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Kölner LichterSo planten die Pyrotechniker die Himmelsbilder

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Farbenspiel am Himmel bei den Kölner Lichtern 2018

  • Akribisch bereitet die Mannschaft um Chef-Pyrotechniker Georg Alef das Höhenfeuerwerk vor, das in diesem Jahr unter dem Motto Offenbach steht.
  • Doch die Debatte um Feinstaubbelastung und Kohlendioxid-Emissionen geht auch an ihnen nicht spurlos vorbei.
  • Denn gerade erst hat der Kölner Stadtrat den „Klima-Notstand“ ausgerufen.

Köln – Nur noch wenige Stunden liegen bis zum Höhenfeuerwerk der „Kölner Lichter“ – und eigentlich könnte alles wie immer sein: Gerade schließen die Pyrotechniker letzte Arbeiten für die Vorbereitung des Feuerwerks ab. Doch etwas ist anders in diesem Jahr: Wegen Diskussionen über die Feinstaub- und CO2-Emmissionen des Mega-Events stehen die Verantwortlichen unter Druck.

Schweißperlen stehen Georg Alef auf der Stirn. Die Sonne brennt unerwartet stark vom Himmel, als der Chefpyrotechniker der „Kölner Lichter“ am Freitag von einer Treppe herabsteigt auf eines der beiden Schiffe, die im Niehler Hafen für einen Einsatz bei den „Kölner Lichtern“ am Samstagabend bereitgemacht werden: Von ihnen soll das Hauptfeuerwerk um 23.30 Uhr auf dem Rhein gezündet werden.

Die Ladeflächen der Schiffe sehen leer aus, doch seit Donnerstagmorgen haben die Pyrotechniker hier den Inhalt aus vier gefüllten Containern aufgebaut. Auf Hebebühnen bringen Arbeiter letzte Feuerwerkskörper an den Seiten des Schiffes an, Techniker verkabeln Zündsätze mit dem Empfänger.

Jeder Handgriff muss sitzen. „Dem Publikum würde es vielleicht nicht auffallen, aber wenn wir hier etwas falsch stecken, würde unter neun roten Fontänen vielleicht eine grüne am Himmel erscheinen. Das darf nicht passieren“, sagt Alef. Viele Tausend Schuss haben die Mitarbeiter bereits verkabelt, insgesamt sind es 1,2 Tonnen Pyromaterial. Wenn der Pyrotechniker der Eitorfer Firma Weco von diesen Daten spricht, dann nennt er noch zwei weitere Zahlen. 1,2 Kilogramm Feinstaub, 40 Kilogramm CO2 – die möglichen Emissionen des Feuerwerks, die die Veranstalter auf Basis einer Studie auf das Kölner Feuerwerk übertragen haben. „Eine Worst-Case-Berechnung“, sagt Alef.

Die Zahlen sind wichtig geworden, seitdem Nutzer in sozialen Netzwerken debattieren, ob das Feuerwerk der „Kölner Lichter“ aus Umweltgründen vertretbar sei – angefeuert sicher nicht zuletzt durch den Beschluss des Rats, in der Stadt den Klimanotstand auszurufen.

„Der Zeitpunkt war unglücklich, die Diskussionen im Netz haben sich überschlagen“, sagt Veranstalter Werner Nolden. Am Donnerstagabend nahm er im Netz Stellung. Dort schrieb er, der CO2-Ausstoß der Veranstaltung sei mit dem Durchschnittswert zu vergleichen, den jeder Deutsche in  zwei Tagen verbrauche.

„Alles nicht so schlimm“, sagt der Veranstalter

„Dass die Kölner Lichter keine Bio-Veranstaltung sind, ist klar. Aber es ist längst nicht so schlimm, wie immer behauptet wird“, sagt  er. Nach der diesjährigen Auflage der Veranstaltung will Nolden sich mit Umweltdezernent Harald Rau treffen, um mit ihm Möglichkeiten für ein umweltfreundlicheres „Kölner Lichter“ zu diskutieren. Nolden wünscht sich eine plastikfreie Veranstaltung binnen der nächsten zwei bis drei Jahre; weitere  Maßnahmen könnten noch nicht abgeschätzt werden.

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Alefs Mund bebt, wenn er davon spricht, dass die Debatte um das Feuerwerk nicht mehr sei als eine „Stellvertreterdiskussion“. Er liebe seinen Job. Und er wünsche sich, dass die Menschen nun auch wieder darüber sprechen würden, was ihm selbst am meisten Freude bereite: Nächtelang hat der Pyrotechniker das Konzept für das Höhenfeuerwerk entwickelt, das auf Anregung der Offenbach-Gesellschaft zum 200-jährigen Jubiläum des Komponisten das Motto „Über Grenzen hinweg! Offenbach & Friends“ trägt. Offenbachs Stücke werden zentraler Bestandteil der musikalischen Choreografie des Feuerwerks sein. Die Entscheidung für Offenbach ist auch die Entscheidung der Macher, eine pro-europäische Botschaft zu transportieren. „Offenbach war für seine Zeit ein glühender Europäer“, sagt Alef.

Abseits der Boote liegt ein Gerüst auf dem Boden. Sieben Meter hoch, vier Meter breit. Mit Kreppband haben die Techniker hier die Umrisse von Offenbachs Konterfei aufgeklebt. Später soll es per Kran auf das Schiff geladen werden, und zu Beginn des Feuerwerks am Himmel schwebend abzubrennen. Wohl noch am Samstag werden Mitarbeiter damit beschäftigt sein, die Konturen Offenbachs mit kleinen Feuerwerkskörpern in mehreren Farben nachzubilden. „Absolute Kleinstarbeit“ sei das, so Alef, „meine Feuerwerkler hassen mich dafür.“

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