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„Sie demontiert ihr eigenes Denkmal“Neues Motto-Lied von Marie-Luise Nikuta

Lesezeit 4 Minuten
Marie-Luise Nikuta mit Rainer Buch (l.) und Ralf Heeg

Marie-Luise Nikuta mit Rainer Buch (l.) und Ralf Heeg

Köln – Sie kann es noch immer – und macht ihrem Namen als „Motto-Queen“ alle Ehre. Marie-Luise Nikuta, die vor zwei Wochen ihren 81. Geburtstag feierte, hat sich auch dieses Mal zum Sessionsmotto „Et Hätz schleiht em Veedel“ wieder einen Text und eine schmissige Marsch-Melodie einfallen lassen. „Da kann man direkt mitklatschen und auch gleich gut mitsingen. Der Refrain geht ja direkt ins Ohr“, sagt die Sängerin und Komponistin. „Und einige Leute, denen ich das Lied vorgespielt haben, meinten, dass man hören kann, dass es ein Nikuta-Titel ist.“

Doch selber singen wird sie ihr Motto-Lied nicht mehr. Das macht nun das Gesangsduo De Schlofmütze (richtiges kölsch wäre Schlofmötze) mit Rainer Buch (47) und Ralf Heeg (51), die das Lied im Restaurant Bacchus in Zündorf vorstellten. Buch: „In alter Nikuta-Tradition: met Kölsch un Rievkooche.“

„Die haben meine Komposition verhunzt“

Nachdem zunächst der Jugendchor St. Stephan Nikutas musikalisches Erbe antreten sollte („Aber die haben meine Komposition so verhunzt, dass ich mein eigenes Lied nicht mehr wiedererkannt habe“) und dann drei Jahre der Shanty-Chor der Stattgarde Colonia Ahoj ihre Titel gesungen hat - nun also die Schlofmütze. „Mit der Stattgarde bin ich ja immer noch gut befreundet, aber nach drei Jahren wollte ich mal etwas anderes ausprobieren und dem Nachwuchs eine Chance geben“, sagt Nikuta, der es nach zwei Stürzen und drei Operationen an Oberschenkel und Hüfte innerhalb von drei Wochen wieder besser geht.

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Inzwischen hat sie im Clarenbachstift eine neue Heimat gefunden. „Da geht es herzlicher zu als in der Residenz am Dom, wo ich vorher gewohnt habe. Mittlerweile kann ich ja auch wieder einigermaßen laufen. Und in Braunsfeld kann man gut einkaufen gehen. Dazu nehme ich aber immer Nachbarn oder Bekannte mit.“

Andere Interpreten waren im Gespräch

Den Kontakt zu den Schlofmütze hatte ihr langjähriger musikalischer Begleiter, der Keyboarder und Alleinunterhalter Dieter Jacobs geknüpft. „Buch kam mit einem Text für ein Mottolied zu mir und bat mich, es zu vertonen. Zu der Zeit suchte Nikuta noch einen Sänger für ihre Komposition. Und so kam das dann zusammen.“ Für das Nikuta-Lied seien, so Jacobs, auch noch andere Interpreten im Gespräch gewesen. So Peter Schmitz-Hellwing – früher Präsident der Willi-Ostermann-Gesellschaft und heute Mitveranstalter des kölschen Oktoberfestes – und, so Jacobs, „noch einige prominente Namen. Die fallen mir nur gerade nicht ein. Aber wir haben schon versucht, das beste draus zu machen.“

Anfangs habe sie sich mit den Schlofmütze „nicht so recht anfreunden können“, verriet Nikuta. „Aber jetzt hab ich denen meine Unterstützung zugesagt. Ich weiß, dass das keine Top-Gruppe ist. Aber vielleicht kann es ja noch eine werden.“ Neulinge im Geschäft sind die beiden allerdings nicht gerade. Buch, aus Porz stammend und nun in Worringen lebend, versucht schon seit 38 Jahren im Karneval und auf den kleinen Showbühnen groß Karriere zu machen. Bislang vergeblich.

Duett-Partner Heeg – geboren in Kerpen, wohnt in Langenfeld – macht nach eigenen Aussagen sogar schon seit 46 Jahren Musik, war Schlagzeuger oder Sänger in verschiedenen Bands und die letzten drei Jahre unter dem Pseudonym R.H. David im Schlagerbereich unterwegs. „Im Karneval bin ich aber tatsächlich Nachwuchs, damit hatte ich nichts zu tun, ehe wir vor zwei Jahren mit den Schlofmütze anfingen.“ „Nikuta war eigentlich immer drei oder vier Ligen über uns“, gibt Buch zu. „Aber ob wir jetzt mit ihrem Lied den Aufstieg schaffen, entscheidet doch das Publikum.“

„Ihr eigenes Denkmal demontiert“

Der Refrain ist eingängig: „Et Hätz schleiht em Veedel, do drop sin mer janz stolz. Un dat dat su bliev, mer kloppe all op Holz. Ejal ob Nippes, Ihrefeld, Düx oder Poll, Fastelovend sin mer all janz raderdoll.“

Doch in der Musikszene ist man noch skeptisch. „Das Lied ist schön, sie hat es handwerklich noch drauf“, meint ein Kölner Labelchef. „Aber ich finde es schade, dass sie mit solchen Interpreten ihr eigenes Denkmal demontiert.“ Dabei wurde das Lied aufgenommen und produziert bei einem, der sich in dem Metier auskennt. Musikproduzent Günter Weber ist an allen drei Mottolieder beteiligt, die derzeit schon im Gespräch sind.

Außer dem Nikuta-Titel hat Weber die Melodie für das von Micky Brühl getextete Lied des Kinderdreigestirns komponiert („Das hat das Festkomitee auch schon abgenickt“) sowie für einen Song zum Motto für den Shanty-Chor der Stattgarde: „Et Haätz schleiht em Veedel, et Hätz schleiht en dir. Mir stonn jän zesamme, nur dann sin mer mir. Uns Veedel hät Rhythmus, der Takt kütt vum Hätz. Mer rötschen zesamme – vun d'r ahl Frau Schmitz bes zom kleinste Fetz.“

Von den bekannten Bands und Sängern will sich keiner so recht an ein Lied zum Motto herantrauen. Das gebe es ja schon, seit die Bläck Fööss im Jahr 1973 das „Veedel“ besungen haben, heißt es immer wieder. Und das sei schließlich ein Klassiker des Kölschen Liedgutes geworden, der nicht mehr zu toppen ist, heißt es. Ejal wat och passeet . . .

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