U-Bahnen-Stationen bei NachtDie spektakulärsten Haltestellen Kölns

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Die Haltestelle Innere Kanalstraße

Die Haltestelle Innere Kanalstraße

Köln – Frau Schock-Werner, ein opulenter Kunstbildband über U-Bahn-Stationen – das klingt wie Pommes Frites auf Meißner Porzellan. Wie kam es dazu?

Alles fing damit an, dass ich mir ein paar Wellness-Stunden im Neptunbad gegönnt habe und mit der U-Bahn nach Ehrenfeld gefahren bin. Unterwegs fiel mir auf, was für interessant und attraktiv gestaltete Stationen es in Köln gibt. Daraus entstand eine „Auf den Punkt“-Kolumne im „Kölner Stadt-Anzeiger“ und die Idee, alle 40 Stationen in einem Buch vorzustellen. Nach anfänglicher Skepsis war Damian van Melis vom Greven-Verlag so sehr Feuer und Flamme, dass er sagte: Wenn wir das machen, dann auch richtig opulent, mit ausklappbaren Fotoseiten zu den Einführungstexten für jede einzelne Station. Mit dem Fotografen Maurice Cox, dessen Vater auch schon in Köln U-Bahn-Stationen fotografiert hat, und der KVB als Sponsor haben wir das – wie ich finde – richtig gut hinbekommen. So großartig wie auf diesen Fotos haben Sie die Haltestellen jedenfalls noch nie gesehen.

Warum nicht? Was ist das Besondere?

Alles zum Thema Barbara Schock-Werner

Alle Aufnahmen sind nachts entstanden, so dass die Stationen menschenleer sind und optisch ganz für sich selber sprechen. Schon das ist ein besonderer Reiz. Übrigens wurden alle Bilder vor dem Druck noch einmal mit der Farbigkeit vor Ort abgeglichen. Auch daran sehen Sie die große Sorgfalt und die Begeisterung für dieses Buch, das passend zu 50 Jahren U-Bahn in Köln kommt.

Das Buch

Barbara Schock-Werner: Linienführung. Die Kölner U-Bahn-Stationen, fotografiert von Maurice Cox, 184 Seiten (teils ausklappbar), Greven Verlag, 35 Euro.  In der Talkreihe „frank&frei“mit Chefkorrespondent Joachim Frank stellt die ehemalige Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner die Kölner U-Bahn-Stationen vor, erzählt ihre Geschichte und die schönsten Anekdoten. Am Donnerstag, 29. November, 19 Uhr, in der Karl-Rahner-Akademie, Jabachstraße 4-8. Eintritt: 8 Euro (mit KStA-Abocard/ermäßigt 4 Euro). Kartenreservierungen möglich unter ☎ 0221/801078-0 oder E-Mail.

Kunst am Bau, könnte man sagen?

Nicht alles ist Kunst im strengen Sinn, wohl aber 50 Jahre Kölner Architekturgeschichte, die bisher noch nirgends dokumentiert und dargestellt worden ist. Und an einer Haltestelle wie Heimersdorf können Sie sehen, dass sich mit etwas Gestaltungswille selbst aus einer scheinbar öden Wandverkachelung etwas machen lässt.

Wie sind die Stationen geordnet?

Im Grunde chronologisch, und dann nach Linienführung – so auch der Titel des Buchs.

Welche Station ist Ihr Favorit?

Die aufregendste Strecke ist die der Linie 3 oder 4 vom Friesenplatz zum Akazienweg, also einmal durch Ehrenfeld, weil hier für jede einzelne Station namhafte Künstler mit der Gestaltung beauftragt wurden. Als einzelne Station geht nichts über Äußere Kanalstraße. Die ist wirklich spektakulär. Aber bevor Sie mich jetzt nach dem Schlusslicht fragen…

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Genau das!

… sage ich es lieber gleich selber: Es ist die Haltestelle Chorweiler. Sie wurde vor etwa 20 Jahren sehr schön hergerichtet, mit regenbogenfarbenen Stützen und ausdrucksstarken Großfotos an den Wänden. Aber dann kam mein Lieblingsunternehmen ins Spiel, die Deutsche Bahn. Chorweiler ist nämlich die einzige Station in Köln, an der die S-Bahn-Züge der DB auf der gleichen Ebene halten wie die U-Bahnen der KVB. Beide Unternehmen teilen sich auch die Zuständigkeit für den Bahnhof, bis hin zu exakt gezogenen Grenzlinien auf den Treppen für die Reinigungstrupps. Irgendwann ist die Bahn in ihrem Teil der Station hergegangen und hat alle farbigen Pfeiler mausgrau angepinselt. Das muss man sich mal vorstellen: das ganze schöne Gestaltungskonzept im Eimer! Überstrichen ohne jeden Sinn – warum, das war jedenfalls nicht herauszubekommen. Verstehen kann ich so etwas nicht. Natürlich ist auch diese Station im Buch enthalten – und durch Cox’ Fotokunst wird selbst dieses Dokument des Unverstands fast schon wieder schön.

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