„Mangel an Ärzten“Medizinische Fakultät in Köln fordert 25 Prozent mehr Studienplätze

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Ärzte im OP Symbol

Die Medizinische Fakultät möchte mehr Ärzte ausbilden. (Symbolbild)

Köln – Die Medizinische Fakultät der Universität Köln will mehr ausbilden. Studiendekan Professor Markus Rothschild fordert, dass das Land NRW weitere Studienplätze für Mediziner einrichten solle. „Wir haben einen Mangel an Ärzten in Deutschland, wir müssen mehr ausbilden.“

Alleine die Kölner Fakultät könne ihre Kapazitäten um etwa 25 Prozent oder 50 Studienplätze je Semester aufstocken. „Das geht aber nur, wenn wir zusätzlich Geld vom Land bekommen“, so Rothschild.

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Markus Rothschild

Helfen würde es zudem, wenn es zu dem diskutierten Verbund der städtischen Kliniken und der Uniklinik käme. Dann hätte die Uni die räumlichen und personellen Kapazitäten, um weitere Studenten theoretisch und praktisch zu unterrichten. Interessenten gäbe es wohl ausreichend: Auf die 195 Studienplätze hätte es 30.000 Bewerber für das Wintersemester gegeben, sagte der Studiendekan.

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Kooperationsangebot für hoch verschuldete Kölner Kliniken

2017 hatte die Uniklinik den hoch verschuldeten städtischen Kliniken ein Kooperationsangebot gemacht. Nach langen Diskussionen hatte der Stadtrat 2019 beschlossen, dass Uniklinik Verhandlungen mit dem Land aufnehmen soll. Der Verbund könnte im Rahmen einer Stiftung mit zwei Betriebsgesellschaften vollzogen werden.

Die Liegenschaften der städtischen Klinken blieben bei der Stadt, das operative Geschäft würde die Uniklinik führen. Der Vorteil für die Uniklinik wäre, dass sie ihre Forschung ausbauen und einen Platz in der internationalen Spitzenmedizin sichern könnte. Dafür braucht sie mehr Patienten und Erweiterungsflächen – in Lindenthal ist aber kein Platz dafür.

Start des Sommersemesters wegen Corona verschoben

Rothschild äußerte sich auch zur Corona-Pandemie und dem vergangenen Semester. Die Uni Köln musste den Start des Sommersemesters von Anfang April bis nach den Osterferien verschieben. Anschließend blieb der gesamte Campus geschlossen, sämtliche Lehre wurde ins Internet verlegt. „Für einen Studiendekan war es eine maximal turbulente Zeit.“ Die Studierenden hätten aber durchaus Gefallen an den digitalen Vorlesungen gefunden, habe eine Evaluation herausgefunden. „Das war für uns überraschend, weil alles mit heißer Nadel gestrickt war.“

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Erstaunlich ist, dass seit Jahren an den Hochschulen über ein größeres Angebot an digitaler Lehre diskutiert wird – passiert war bis vor der Corona-Pandemie nur wenig. „Wenn Zwang da ist, funktioniert es auf einmal“, sagt Rothschild. Unter den Dozenten habe es viele gegeben, die sich die digitale Lehre nicht zugetraut hätten.

Hybrides Studium mit Unterricht per Laptop

„Ich würde sagen: 90 Prozent der Mitglieder unserer Fakultät hatten vor Corona noch nie an einer Videokonferenz teilgenommen, jetzt machen es alle – mit wachsender Begeisterung.“ Andererseits sei die IT-Infrastruktur seit Jahren vorhanden, aber nicht genutzt worden. „Dadurch konnten wir alles innerhalb weniger Wochen umstellen.“

Das kommende Wintersemester beginnt an der Uni offiziell am 1. Oktober, die Vorlesungen wurden aber auf die Zeit vom 2. November bis zum 12. Februar verkürzt. Es soll ein hybrides Studium werden, in der möglichst viel Unterricht per Laptop stattfinden soll. Andererseits werden Kurse, die nicht auf Distanz gehalten werden können, als Präsenzunterricht durchgeführt. „Wir werden einen Spagat machen und auch Kompromisse eingehen müssen“, sagte Rothschild. Die Studierenden müssten sich aber keine Sorgen machen, dass sie schlechter ausgebildet würden, als die Jahrgänge vor ihnen.

Anzahl der Studierenden wegen Corona reduziert

Die Anzahl der Studierenden, die mit Patienten arbeiteten, werde unter Einhaltung der Corona-Regeln auf maximal zwei Studierende pro Patienten reduziert. „Es kommen natürlich keine Hochrisikopatienten in den Unterricht.“ Die Fakultät verfüge zudem über einen Pool von 60 Schauspielern, die verschiedene Krankheitsbilder einstudiert hätten, mit denen die Studierenden üben könnten. Weiter habe die Hochschule an allen Stellen, an denen man nicht unbedingt am Patienten arbeiten müsse, Modelle angeschafft.

Für Zahnreparaturen stünden den Studierenden etwa Phantomköpfe mit austauschbaren Gebissen und Zähnen zur Verfügung. Für Reanimationskurse und Blutentnahmen gäbe es Dummys. Letztlich dürfen auch alle Praktika unter Einhaltung der Hygieneregeln stattfinden. Klausuren würden vorwiegend online abgehalten, andere könnten unter Wahrung der Abstandsregeln im PC-Pool durchgeführt werden.

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