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„Nie mehr Quarantäne“Startschuss für das mobile Impfen an Kölner Schulen

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Kolya Golyand (17) lässt sich im Dreikönigsgymnasium impfen.

Köln – Ilya Golyand (17) ist erleichtert. Der Piks ist drin, der Stempel im Impfbuch auch. Der Schüler der Q1 des Dreikönigsgymnasiums in Bilderstöckchen gehört gemeinsam mit 50 anderen Schülerinnen und Schülern der Schule zu den ersten, die ihm Rahmen der an diesem Montag angelaufenen mobilen Impfaktionen der Stadt in den weiterführenden Schulen seine Corona-Schutzimpfung bekommen hat. „Ich finde es eine gute Sache, dass das hier direkt in der Schule gemacht wird“, erzählt er.

Für ihn gab es gleich mehrere Argumente, sich für die Impfung hier anzumelden: „Ich sichere mir meinen geregelten Schullalltag und bin dann sicher, dass ich nicht durch Quarantäne Unterricht verpasse. Gerade jetzt, da es auf das Abi zugeht. Außerdem ist es enorm wichtig, dass wir mit den Impfungen schnell weiterkommen, damit keine neuen Mutationen entstehen – damit es endlich irgendwann mal vorbei ist mit der Pandemie.“

Impfaktion an Schulen als Pilotversuch der Stadt

Das Dreikönigsgymnasium in Bilderstöckchen ist eine von fünf weiterführenden Schulen, die an dem Pilotversuch der Stadt teilnehmen. In einem Klassenraum wurde eigens für diesen Tag ein kleines Impfzentrum aufgebaut: Ein Tisch für die Registrierung, eine Ecke für die Aufklärung der Schülerinnen und Schüler, eine Sichtschutzwand, hinter der dann die Impfungen vorgenommen werden. Den Aufwand, den das für die Schule bedeute, habe man gerne in Kauf genommen, erläutert der stellvertretende Schulleiter und Corona-Beauftragte der Schule, Tim Höttermann.

Vor der Aktion hätten er und sein Kollegium in allen Klassen und Kursen über die Impfung und ihre Vorteile aufgeklärt. „Unser Eindruck ist, dass es wichtig war, die Fragen der Jugendlichen zu beantworten und gleichzeitig im Schutzraum Schule eine Impfung anzubieten. Viele erleben die Schulgemeinschaft als Familie. Da Impfen auch eine Sache des Vertrauens ist, nehmen sie das Angebot hier an.“

Sorge vor Einschränkungen im Sozialleben

Für Zoe, Diva und Ines war es jedenfalls leichter, als Dreiergruppe zum Impfen zu gehen. „Wir saßen nebeneinander, als wir im Unterricht über die Möglichkeit der Impfung in der Schule aufgeklärt wurden und haben uns gleich verabredet, hier gemeinsam mitzumachen“, erzählen die Schülerinnen der Q1. Zumal sie die Befürchtung hätten, bald ohne Impfung wieder in ihrem Sozialleben eingeschränkt zu werden.

Schulleiter Höttermann ist mit dem Rücklauf der ersten Aktion zufrieden: „Zehn Prozent der impffähigen Schüler konnten wir gleich beim ersten Anlauf erreichen.“ Hinzu kämen diejenigen, die schon vorher von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hätten, sich spontan im Impfzentrum immunisieren zu lassen. Er schätzt, dass in den Jahrgängen der Oberstufe des Dreikönigsgymnasiums inzwischen die Hälfte der Schülerinnen und Schüler geimpft seien.

Impfung, um keinen Unterricht mehr zu verpassen

Bei den meisten sei das Motiv, auf keinen Fall weiteren Unterricht verpassen zu wollen. „Zumal alle hier an der Schule im Frühjahr mitbekommen haben, was das heißen kann“, ergänzt die Vorsitzende der Schulpflegschaft, Elke Rath. Durch Corona-Fälle konnten Schülerinnen und Schüler der Schule nicht an ihren Abiturklausuren teilnehmen. Sogar ein Nachtermin des Nachtermins wurde nötig.

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Für Rath ist klar: Je mehr Schülerinnen und Schüler geimpft werden, desto sicherer wird der Schulalltag für alle. Daher sei auch die Schulpflegschaft am DKA im Boot und versuche von dieser Seite, auch Eltern aufzuklären. Seit dem letzten Impferlass des Landes NRW ist nicht mehr notwendig, dass Eltern die Impfung begleiten: Ab 16 Jahren können Jugendliche ohnehin selbstständig einwilligen. Bei Zwölf- bis 15-Jährigen ist nun die schriftliche Einwilligung eines Sorgeberechtigten ausreichend.

Möglichst viele Menschen mit Impfangeboten erreichen

Nach Ansicht von Alexander Lechleuthner, ärztlichem Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Köln, kommt es auf die Vielfalt der Angebote an, um möglichst viele Menschen mit den Impfangeboten zu erreichen. „Manche wollen ins Impfzentrum, andere setzen auf ihren Hausarzt, wieder andere nehmen das Angebot am ehesten an, wenn es da auftaucht, wo sie ohnehin jeden Tag sind und sich wohlfühlen: etwa in der Schule.“ Deshalb seien diese mobilen Impfungen vor Ort ein wichtiger Baustein.

Wobei er betont, dass in Köln ohnehin verglichen mit anderen Kommunen vergleichsweise sehr viele Kinder und Jugendliche bereits geimpft seien, da in den Impfzentren schon einige Wochen vor der Empfehlung der Ständigen Impfkommission die Immunisierung ab zwölf Jahren angeboten wurde. Schätzungsweise ein Viertel aller über Zwölfjährigen seien inzwischen geimpft. Nach der Pilotphase wird nach Angaben von Lechleuthner genau ausgewertet, wie viele Schülerinnen und Schüler bei den mobilen Schulimpfungen erreicht werden konnten und wie das Angebot auf eine größere Anzahl weiterer Schulen, die dafür offen sind, ausgeweitet wird.

Für weitere sechs Schulen seien bereits Impfaktionen in Vorbereitung. Seiner Erfahrung nach brauchen die Schulen jeweils anderthalb bis zwei Wochen Vorlauf, um Aufklärung zu leisten, die Rückläufe bei den Anmeldungen zu sichten und die Impfung zu organisieren. Die Zweitimpfungen finden im Dreikönigsgymnasium noch vor den Herbstferien am 7. Oktober statt. Kolya ist froh, wenn das Thema Corona dann für ihn durch ist. „Man hört ja jetzt bei den Älteren immer öfter von Impfdurchbrüchen. So habe ich dann auch bei Besuchen bei meinem Opa wieder ein besseres Gefühl, weil ich weiß, dass ich ihn nicht gefährde.“

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