„Richtige Angst“Seelsorgerin fordert bessereren Corona-Schutz für Flüchtlinge

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Die Flüchtlingsunterkunft in der Ehrenfelder Herkulesstraße

  • Seelsorgerin und Pädagogin Marianne Arndt ist seit 35 Jahren im Erzbistum Köln tätig und arbeitet seit 2014 mit geflüchteten Menschen.
  • Im Interview erläutert sie, warum Menschen in der Notunterkunft Herkulesstraße nicht nur vor Corona Angst haben.
  • Arndt fordert, die Stadt soll möglichst schnell alle Massenunterkünfte schließen und zur Not auch wieder Hotelzimmer für Flüchtlinge anmieten.

Köln – Frau Arndt, Sie haben Kontakt zu einer Familie, die in der Notunterkunft an der Herkulesstraße lebt. Wie geht es den Menschen?

Marianne Arndt: Es handelt sich um eine Familie mit sieben Personen, die aus Albanien kommt. Sie leben in der Notunterkunft in zwei etwa zwölf Quadratmeter großen Räumen. Als gestern die Polizei kam, hatten die Menschen richtige Angst. Aber nicht vor Corona. Sie dachten, sie würden abgeschoben. Die Familie ist selbst nicht von Covid betroffen. Man hat ihnen aber gesagt, sie dürfen nicht ihre Zimmer verlassen. Nur die WCs können sie aufsuchen. Einer anderen Familie mit Kleinkind hat man dagegen erlaubt, in der Kantine zu essen.

Hat Sie der Covid-Ausbruch in der Unterkunft überrascht?

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Nein. In den Sammelunterkünften gibt es viel zu wenige Schutzmaßnahmen. Es gibt zu wenige Masken, kaum Desinfektionsmittel und in den Speiseräumen sitzt man sehr dicht aneinander. Die albanische Familie hat mir gerade gesagt, dass sie seit November nur zweimal neue Masken erhalten hat.

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Wie sollte die Stadt reagieren?

Wir fordern seit langem, die Unterbringung in den Sammelunterkünften zu reduzieren und die Menschen in dezentrale Einheiten zu verlegen. Sie müssen die Gelegenheit haben, für sich selbst zu kochen. Oft erhalten sie nämlich Lebensmittel, die ihnen kulturell fremd sind. Seit Jahren sinken die Flüchtlingszahlen rapide und Unterkünfte wie an der Ostmerheimer Straße wurden leergeräumt. Man muss auch darüber nachdenken, neue Hotelzimmer anzumieten. Die Hotels stehen doch alle leer.

Sie deuteten an, dass sich die Menschen schlecht informiert fühlen. Was muss da besser werden?

In der Notunterkunft leben viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern, die unterschiedliche Sprache sprechen. Es ist ein hoher Aufwand, sie zu informieren. Weil das nicht ausreichend geschieht, informieren sie sich bei ihren Landsleuten. Ein Problem ist auch, dass das Internet an der Herkulesstraße schlecht ist. Manchmal geht es, manchmal nicht. Die Menschen haben Angst, weil sie nicht wissen, was passiert.

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