„MS Stadt Köln“ soll Museum werdenHistorisches Ratsschiff wird runderneuert

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Fachleute erklären die Arbeiten am Schiffsrumpf.

Fachleute erklären die Arbeiten am Schiffsrumpf.

Köln – In der Oberbürgermeister-Suite des Kölner Ratsschiffs „MS Stadt Köln“ lässt sich trotz Kabeln, Sägespänen und Holzsplitter noch der Doppelkopfadler mit dem Kölner Wappen auf dem Boden erkennen. Die Geschichte besagt, dass der Teppich mit dem Muster nach 1952 im Schiff verlegt wurde – allerdings waren auf der ersten Version des Teppichs nur zehn, statt der elf Tränen im Wappen zu sehen. Der Fehler wurde direkt korrigiert.

Diese Anekdote ist nicht die Einzige, die das Schiff zu bieten hat, schließlich hat es die Stadt lange Zeit auf dem Rhein repräsentiert. Fertiggestellt wurde es 1938: Hitler ist auf dem Ratsschiff gefahren, Alice Schwarzer soll es während eines feministischen Protests besetzt haben und auch die Queen hat Köln von seinem Hauptdeck aus kennengelernt.

MS Stadt Köln (Archivfoto)

MS Stadt Köln (Archivfoto)

Jetzt steht es, auf Metallstangen und Holzstapeln, in der Schiffswerft Deutz. Hier wird es restauriert, was vor allem dem Förderverein des Historischen Ratsschiffes MS Stadt Köln zu verdanken ist.

Das Schiff gehört der Stadt, die noch vor knapp zehn Jahren überlegt hatte, es zu verschrotten. Karl-W. Müller ist stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins und erinnert sich noch genau: „Der Sohn des ehemaligen Kapitäns erzählte mir davon, und wir wollten das verhindern. Da haben sich Leute zusammengefunden, die das Schiff kannten und jetzt sind wir hier.“

Am Samstag gaben Müller und andere Experten Führungen durch das Schiff. Die knapp 40 Förderfreunde hatten zum Tag der offenen Werft geladen. Seit April steht die MS Stadt Köln in Mülheim, die erste Restaurationsphase ist bereits abgeschlossen. Der Rumpf wurde runderneuert, jetzt werden Ober- und Hauptdeck renoviert. Der Verein konnte für die ersten beiden Restaurationsphasen 1,7 Millionen Euro sammeln. Sponsoren waren unter anderem die Stadt Köln sowie die Deutsche Stiftung für Denkmalschutz. Unterstützt wird der Verein von ausgebildeten Denkmalpflegern. „Das Schiff könnte, je nach Finanzierung der nächsten beiden Bauphasen, in zwei bis drei Jahren fertig sein. Es soll dann als Schiffsmuseum vor dem Schokoladenmuseum liegen – und auch fahren“, sagt der Vereinsvorsitzende Udo Giesen.

Suche nach alten Fotos

Wie genau das Museum aussehen soll, überlegt der Verein noch, aber er sucht bereits fleißig nach Bürgern, die weitere Geschichten, Fotos und Gegenstände des Schiffs kennen oder besitzen. Bürgermeister Ralf Heinen heißt die Besucher ebenfalls auf der Werft willkommen: „Seit 2000 Jahren ist Köln die Stadt am Rhein. Die Idee zu dem Schiff kam noch von Adenauer und nach dem Krieg haben die Amerikaner es genutzt. Es ist Teil unserer Stadtgeschichte und es geht darum, dass wir Kölner sie sehen und erfahren können.“

Markus Wegner ist Geschäftsführer der Karnevalsgesellschaft Kölsche Rotshäre, der Stadt sehr verbunden und historisch interessiert: „Wir könnten uns vorstellen, einen unserer Sessions-Orden mit dem Schiff zu designen. Toll wäre, wenn es bekannter würde, denn es ist ein wahrer Augenschmaus.“ Im Büro der Werft hängen Bilder eines 3D-Modells: Darauf ist das Schiff säuberlich in weiß-grün lackiert, hat eine große Fensterfront, einen Mast und auf dem Oberdeck, eine Kapitänskajüte.

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Zwischen den Bildern hängt ein Plan für eine Anlegestelle. Ein Ingenieurbüro hat bereits einen Vorschlag entworfen: „Den würden wir auch der Stadt als Anregung zur Verfügung stellen, aber wir werden noch viel über die Finanzierung sprechen müssen“, sagt Vorstand Giesen.

In den kommenden Bauphasen will der Verein noch das Schiffsholz sanieren lassen und die Fahrtüchtigkeit wiederherstellen. Die beiden Dieselmotoren sind noch voll funktionsfähig: „Die sind ein technisches Meisterwerk. Seinerzeit war dieses Schiff das schnellste auf dem Rhein“, sagt Giesen. Dazu braucht es weitere Spenden, der Vorsitzende veranschlagt eine weitere halbe Million. „Sachspenden wären natürlich auch toll, zum Beispiel ist noch nicht klar, wie gut sich der Teppich aus dem Oberbürgermeister-Suite restaurieren lässt. Wenn ein Weber-Unternehmen uns hier helfen könnte, wäre das großartig.“

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