„Trotzen der Krise“NS-Dokzentrum leistet auch in der Pandemie Aufklärungsarbeit

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Lichtinstallation der Künstlerin Kane Kampmann auf das Neptunbad am 20. März 2020, entnommen dem Jahresbericht des NS-Dok.

Lichtinstallation der Künstlerin Kane Kampmann auf das Neptunbad am 20. März 2020, entnommen dem Jahresbericht des NS-Dok.

Köln – Wegen der Corona-Pandemie haben im vorigen Jahr viel weniger Menschen das NS-Dokumentationszentrum der Stadt besucht als sonst. Waren es 2019 fast 100 000, so ging die Besucherzahl 2020 um beinahe zwei Drittel zurück, auf 31 224. Zuletzt hatte das Zentrum im Jahr 2004 annähernd so wenige Besucher.

Betrieb läuft auch zu Corona-Zeiten weiter

Vom 14. März bis zum 5. Mai und ab dem 2. November war das Haus am Appellhofplatz geschlossen, und alle Präsenzveranstaltungen waren abgesagt. In der Zeit der Öffnung fehlten lange die beiden Hauptbesuchergruppen: Touristen und Schulklassen. Zugleich zeigt der 256 Seiten starke Jahresbericht, den Zentrumsdirektor Werner Jung am Montag vorstellte, dass die Einrichtung, die Museum und Gedenkstätte in einem ist, „viel mehr ist als ein Ausstellungs- und Veranstaltungsort“, wie er sagte. Denn in vielen anderen Bereichen lief der Betrieb im Wesentlichen weiter.

Sieben Sonderausstellungen wurden gezeigt, von „Vergiss deinen Namen nicht – Die Kinder von Auschwitz“ über die Kunstausstellung „Wächst das Rettende – Das kurze Leben des Felix Nussbaum“ bis zu „Das Reichsarbeitsministerium 1933 – 1945. Beamte im Dienst des Nationalsozialismus“. Insgesamt 9399 Personen nahmen an 630 Führungen und Workshops teil, und 115 teils digitale Veranstaltungen wurden geboten. Der Besuch der Internetseiten, die unter anderem einen 360-Grad-Rundgang durch das gesamte Haus und den Zugang zu umfangreichen Datenbanken bieten, habe ebenso zugenommen wie die Zahl der Anfragen, sagte Jung und fügte hinzu: „Das Interesse am NS-Dokumentationszentrum ist keineswegs zurückgegangen, sondern hat sich auf andere Formate verlagert.“ Zudem habe der Lockdown Mitarbeitenden des Zentrums mehr Zeit gebracht, wissenschaftliche Projekte voranzutreiben; das gelte vor allem für das Langzeitprojekt „Opposition und Widerstand“.

Gedenkort in Müngersdorf eröffnet

Ein weiterer Erfolg sei, dass Mitte März 2020 der „Gedenkort Deportationslager Köln-Müngersdorf“ eröffnet wurde. Im vorigen September hatte der Stadtrat einstimmig beschlossen, die Bildungsarbeit des Zentrums dauerhaft zu stärken. Die Folge ist, dass Kölner Schulklassen künftig Führungen, Kurse und andere pädagogische Angebote wie zum Beispiel Workshops kostenlos nutzen können. Gestärkt worden ist auch die Arbeit der Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus (IBS). Schon 2019 hatte die Fachstelle „Miteinander mittendrin. Für Demokratie – Gegen Antisemitismus und Rassismus“ mit Bildungsangeboten ihre Arbeit aufgenommen. 2020 kamen zwei Bereiche hinzu: die Recherche und Dokumentation – nicht nur strafrechtlich relevanter – antisemitischer Vorfälle sowie die Beratung von Menschen, die von Antisemitismus betroffen sind. Trotz der Beschränkungen durch die Corona-Krise führte die IBS 151 Veranstaltungen durch oder war daran beteiligt.

„Wir trotzen der Krise, so weit wir das können“ sagte Jung. „Jammern gilt nicht. Wir sind gerüstet für alle Eventualitäten.“ Zu den Sonderausstellungen, die in diesem Jahr gezeigt werden, zählen „Synagogen in Deutschland“ und „Die Cellistin von Auschwitz. Die Geschichte von Anita Lasker-Wallfisch“.

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