„Leben in Köln“-UmfrageKnapp ein Viertel der Kölner ist von Armut bedroht

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Armut Symbolbild dpa neu

Ein Obdachloser verbringt die Nacht auf einer Parkbank. (Symbolbild)

Köln – Knapp ein Viertel der Kölner ist von Armut bedroht. Das ist das Ergebnis der repräsentativen Umfrage „Leben in Köln“, die die Stadt Köln zur Erwerbstätigkeit und wirtschaftliche Lage der Kölner Bevölkerung gemacht hat. Als armutsgefährdet gilt in Köln, wer weniger als 1066 Euro im Monat zur Verfügung hat.

Risikogruppe Alleinerziehende

Am stärksten von Armut bedroht sind Haushalte von Alleinerziehenden: Vier von zehn Haushalten sind hier armutsgefährdet. Von den übrigen Haushalten mit Kindern ist in Köln etwa ein Fünftel (19 Prozent) von Armut bedroht. Auf die Zahl der Kinder hochgerechnet leben damit in Köln rund 46.000 armutsgefährdete Kinder und Jugendliche. Im Durchschnitt hat ein Kölner Haushalt 2700 Euro pro Monat zur Verfügung. Dabei kommen Haushalte mit Kindern im Durchschnitt auf 3600 Euro, der durchschnittliche Alleinerziehenden-Haushalt verfügt über 1900 Euro pro Monat.

Mehr Erwerbstätige

Parallel zu dieser Entwicklung hat sich in Köln der Arbeitsmarkt stark verändert. Nie waren mehr Kölner erwerbstätig: 80 Prozent der Kölner zwischen 18 und 80 Jahren gehen einer Beschäftigung nach – das entspricht einer Steigerung um 25 Prozent innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Dabei gingen mehr Nicht-Deutsche (86 Prozent) und Deutsche mit Migrationshintergrund (83 Prozent) einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach als Deutsche ohne Migrationshintergrund (78 Prozent).

Wirtschaftliche Lage

Trotz dieser deutlich steigenden Zahlen reicht der Verdienst bei etwa einem Fünftel der Beschäftigten nicht aus, um davon dauerhaft auskömmlich leben zu können. 16 Prozent der Erwerbstätigen in Köln sind per Definition arm – trotz Arbeit. Ein Fünftel der Kölner Bevölkerung gibt an, bereits jetzt mit dem verfügbaren Haushaltseinkommen nicht auszukommen. Jeder Zehnte bezeichnet seine aktuelle wirtschaftliche Lage als „schlecht“ oder als „sehr schlecht“.

Prekäre Beschäftigungen

Das liegt daran, dass immer weniger Kölner in einem so genannten „Normalarbeitsverhältnis“ beschäftigt sind – also unbefristet in Vollzeit und sozialversicherungspflichtig. Immer mehr Menschen arbeiten dagegen in so genannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen, das heißt, sie sind befristet, in Teilzeit, in Leiharbeit oder in Mini-Jobs tätig. Derzeit liegt ihr Anteil bereits bei 19 Prozent. Tendenz steigend. Teilzeit ist bei Frauen ab 30 Jahren besonders weit verbreitet. Bei den 45- bis 60-jährigen Frauen arbeitet sogar knapp die Hälfte in einer geringfügigen Teilzeitbeschäftigung mit weniger als 20 Wochenstunden. Der höchste Anteil Teilzeitbeschäftigter findet sich in den Berufssparten Erziehung und Unterricht (50 Prozent) sowie im Gesundheitswesen (40 Prozent).

Mehr befristete Beschäftigung

Auch der Einstieg ins Berufsleben erfolgt immer häufiger über ein befristetes Arbeitsverhältnis. Knapp ein Fünftel der abhängig Beschäftigten in Köln sind befristet eingestellt (17 Prozent). Besonders häufig sind Frauen zwischen 18 und 24 Jahren davon betroffen (23 Prozent). Sehr hoch ist der Anteil der Befristungen im Bereich „Erziehung und Unterricht“: Dort hat jeder vierte Beschäftigte (25 Prozent) ein befristetes Beschäftigungsverhältnis. Auch im „Gesundheits- und Sozialwesen“ sind etwa ein Fünftel (19 Prozent) befristet eingestellt.

Fehlende Altersvorsorge

Die wachsende Zahl prekär Beschäftigter führt in der Folge dazu, dass derzeit ein Viertel der Kölner kein Geld fürs Alter zurücklegen kann. Jeder Sechste geht davon aus, nicht mit der Rente auszukommen. Für die repräsentative Umfrage „Leben in Köln“ hat die Stadt per Zufallsverfahren 64.000 Personen zwischen 18 und 80 Jahren aus dem Kölner Melderegister ausgewählt, die ihren Haupt- oder Nebenwohnsitz in Köln haben.

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