ war die Stimmung im Jugendpark prächtig. 

„Das ganze Jahr ist Karneval“

Für Kathrin und ihre Freunde aus Koblenz „ist ohnehin das ganze Jahr Karneval“, sagte die 46-Jährige, die in ihrer Heimat ein aktives Mitglied im Karnevalsverein ist. „Zwar waren wir immer froh, wenn eine Session auch wieder vorbei war, aber spätestens ab August bekommen wir Sehnsucht“. Für die Überbrückung dieser Lücke am Ende des Sommers, wenn die Ferien vorbei sind und der Jahresurlaub nur noch als digitales Foto abrufbar ist und der traditionelle Sessionsauftakt noch weit entfernt ist, kam das kölsche Festival für viele gerade recht. Die Leute suchten einfach den Spaß. Feiern, um dem Starrsinn im Alltag zu entfliehen, mutmaßte die Koblenzerin.

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Die beiden Matrosinnen Sandra Hannemann (23) und Savannah Diringer (19) aus Düsseldorf hielten sich mit ihrer gelben Regenjacke für jede Wetterlage parat. Am Ende des Festivals wollten die jungen Frauen von der Düsseldorfer Tanzgarde ihr Tanzbein bei der Party im nicht weit von Tanzbrunnen entfernten Club Bootshaus mit Musik von Brings, Miljö und Rheinveilchen schwingen. Andere zogen zum Feiern in die Veedel weiter. In mehr als 100 Kneipen, Biergärten und Brauhäusern gab es bei DJ- und Live-Musik dazu reichlich Gelegenheit. 

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