„Pulse of Europe“Tausend Menschen demonstrieren in Köln für ein vereintes Europa

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Knapp tausend Menschen demonstrierten auf dem Bahnhofsvorplatz für Europa.

Köln – Ein Meer aus Orange, überall EU-Flaggen und Beethovens „Ode an die Freude“ vom Band – so demonstrierte „Pulse of Europe“ Sonntags auf dem Bahnhofsvorplatz. Seit einem Monat setzt der Kölner Ableger der Bürgerinitiative wöchentlich ein Zeichen für den Zusammenhalt in Europa.

„Nach dem Brexit und der Wahl von Donald Trump war es notwendig, aufzustehen“, erläutert der Veranstalter Christophe Kühl. Mehr als 1000 EU-Anhänger, so schätzt der Anwalt, drängen sich um den kleinen Lastwagen, der zur Bühne umfunktioniert wurde.

Einige sind in EU-Flaggen eingewickelt, verteilen „I love Europe“-Sticker. Kleinkinder tragen blaue Kronen mit goldenen Sternen.

Alles zum Thema Bläck Fööss

An diesem Sonntag stehen die Niederlande im Fokus der Demonstration. Im Hinblick auf die Wahl in dieser Woche verteilen die Veranstalter orangene Blätter. Die Demonstranten rufen: „Bleibt bei uns“ – natürlich auf Niederländisch. Zusammen mit dem Dellbrücker Gospelchor „Voice Tabs“ singen die Teilnehmer den „Stammbaum“ von den Bläck Fööss.

Menschenkette als Symbol des Zusammenhalts

Zum Abschluss jeder Veranstaltung formen die Demonstranten eine Menschenkette als Symbol für den Zusammenhalt. Entlang kölscher Traditionen ufert diese allerdings in einer Art Polonaise aus, die sich über den Bahnhofsvorplatz zieht.

In „Pulse of Europe“ haben EU-Anhänger ein politisches Ventil gefunden – jenseits der Parteipolitik. „Endlich mal ein positives Zeichen, das verbindet“, sagt Jan Hochbruck, der bereits zum dritten Mal an der Kundgebung teilnimmt. Es sei wohltuend, die Offenheit und Solidarität der Menschen zu spüren. Mit selbstgebastelten Flaggen und Schildern unterstützt auch Familie Buggert ein vereintes Europa.

Im November gab es die erste Kundgebung

„Wir wollten unseren Kindern zeigen, dass alle Völker zusammenhalten“, erläutert der Familienvater. Die Gruppe „Let’s Act for Europe“ demonstriert blau kostümiert: „Die Veranstaltung ist super. Wir wollen sie aber noch sichtbarer machen.“

Seit der Frankfurter Anwalt Daniel Röder im November 2016 zur ersten Kundgebung aufrief, hat die Bürgerinitiative merklich expandiert. In 40 europäischen Städten wurde am Sonntagmittag gleichzeitig demonstriert. Wöchentlich kommen neue Orte dazu.

Menschen sollen mobilisiert werden

„Wir scheinen die Leute aus ihrer Lethargie zu reißen“, freut sich Organisator Kühl. Als Deutsch-Franzose erlebt er die Idee des europäischen Zusammenhalts persönlich.

„Meine Großväter haben noch im Krieg gegeneinander gekämpft“, schildert Kühl. „Nun wollen ein paar Leute 70 Jahre Arbeit für Frieden zwischen den Völkern zerstören, nur um eine Wahl zu gewinnen“, macht er seiner Entrüstung Luft. An die Wahl einer französischen Präsidentin Marine Le Pen will er gar nicht denken. Damit will sich „Pulse of Europe“ als nächstes beschäftigen.

Die Bürgerinitiative „Pulse of Europe“ demonstriert jeden Sonntag um 14 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz. In der nächsten Woche wollen sie erstmals auch durch die Innenstadt marschieren. 

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