„March For Science“Kölner Wissenschaftler setzen sich für freie Forschung ein

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Mit dem „March For Science“ wollen sich Kölner Wissenschaftler für die freie Forschung einsetzen.

Köln – Mit dem „March For Science“ wollen sich am Samstag, 14. April, Kölner Wissenschaftler für die freie Forschung einsetzen. Von der Domplatte ziehen die Demonstranten ab 11 Uhr zum Rudolfplatz, wo ab 12 Uhr eine Kundgebung unter anderem mit Astronaut und Physiker Reinhold Ewald, Kriminalbiologe Mark Benecke und Philosophieprofessor Thomas Grundmann von der Universität Köln stattfindet.

Grundmann sieht im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Wissenschaftsfreiheit nicht nur durch Populisten wie Trump, Putin und Erdogan gefährdet, sondern auch in Deutschland. „Die Stimmen der Experten werden nicht mehr ernst genommen.“

Wissenschaft in Zeiten von Fake News

Wissenschaft in Zeiten von Fake News ist schwieriger geworden – dafür sieht Grundmann viele Gründe. Viele Menschen sähen Forscher als Teil einer Machtelite, die eng mit der Politik oder der Wirtschaft verwoben sei und zu der sie keinen Zugang hätten. „Das Bild von der Wissenschaft ist oft schräg“, sagt Grundmann. Oft erwarteten Menschen von Forschern eindeutige Antworten auf schwierige Fragen, die Wissenschaftler nicht immer liefern könnten. Und mitunter würden auch die Irrtümer in der wissenschaftlichen Debatte stärker wahrgenommen als die wissenschaftlichen Leistungen.

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Weil ein Teil der Gesellschaft den Experten nicht mehr vertrauten, hätten Spekulationen und Verschwörungstheorien Hochkonjunktur. Ob die Anschläge auf die Twin Towers am 9. November 2001, der Klimawandel oder der Impfschutz für Kinder: Wenn Laien mit viel Empathie, aber nicht immer mit genügend Wissen diskutierten, sei das Tor für Desinformation weit geöffnet.

Unbehagen an der Moderne

Mit im Spiel seien bei manchen Themen Ängste, die von Populisten etwa in der Migrationsdebatte geschürt würden. Grundmann vermutet, dass es den Menschen weniger um die Themen Islam oder Flüchtlinge gehe, sondern, dass sie ein Unbehagen an der Moderne hätten. Gerade in den vergangenen 20 Jahre habe sich viel verändert, womit besonders konservative Menschen nicht zurechtkommen: Von der Globalisierung über die Bewegung der Schwulen und Lesben bis hin zur Digitalisierung. „Manchen Menschen geht das zu schnell.“

Der Vizepräsidentin im Deutschen Bundestag und Grünen-Politikerin Claudia Roth machte in ihrer Auftaktrede zur Ringvorlesung „Redefreiheit“ in der Kölner Universität am Mittwochabend die soziale Spaltung in der Gesellschaft für die Krise von Wissenschaft und Politik in Teilen der Öffentlichkeit verantwortlich. „Unser Land ist tief gespalten“, sagte Roth. Die Schere zwischen Armen und Reichen öffne sich, so viel Ungleichheit wie derzeit habe es seit 1913 in Deutschland nicht mehr gegeben.

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