Kindertagespflege in KölnKölner Tagesmütter planen Kampagne

Lesezeit 4 Minuten
Häusliche Kindertagespflege in Niehl: Tagesmutter Gisela Gieren im Einsatz

Häusliche Kindertagespflege in Niehl: Tagesmutter Gisela Gieren im Einsatz

Köln – Kölns Tagesmütter und -väter planen eine neue Kampagne, um für ihre Form der Kleinkinderbetreuung zu werben. Durch die politische Diskussion über einen Ausbaustopp dieses Betreuungsangebots und nach der Vorstellung der Ergebnisse einer großen Kölner Elternbefragung sieht sich die Kindertagespflege zu Unrecht in der Defensive. „Dabei ist die Mehrheit der Eltern, die ihre Kinder zur Tagespflege geben, hochgradig zufrieden“, sagt Mechtild Böll von Wir für Pänz. Der Verein ist einer von fünf Trägern der Kontaktstelle Kindertagespflege, die sich im Auftrag der Stadt um alle Belange dieses Betreuungsangebots für unter Dreijährige kümmern soll. Ohne eine Zulassung nach einer intensiven Schulung dürfe keiner Kinder betreuen, so Böll. Das Jugendamt kontrolliere. Vernetzung und Beratung sichern, dass die Qualität weiter steige.

Als die Stadt vor Jahren damit begann, den flächendeckenden Ausbau der Kleinkinderbetreuung zu planen, ging sie davon aus, 30 Prozent des Bedarfs durch die Kindertagespflege abdecken zu können. Doch die Eltern machten nicht mit. Nur 20 Prozent der Kinder werden zurzeit auf diese Weise betreut. In der aktuellen Elternbefragung wurde deutlich, dass in Zukunft nur noch elf Prozent einen solchen Betreuungsplatz wollen. Im Herbst will die Jugendverwaltung vorstellen, welche Konsequenzen sie aus den Zahlen zieht. Von der 30-Prozent-Quote ist sie bereits bei der Verabschiedung des aktuellen Haushalts abgerückt.

Mangelnde Akzeptanz der Kindertagespflege

Engagierte Tagesmütter wie Gisela Gieren aus Niehl oder Ela Müller aus Widdersdorf glauben, dass viele Eltern nicht genug über Kindertagespflege wissen. „Für kleine Kinder ist diese Betreuungsform geradezu ideal.“ Kollegin Ruth Eßer-Kardes aus Sülz sagt: „Das Problem sind nicht fehlende Kontrollen, sondern eine schlechte Öffentlichkeitsarbeit.“

Allen Kampagnen der Vergangenheit zum Trotz: Fast alle Eltern wollen für ihr Kind lieber einen Platz in einer Kita. Jugendamtsleiterin Carolin Krause glaubt, dass dies nicht nur das Ergebnis einer Abwägung ist. Das Problem sei vielmehr, dass sich Eltern darüber Sorgen machen, was mit ihrem Kind passiert, wenn es drei Jahre alt wird. Kinder, die dann von der Kindertagespflege in eine Kita wechseln, haben es schwerer, einen Platz zu finden.

Viele Plätze sind an die vergeben, die schon als unter Dreijährige in der Kita waren. „Es gibt noch keinen ausgewogenen Markt“, so Krause. Erst wenn die Stadt eine Betreuungsquote für Kleinkinder von über 50 Prozent erreiche, werde sich die Lage entspannen. „Die Eltern brauchen die Sicherheit, dass sie einen Kita-Platz bekommen, wenn ihr Kind drei Jahre alt wird“, sagt die Leiterin der Kontaktstelle Kindertagespflege, Brigitte Müller. Die fehlende Kita-Platz-Garantie ist nicht der einzige Grund für die mangelnde Akzeptanz der Kindertagespflege. Manches Problem ist hausgemacht: So bieten viele Tageseltern keine Fünf-Tage-Betreuung. Oft passen die Zeiten des Angebots nicht zu den Bedürfnissen berufstätiger Eltern. „Die Tagespflege muss sich mehr an den Betreuungszeiten der Kitas orientieren und eventuell auch weitergehende Angebote machen“, sagt Ruth Eßer-Kardes.

Tagesmütter können ihre Zulassung verlieren

Mechtild Böll sieht in diesem Zusammenhang auch die Arbeitgeber gefordert: Viele würden in Not geraten, weil Unternehmen zu wenig Teilzeitstellen anbieten oder sich wenig flexibel zeigen, um jungen Eltern das Leben leichter zu machen. Es sei keine gute Entwicklung, wenn schon für manchen Einjährigen eine über 40- stündige Betreuung pro Woche gesucht werde. Auch ein weiteres Problem ist schwer zu lösen: Die Kindertagespflege leidet darunter, dass einzelne Tagesmütter und -väter von Eltern mehr Geld verlangen, als sie dürften. Immer wieder gebe es auch bei der Kontaktstelle Beschwerden, bestätigt Müller. Doch die Eltern nennen keine Namen – offensichtlich aus Angst, danach ohne Betreuung für ihr Kind dazustehen.

Wüsste man, wer die schwarzen Schafe sind, könnte man etwas gegen sie tun. Tagesmütter können ihre Zulassung verlieren, wenn sie die Regeln missachten. Weil die Hinweise fast immer anonym sind, weiß keiner, wie weit nicht erlaubte Zusatzzahlungen, Anmeldegebühren oder überhöhte Essensgelder verbreitet sind. Jugendamtsleiterin Krause glaubt, dass es sich um Einzelfälle handelt.

www.kindertagespflege-koeln.de

KStA abonnieren