„Schlag ins Gesicht”Reinigungskräfte bangen um ihren Job in Kölner Kliniken

Lesezeit 3 Minuten
Städtische Kliniken Köln: Krankenhaus Merheim

Städtische Kliniken Köln: Krankenhaus Merheim

Köln – 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Reinigungsfirmen, die im Krankenhaus Merheim und in der Kinderklinik Amsterdamer Straße Zimmer und Flure säubern, bangen um ihre Arbeit. „In der vergangenen Woche haben sie eine Kündigung erhalten“, sagt Erman Oran von der Gewerkschaft IG Bau. Grund für die Entlassung sei, dass die Kliniken einen außerplanmäßigen Wechsel mit einer bisherigen Reinigungsfirma vorgenommen haben.

Ab Mitte Dezember wird nun die Firma Apleona Ahr Healthcare & Service mit Sitz in Oberhausen den Auftrag erhalten, die Beschäftigten sollen sich nun bei Apleona neu bewerben. Ob sie aber übernommen werden, ist unklar. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Mitarbeiter, die in der Corona-Pandemie noch Helden waren und nun kurz vor Weihnachten die Kündigung erhalten haben“, so Oran.

Oran kritisiert, dass es übliche Praxis sei, Reinigungskräfte in den städtischen Kliniken von einem Dienstleister zum nächsten weiterzureichen. „Ein Großteil bekommt immer nur befristete Jobs“, sagt der Gewerkschafter. „Viele Arbeitsverträge haben ein Verfallsdatum: Häufig haben Reinigungskräfte ihren Job nur für ein Jahr sicher, viele nur sechs Monate.“ Die Beschäftigten hingen in der Luft, wüssten nicht, ob sie in der Zukunft noch Arbeit hätten. „Pläne kann man nicht machen, keine Familienplanung und nicht einmal einen Autokauf.“

Beschäftigte hängen in der Luft

Zudem würden eben nicht alle Mitarbeitenden übernommen. „Betriebsbedingte Kündigungen sind ein gängiges Mittel, um Kräfte loszuwerden“, so Oran weiter. „Neue werden dann eingestellt, und das meistens zu ungünstigeren Konditionen für die Beschäftigten.“ Überstunden würden nicht bezahlt oder die Beschäftigten müssten in kürzerer Zeit mehr Zimmer putzen. Die Reinigungskräfte hätten meist nur wenige Minuten Zeit, um ein Zimmer zu reinigen. „Hier werden Reinigungskräfte zum Turbo-Putzen gezwungen.“ Dies sei schlecht für ein Krankenhaus, wo ein hoher Reinigungsstandard eingehalten werden müsse, sowie auch negativ für die Beschäftigten, die in der Folge öfter krank würden.

Das könnte Sie auch interessieren:

„In keinem Betrieb darf Platz für so eine Entwertung von Arbeit sein; erst recht nicht bei einem kommunalen Arbeitgeber“, sagt Güldane Tokyürek, Sprecherin der Fraktion der Linken im Stadtrat. „Solche Auswüchse kannten wir bisher hauptsächlich aus der Baubranche mit seinem Subunternehmer-Wildwuchs.“ Die Kliniken „könnten dem einen Riegel vorschieben, wenn sie den Betriebsübergang der Reinigungskräfte zur Bedingung für einen neuen Vertrag mit den Firmen machen“, ergänzt Ratsfrau und Gesundheitspolitikerin Uschi Röhrig (Linke).

Kliniken der Stadt Köln verteidigen sich

Die Kliniken verteidigen die neue Ausschreibung. „Die Vergaberichtlinien der Stadt Köln verpflichten dazu, alle vier Jahre eine Leistung neu auszuschreiben“, teilt eine Sprecherin mit. Verträge könnten optional eine weitere einjährige Laufzeit beinhalten. Spätestens nach 60 Monaten müssen Leistungen jedoch neu ausgeschrieben und an den wirtschaftlichsten Anbieter, was Preis und Qualität betrifft, vergeben werden. Die Auswahl erfolge nach den verpflichtenden Vergaberichtlinien der Stadt in einem europaweiten Wettbewerb.

Ähnlich sieht das Ralf Unna (Grüne), Vorsitzender des Gesundheitsausschusses und Aufsichtsratschef der städtischen Kliniken. „Das ist ein Sturm im Wasserglas. Wir halten an allen Standards fest.“ Die Ausschreibung, die in der Regel alle vier Jahre erfolge, diene dazu, „mit Steuergeld sorgsam umzugehen“. Man müsse sich wirtschaftlichen Kriterien orientieren, sonst drohe die Gefahr, dass sich das Minus in den Kliniken weiter erhöht. Dann stünden möglicherweis noch weitere Jobs auf dem Spiel.

KStA abonnieren