„Unser bestes Konzert“So gut waren Fortuna Ehrenfeld in der Kölner Philharmonie

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Der Pyjama war frisch gebügelt: Fortuna Ehrenfeld bei ihrem Konzert in der Kölner Philharmonie.

Köln – Ob schon jemals in der Philharmonie ein Song wie „Arschloch, Wixer, Hurensohn!“ gesungen wurde? Beim ersten Konzert der Kölner Indie-Band Fortuna Ehrenfeld im Konzertsaal war alles möglich. „Wir wollen das Jahr krönen mit dem besten Konzert, das wir je gegeben haben“, kündigt Frontmann Martin Bechler bereits nach den ersten zwei Songs an. „Es ist eine große Ehre und vor allem eine große Freude, hier zu spielen.“ 

Euphorische Stimmung im Publikum

Zweimal war das Philharmonie-Konzert von Fortuna Ehrenfeld verschoben worden, die Vorfreude bei den teils weit angereisten Fans ist dementsprechend groß. „Ich habe heute auf Instagram gesehen, dass hier jemand aus Basel angefahren ist“, sagt Bechler fast ungläubig. Gelohnt haben dürfte es sich allemal: Rund zweieinhalb Stunden Konzert bekommen die Zuhörerinnen und Zuhörer in der nahezu ausverkauften Philharmonie geboten. 

In den Abend starten Bechler, Keyboarderin und Sängerin Jenny Thiele sowie Schlagzeuger Jannis Knüpfer mit einem ihrer bekanntesten Songs: Nach „Zwei Himmel“ ist das Publikum schon warm geworden. Es folgen diverse Nummern aus Fortuna Ehrenfelds jüngstem Album „Die Rückkehr zur Normalität“, welches die Band im Frühsommer 2021 veröffentlichte. Zu „Grazie de là Kotze“ legt Bechler – wie immer im frisch gebügelten Schlafanzug – einen Sprint auf der Bühne inklusive Jubelschrei ein: „Ein spontaner Ausbruch der Freude“, sagt er.

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Kurz vorm Abheben: Frontmann Martin Bechler.

Immer wieder hebt Bechler während der Songs beide Arme, als würde er gleich abheben, von Euphorie getragen. Diese Stimmung überträgt sich unmittelbar auf das Publikum: Zu „Glitzerschwein“ hält es viele kaum mehr auf dem Platz, nach jedem Lied gibt es frenetischen Applaus.

Fortuna Ehrenfeld beherrscht die gefühlvollen Töne

Dabei beherrschen Fortuna Ehrenfeld vor allem die leisen, gefühlvollen Töne. Den emotionalsten Moment des Abends schafft die Band mit „Die Umarmung der Magneten“, einem Stück, das die Band laut Bechler selten spielt, „weil es mir einfach viel zu sehr ans Herz geht“. Zu hören ist im Lied die Cello-Sequenz eines jungen Geflüchteten aus El Salvador. Ein australischer Musikerkollege hatte den 18-Jährigen für Studioaufnahmen zu Bechler nach Köln geschickt. 

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Getrübt ist die Stimmung dadurch keineswegs: Gerade die Interaktion von Thiele und Bechler auf der Bühne sorgt immer wieder für Lacher im Publikum. „Ich arbeite gerade an meinem Stand-Up-Programm“, wirft Bechler dazu ein. Dass er bei all der Freude da schon mal die Setlist durcheinanderwirft – geschenkt. Dafür gibt es Jenny Thiele – die neben dem Ablaufplan auch gesanglich punktet. In der Tanznummer „Das Imperium rudert zurück“ ragen ihre Passagen heraus.

Gisbert zu Knyphausen mit Gast-Auftritten

Ein weiteres Highlight des Konzerts sind die Gastauftritte des Liedermachers Gisbert zu Knyphausen. Gemeinsam singt man Fortuna Ehrenfelds „Das letzte Kommando“ sowie Knyphausens Song „Cowboy“. Zur einer der drei Zugaben kommt der Liedermacher noch einmal mit auf die Bühne – wie Thiele und Knüpfer nun auch in blau-weiß-kariertem Pyjama bekleidet. 

Das Bild des Abend ist damit gesetzt: Vier erwachsene Menschen in Schlafanzügen, die gemeinsam mit dem Publikum den Song „Arschloch, Wixer, Hurensohn“ durch die Philharmonie brüllen. Ein gebührender Abschluss für ein fantastisches Konzert.

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