„Ruhender Verkehr“Bekannte Kölner Auto-Plastik auf den Ringen wird versetzt

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Die Beton-Plastik „Ruhender Verkehr“ von Wolf Vostell auf dem Hohenzollernring soll versetzt werden.

Köln – „Ruhender Verkehr“ heißt die Plastik, die der Künstler Wolf Vostell 1969 schuf, indem er auf zwei Parkplätzen vor der Galerie „Art Intermedia“ in der Domstraße einen Opel Kapitän so einbetonierte, dass die Konturen des Wagens grob erhalten blieben. Lange stand die kantige Skulptur vor der Kunsthalle am Josef-Haubrich-Hof, bevor sie 1989 ihren Platz auf dem Mittelstreifen des Hohenzollernrings in Höhe der Flandrischen Straße fand.

BV Innenstadt: Kunstwerk Ruhender Verkehr soll umgesetzt werden

Nun hat die Bezirksvertretung (BV) Innenstadt auf Antrag der Grünen mehrheitlich beschlossen, dass der „Ruhende Verkehr“ vom jetzigen Standort auf einen Parkplatz in der Nähe umgesetzt werden soll. Dies werde der Intention Vostells gerecht, der mit seinem Kunstwerk unbedingt Parkraum habe besetzen wollen. Der Künstler hatte einmal gesagt: „Meine Plastik soll am besten in einer Parkreihe stehen bleiben. Das wäre die ideale gesellschaftliche Relevanz.“

Im Antrag heißt es, seit ihrer Entstehung gelte die Plastik „als eine der bedeutendsten der modernen Kölner Kunstwelt“ und sei „weltweit" bekannt. „Heute, gut 50 Jahre später, scheint der damalige Warnruf Gehör zu finden und die autogerechte Stadt in eine menschengerechte Stadt überführt zu werden.“

Claus Vinçon, stellvertretender Vorsitzender der Grünen-Fraktion, sagte, man wolle Vostell, der 1932 geboren wurde und 1998 starb, zum 90. Geburtstag „posthum seinen Wunsch erfüllen“. Martin Herrndorf, ebenfalls Mitglied der Grünen-Fraktion, argumentierte, die Aufstellung auf einem Parkplatz sei „integraler Bestandteil“ dessen, was Vostell, der ein herausragender Vertreter des Fluxus war, mit seinem Kunstwerk habe aussagen wollen. Ungeachtet der Aussage ist das Betonauto dafür bekannt, dass es gerne von Fußballfans erobert wird, wenn sie an zentraler Stelle in der Stadt gemeinsam den Sieg ihrer Mannschaft feiern wollen.

CDU-Fraktion gegen Versetzung der Autobeton-Skulptur

Am heftigsten wandte sich Günter Leitner von der CDU-Fraktion gegen eine Versetzung. Dass die Plastik mitten im „tobenden Verkehr“ des Hohenzollernring ihren Platz habe, entspreche durchaus ihrer Aussage. Es gelte, den „Deutungshorizont“, der bei Kunstwerken stets offen sei, zu „weiten“; an ihrer jetzigen Stelle könne man die Aktionsplastik verstehen als „zu beruhigender Verkehr“. Dies sei im Sinne des Künstlers, der im Übrigen mit dem Standort einverstanden gewesen sei.

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Die Versetzung auf eine Seite des Hohenzollernrings mache die Betonskulptur viel weniger „wahrnehmbar“. Leitner sitzt für die BV Innenstadt im Kunstbeirat und hatte sich auch dort vergeblich gegen die Mehrheitsauffassung gewandt: Das Gremium beschloss, die Verwaltung solle für eine Umplatzierung der Plastik sorgen. Die BV hat nachgezogen; Grüne, Die Linke und Klimafreunde stimmten für den Antrag,  CDU, SPD, FDP und Die Partei dagegen.

Vostell schuf weitere ähnliche Plastiken, darunter 1970 in Chicago einen einbetonierten Cadillac, „Concrete Traffic“ genannt. Dieser stand zunächst zwischen geparkten Wagen neben dem Museum, dann im Skulpturengarten der University of Chicago. Seit 2016 besetzt er eine Parkfläche in einem Parkhaus der Universität.

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