„Unfaires Mathe-Abi“Kölner Abiturienten schicken offenen Brief an Ministerin Gebauer

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Köln – Einfach nur über Instagram ihrem Ärger Luft machen, das reichte vielen Kölner Abiturienten nicht. Mit einem offiziellen offenen Brief an das nordrhein-westfälische Schulministerium wandte sich der Abiturjahrgang des Erzbischöflichen Irmgardis-Gymnasiums direkt an die zuständige Ministerin Yvonne Gebauer. Die Abiturjahrgänge von 19 anderen Schulen – darunter auch zehn Kölner Gymnasien und Gesamtschulen – schlossen sich dem Brief mit ihrer Unterschrift an. „Wir möchten, dass unsere Stimme gehört wird. Es geht hier um nichts Geringeres als die persönliche Zukunft vieler Schüler“, fordern die Abiturienten.

In dem Brief beklagen sie das sehr hohe Niveau der Mathematikklausur im Vergleich zu den Vorjahren. Vor allem im Grundkurs sei diese sehr umfangreich und sehr komplex gewesen. Die Anforderungen hätten sich stark unterschieden von den Abiturklausuren der letzten Jahren sowie von sämtlichen Marialien zur Abiturvorbereitung. Selbst sehr leistungsstarke Schülerinnen und Schüler seien erschrocken über den Eindruck, dass ihre intensive Vorbereitung vermutlich nicht ausgereicht habe, um die Klausur sehr gut oder gut zu bewältigen. Leistungsschwächere zweifelten nun an ihren Chancen, das Abitur ohne Nachprüfungen bestehen zu können.

Enttäuschung und Tränen

„Es gab unheimlich viele Tränen“, berichtet Amelie Krüger, eine der Mit-Initiatoren des Briefes. Es seien quasi alle nicht fertig geworden. „Auch unsere Lehrer haben die Wahrnehmung bestätigt, dass die Klausur unfair war.“ Es sei zwar mehr Zeit eingeräumt worden, aber eben auch mehr Aufgaben und ein völlig anderer Aufgabentypus als Prüfung gestellt worden. „Wir wollten kein Corona-Abi, sondern ein faires Abitur.“ Genau das sei es aber nicht gewesen. „Die meisten haben über Monate intensiv gelernt. Wir hatten ja wegen Corona nichts anderes als uns auf die Prüfungen vorzubereiten. Jetzt konnten wir nicht das abliefern, was wir vorbereiten konnten. Und das ist mega-enttäuschend“, fasst Krüger die Stimmungslage zusammen. Zumal viele für ihre Studienpläne auf einen bestimmten Notendurchschnitt angewiesen seien.

Die Abiturienten machen dem Ministerium in dem Brief mehrere Vorschläge, wie die unfairen Bedingungen ausgeglichen werden könnten. So bringen sie etwa eine stärkere Wertung der Nachprüfung im Verhältnis zur Abiturklausur ins Gespräch. Statt einer Wertung von zwei Dritteln für die Klausur und einem Drittel für die mündliche Nachprüfung, solle eine hälftige Wertung erwogen werden. Ein anderer Vorschlag ist das Absenken der zum Bestehen notwendigen Punktzahl.

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Das Schulministerium räumte in einer Stellungnahme ein, dass durch die in diesem Jahr aufgrund veränderter Vorgaben durch die Kultusministerkonferenz erstmals verlängerte Klausurzeit und der damit eingehenden Veränderung der Aufgabenformate der Eindruck entstanden sein könne, dass die Aufgaben schwieriger gewesen seien als in den vorangegangenen Jahren. Es seien aber nicht die Anforderungen erhöht worden, sondern nur der Umfang an die verlängerte Dauer der Klausur angepasst worden. Aus Sicht des Ministeriums ist es aber wegen der in den Schulen in diesem Pandemie-Jahr sehr unterschiedlichen Vorbereitungsbedingungen „ausdrücklich erwünscht“, dass die Lehrkräfte im Zweifelsfall ihren Beurteilungsspielraum im Sinne der Schülerinnen und Schüler nutzten.

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