„Nicht angemessen“Generalvikar kritisiert Kölner Seelsorger für Brief an Woelki

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Generalvikar Markus Hofmann 

Generalvikar Markus Hofmann 

Köln – In einem Treffen mit kritischen Seelsorgern aus dem Erzbistum Köln hat Generalvikar Markus Hofmann deren offenen Brief an Kardinal Rainer Woelki getadelt. Die von einer Gruppe um die Kölner Gemeindereferentin Marianne Arndt gewählte Form der Kommunikation „erachtet das Erzbistum als nicht angemessen“, heißt es in einer im Anschluss verbreiteten Mitteilung über den – so wörtlich – sachlich-konstruktiven Meinungsaustausch.

„Dass der Brief zunächst der Presse und erst danach dem Erzbistum und dem Erzbischof zugestellt wurde, habe den darin geforderten Dialog konterkariert. Interviewäußerungen im Nachgang der Veröffentlichung des Briefes seien beschädigend und sachlich unangemessen gewesen“, heißt es in der Mitteilung weiter. Dies habe Hofmann den sechs Seelsorgern „deutlich gemacht“.

Düsteres Bild der Lage

Arndt sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, es bleibe bei dem erklärten Wunsch, mit dem Kardinal selbst über die in ihrem Brief vom 1. März formulierten Anliegen zu sprechen. Um dieses Ziel nicht zu gefährden, wollten sie und ihre Kollegen derzeit kein weiteres Öl ins Feuer gießen. Arndt legte aber Wert darauf, dass ihr Brief Woelki sehr wohl vorgelegen habe, bevor der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der WDR darüber berichteten.

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Das Schreiben zeichnet ein düsteres Bild der kirchlichen Lage insgesamt und im Erzbistum. Es ist von Reformstau, Glaubwürdigkeits- und Autoritätsverlust die Rede. Viele Menschen erlebten die Kirche als verlogen, lebensfremd, rückwärtsorientiert und auf sich selbst fixiert.

Die Seelsorger ersuchen Woelki darum, ihre Fähigkeiten und Qualifikationen nicht länger brachliegen zu lassen, sondern verstärkt zu nutzen, insbesondere in der Gemeindeleitung. Der Brief plädiert für neue Wege in der Sakramentenspendung mit erweiterten Kompetenzen der hauptamtlichen Laien, für offenen Dialog in der Kirche, die Anerkennung „alternativer Lebensformen“ und Fortschritte in der Ökumene.

Hofmann wünscht sich Dialog

Auf die meisten Punkte geht das Erzbistum in seiner Erklärung nicht ein. Einige Inhalte seien „mit den Anliegen des Erzbischofs vergleichbar“. Genannt werden breiter Dialog, erweiterte Partizipation und veränderte Kommunikation. Dies seien „wichtige Bestandteile der aktuellen Etappe des Pastoralen Zukunftswegs“, eines von Woelki ausgerufenen mehrjährigen Denk- und Planungsprozesses für Strukturreformen im Erzbistum.

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Auf einer Seelsorger-Tagung Ende März habe Woelki die Arbeit der Pastoral- und Gemeindereferenten ausdrücklich gewürdigt. Sie sei „wesentlich dafür, wie die katholische Kirche in Köln von den Menschen wahrgenommen wird“. Der Kardinal ging damals allerdings nicht auf den offenen Brief ein. Diesen haben laut Arndt inzwischen 60 Vertreter ihrer Berufsgruppe unterzeichnet. Auch Priester – unter ihnen mehrere leitende Pfarrer – unterstützten ihn. Eine Düsseldorfer Pfarrgemeinde setzte eine Unterschriftenaktion in Gang.

Nach Bistumsangaben forderte Hofmann seine Gesprächspartner „abschließend auf, ihre Anliegen verstärkt in den Pastoralen Zukunftsweg einzubringen“. Ein konstruktiv-kritischer Dialog sei dabei „ausdrücklich erwünscht“. Marianne Arndt zeigte sich dazu bereit. „Es war in keiner Weise unsere Absicht, den Kardinal mit unserer kritischen, auch provokanten Intervention als Person zu beschädigen. Wir stehen aber zu unseren Inhalten und werden diese auch weiter forcieren.“

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