„Negativbeispiel für Aufklärung“Kommission kritisiert Kölner Erzbistum scharf

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Woelki dpa

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln

Köln – Die „Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ hat die Geschehnisse im Erzbistum Köln als Negativbeispiel für alle Verantwortlichen kritisiert und eine von der Kirche unabhängige Aufklärung verlangt.

„Von außen betrachtet, ist der Eindruck von Vertuschung beim Vorgehen im Erzbistum Köln stärker als das Vertrauen auf einen echten Aufklärungswillen. Hier wäre dringend Klärung gegenüber den Betroffenen und der Zivilgesellschaft geboten“, heißt es in einer Erklärung der Kommission, die beim Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, angesiedelt ist.

Kritik an Umgang der Bistumsleitung mit Betroffenenbeirat

Besonders scharf kritisiert die Kommission den Umgang der Bistumsleitung unter Kardinal Rainer Woelki mit dem von ihm selbst eingerichteten Betroffenenbeirat. Das Bistum hatte die Geheimhaltung eines Missbrauchsgutachtens mit dem angeblichen Wunsch des Gremiums begründet. Die beiden Sprecher traten darauf hin zurück und erklärten, sie fühlten sich instrumentalisiert und ein zweites Mal missbraucht.

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Dies wiege „besonders schwer“, so die Kommission. Das Vertrauen der Betroffenen sei „schwer enttäuscht“ worden. Der Aufarbeitungsprozess im Erzbistum sei schwer beschädigt, am Willen einer ehrlichen Aufarbeitung gebe es erhebliche Zweifel.

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Das Erzbistum nahm auf Anfrage keine Stellung zu den Vorwürfen, kündigte aber eine eigene Erklärung an. Kardinal Woelki hatte zuletzt Fehler eingeräumt und um Geduld bis zur Vorlage eines Ersatzgutachtens am 18. März gebeten, in dem  Verantwortliche für Vertuschung und Bagatellisierung von Missbrauch benannt werden sollen.

Bistum Limburg: Vertrauensverlust in Köln greift um sich

Am Wochenende stellte auch die Diözesanversammlung im Bistum Limburg  einen „um sich greifenden Vertrauensverlust“ in Köln fest und attestierte Woelki „zunehmende Schwierigkeiten“ in der Amtsausübung. Der Umgang mit dem Betroffenenbeirat sei „beschämend“. Leitungsverantwortung dürfe nicht „auf Prüfinstanzen im Vatikan abgeschoben“ werden, forderte das Präsidium der Laienvertretung mit Blick auf  Woelkis Bitte an den Papst, etwaiges Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen zu beurteilen.

Der Unabhängigen Kommission zufolge zeigt die Situation in Köln, dass eine Aufarbeitung, „die für Aufklärung über Taten, Täter und Strukturen sorgen und einen Beitrag zur Gerechtigkeit sowie Anerkennung von Unrecht und Leid leisten“ solle, unabhängig sein müsse. Das Erzbistum will sich an solch einem Prozess beteiligen.  (mit kna)

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