„Teatro Fantastico“Ehrenfelder Urania-Theater will einziges Kölner Varieté-Haus sein

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Die Theaterleiter Bettina Montazem und Richard Bargel

Köln – Artisten, Clowns und Magier bekommen in Köln eine neue Bühne: Das Urania-Theater will die Kölner Varieté-Tradition aus den 1920er Jahren wiederbeleben. „Varieté war meine erste Theatererfahrung als Kind, und die Menschen haben Sehnsucht nach Handgemachtem für die Bühne“, sagt Urania-Leiterin Bettina Montazem. Köln könne ein Haus für das Varieté gebrauchen, denn Bonn und Düsseldorf hätten schließlich auch eins.

Neues Kölner Haus für Varieté soll „Teatro Fantastico“ heißen

Den Anfang vom „Teatro Fantastico“, wie sich das neue Varieté-Programm im Ehrenfelder Theater nennt, macht vom 26. Dezember bis 5. Januar der russische Clown Denis Klopov.

Er hat fünf Artisten aus Moskau im Gepäck, das Orchester für die Show kommt aus dem hauseigenen Musiker-Pool des Urania. In seiner Inszenierung „The Greatest Variety Show Of Denis Klopov“ geht es um den verzweifelten Kampf eines Dirigenten – gespielt von Klopov selbst – dessen Orchester mal musikalische Virtuosität beweist, mal aus dem Ruder zu laufen droht: Akrobatische Kunststücke, Tänze und Zirkusnummern treiben den Dirigenten zum Wahnsinn, das Ballett zerspringt. Das deutsche Publikum, glaubt Klopov, lasse sich gerne niveauvoll unterhalten. „Es ist ein gebildetes Publikum. Für unsere Show müssen die Leute etwas von Musik verstehen“, sagt der Clown, der für das Pressegespräch live per Video aus Moskau zugeschaltet wird.

Künstler in renommierter Moskauer Zirkusschule ausgebildet 

Der Künstler wurde in der renommierten Moskauer Zirkusschule ausgebildet und zählte  einige Jahre auch mit zum Ensemble der  Roncalli-Show „Zirkus trifft auf Klassik“.

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Im Saal des Urania musste für das neue Varieté-Projekt auch eigens eine Stange für die geplante Luftakrobatik eingebaut werden. Das 184 Plätze fassende Stadtteiltheater hat in seiner Geschichte bereits bewiesen, dass es sich anpassen kann: In den 20er Jahren entstand in der Platenstraße ein Kino, das bis in die 50er Filme zeigte. In den 60er Jahren wurden die Räumlichkeiten unter dem Namen „Der böse Wolf“ als Supermarkt genutzt. „Urania“ hieß das Theater dann erstmals 1985 unter der Leitung von Claudia Howard. Montazem und Richard Bargel führen es seit 2017, als die „Bühne der Kulturen“ schließen musste.

Varieté ist keine Schenkel-Klopf-Comedy

Das Varieté soll eine Entführung aus unserer Welt ermöglichen und keine Schenkel-Klopf-Comedy sein“, sagt Montazem und betont die Exzentrik der kommenden Show, die eben weniger mit vorhersehbaren Lachnummern arbeite, sondern die Zuschauer durch ein Feuerwerk der Sinne  überraschen wolle. Eine prominente Patin konnten Montazem und Bargel schließlich auch noch gewinnen: Gigi Herr (76). Ihre Tante und kölsche Legende Trude Herr machte einst  im Varieté „Kaiserhof“ am Ring Karriere.

Gigi Herr habe dort schon als Kind in der Garderobe gesessen und sich geschminkt, während ihre Tante auftrat. „Bei Millowitsch war ich das kleinste Heinzelmännchen, und bei meiner Tante habe ich später Büttenreden gehalten.“ Mit dem verstorbenen Regisseur Walter Bockmayer, dessen Stücke im Scala-Theater liefen, „habe ich mich 25 Jahre gezankt“. Jetzt ist die Schauspielerin im Ruhestand.

Kölner Varieté: Osterprogramm dreht sich um 20er Jahre

Nach dem Neujahrs-Varieté planen Montazem und Bargel bereits das Osterprogramm. Es dreht sich um die 20er Jahre und um das Kino, das hier einmal seinen Platz hatte. „Es wird eine Schwarz-Weiß-Produktion, die sich im Kino bewegt“, verrät die Theaterchefin.

„Es wird entweder vor oder nach Ostern stattfinden. Wir wollen dem Roncalli-Zirkus nicht in die Quere kommen“. Auch eine Sommershow sei vorgesehen. Künftig wollen die Urania-Leiter ihr Programm komplett auf klassisches Varieté umstellen. Reihen wie die „Talking Blues“-Konzerte von Bargel sollen aber bleiben.

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