„Schwierige Situation“VHS Köln kämpft trotz Neustarts weiter mit Corona-Krise

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Das Studienhaus der VHS.

Das Studienhaus der VHS.

Köln – Der Neustart der Kölner Volkshochschule nach vier Wochen Zwangsschließung ist alles andere als einfach. Obwohl die Unterrichtsstätten „für die Bedingungen unter Corona tauglich gemacht“ und ein Konzept für Hygiene und Sicherheit umgesetzt wurde, können bislang nur sehr wenige Kurse laufen.

Prioritäten müssen gesetzt werden

Der VHS fehlen die Räume, weil drei Viertel des Studienhauses am Neumarkt wegen der Corona-Krise weiterhin von Diensten des Gesundheitsamtes in Beschlag genommen werden. Deshalb habe man Prioritäten festlegen müssen, so VHS-Chef Jakob Schüller. So sollten die Integrations- und Deutschkurse Vorrang haben, die im Auftrag vom Jobcenter und vom Bundesamt für Migration durchgeführt und von denen auch bezahlt werden. Doch auch daraus wurde nichts.

Das Bundesamt teilte der VHS mit, dass es erst zum 1. Juli neue Rahmenbedingungen für die Fortsetzung dieser Kurse geben wird. Für Schüller ist das unverständlich, legen doch alle Corona-Schutzverordnungen längst alle Rahmenbedingungen fest. „Die spielen auf Zeit, weil die Finanzierung nicht geregelt ist“, vermutet er. Wenn die Integrations- und Deutschkurse wegen der Abstandsregeln geteilt werden, bräuchte man nicht nur zwei Räume sondern auch zwei Dozenten pro Kurs.

„Das Angebot der VHS bricht perspektivisch zusammen“

Es bestehe die Gefahr, „dass die VHS Köln aus dieser Krise unnötig geschwächt und möglicherweise irreparabel geschädigt hervorgehen wird“, sagt Klaus Mautsch, Sprecher der Dozierenden an der VHS und in der Bildungsgewerkschaft GEW für den Bereich der Erwachsenenbildung. Besonders folgenreich seien die Einschränkungen im Bereich der Integrations- und Deutschkurse.

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„Das Angebot der VHS bricht perspektivisch zusammen“, heißt es in einem Positionspapier der GEW. „Das umfassende Qualifizierungsangebot wird dringend benötigt. Sprachkurse sind ein wichtiger Faktor für Migranten, um in der Aufnahmegesellschaft anzukommen.“ Mit rund 17 000 Kursteilnehmer im Jahr bildet dieser Bereich das wichtigste Tätigkeitsfeld der Kölner VHS.

34 von 44 Unterrichtsräumen fehlen

Die Volkshochschule sei in einer „schwierigen Situation“, bestätigt Schüller. Um die Raumnot zu lindern, hat die Stadtspitze den Auftrag erteilt, neue Räume und Flächen für die VHS zu suchen. Es dürfte keine leichte Aufgabe sein. Zurzeit fehlen im Studienhaus am Neumarkt 34 von 44 Unterrichtsräumen.

Gravierende Folgen haben die Einschränkungen auch für die Dozenten, die deutliche Einkommenseinbußen beklagen, so Gewerkschafter Mautsch. Diejenigen, die im offenen Angebot für jedermann arbeiten, bekamen während der Zwangsschließung bis zum 4. Mai analog zu den Kurzarbeit-Regelungen für Angestellte Ausfallhonorare in Höhe von 60 Prozent für Kinderlose und 67 Prozent für Eltern. Wie es nach der Erlaubnis zum Neustart weitergeht, ist offen. Seit zwei Wochen gibt’s nichts mehr. Noch härter trifft es die Dozenten, die die Integrations- und berufsbezogenen Deutschkurse geben. Weil die nicht abgesagt, sondern verschoben wurden, sah man keinen Grund, Ausfallhonorare zu zahlen.

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Angesichts der unklaren Perspektive, wann es wieder losgehen kann, könne die Lage für die Betroffenen bedrohlich werden. Leverkusen mache es anders als Köln und bezahle seine VHS-Mitarbeiter in dem Bereich weiter, sagt Mautsch. VHS-Chef Schüller hat Verständnis für die Kritik. Eine noch längere Pause bei den Integrations- und Deutschkursen könne man weder Teilnehmern noch Dozenten zumuten. Mit den anderen Volkshochschulen in NRW würden Lösungen geprüft.

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