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„Unvorstellbar schwer“Kölner Haushaltswarengeschäft schließt nach 53 Jahren

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Das Geschäft in der Stammheimer Straße wirkt wie aus der Zeit gefallen. Hier gab es alles von der Schraube bis zur Untertasse. 

  • 53 Jahre gab es im Geschäft von Josef Thurn und Günter Remagen fast alles.
  • Der Vollsortimenter für den Haushalt an der Stammheimer Straße 119 war einer der letzten seiner Art.
  • Nun gibt Elisabeth Thurn das Geschäft nach dem Tod ihres Mannes auf. Der Abschied von den Kunden fällt ihr „unvorstellbar schwer“.

Riehl – Egal, mit wem man spricht in diesen Tagen in Riehl – die nahende Schließung des alteingesessenen Haushalts- und Eisenwaren-Ladens „G. Remagen und J. Thurn“ geht vielen zu Herzen. „Da geht wieder ein Stück Tradition verloren, es ist wirklich schade“, meint eine Passantin, die im Vorbeigehen die Räumungsverkaufs-Schilder im Schaufenster und die Auslagen vor dem Ladenlokal an der Stammheimer Straße 119 betrachtet. 

Küchen-Helfer und Kaffeemaschinen

Im Innern des großen, nach hinten recht langgezogenen Ladens stöbern Kunden durch die restlichen Bestände, die in den letzten Tagen vor der endgültigen Einstellung des Betriebs mit großen Rabatten angeboten werden. Darunter Vasen, Teller, Gläser, Besteck, Tassen, Teelicht-Gläser, diverse Küchen-Helferlein, Porzellanfiguren, Kleinteile und Eisenwaren, aber auch noch Kaffeemaschinen und ein Magnet-Dartspiel-Set.

„Es war immer ein Geschäft in der Nähe für uns, wo man im Prinzip alles bekam“, merkt ein Kunde an. „Grüßen Sie Herrn Remagen von mir; schade, dass es nun vorbei ist“, sagt eine Seniorin zu Elisabeth Thurn, die in den vergangenen Wochen den Räumungsverkauf begleitet hat. Noch bis einschließlich Donnerstag, 31. Oktober, ist geöffnet, vormittags von 9 bis 13 Uhr.

Mitinhaber am 1. 9. verstorben

Der Mitinhaber des traditionsreichen Ladens, Josef Thurn, war am 1. September im Alter von 82 Jahren verstorben. Weil auch der Geschäftspartner Günter Remagen erkrankt ist, war nach dem Tod des Mitinhabers schnell klar, dass die Geschichte des Geschäfts nun enden wird. Seit 1975 befand es sich in Riehl, in einem eingeschossigen Gebäude.

„1966 hat sich mein Mann gemeinsam mit Günter Remagen selbstständig gemacht“, erläutert Josef Thurns Witwe. Nachdem sie ihre ersten beiden Läden in der Südstadt und in Nippes geschlossen hatten, eröffnete man 1975 am heutigen Standort, auf den sie sich fortan komplett konzentrierten.

Abschied von den Kunden ist schwer

„Der Abschied von den Kunden ist unvorstellbar schwer“, betont sie. „Wir haben jetzt aus dem Ort viele Briefe erhalten; mein Mann war sehr beliebt bei den Leuten. Er hat alles von der Pike auf gelernt, er leistete viel Beratung, half wo er konnte und brachte die Waren sogar auf Wunsch zu den Kunden nach Hause. So etwas findet man heute nicht mehr.“

Die beiden haben eine Tochter, einen Schwiegersohn sowie zwei Enkelkinder. „Mein verstorbener Mann war auch ein sehr guter Vater und Opa“, blickt Elisabeth Thurn zurück. Sie will sich in ihrem Ruhestand in erster Linie eine ruhige Zeit machen.

Von der Schraube bis zum Teller

Es war in der Tat einer der ganz selten gewordenen, klassischen Gemischtwaren-Läden, in dem man von der Eisenschraube bis hin zum Deko-Teller, Küchenzubehör und kleinen Haushalts-Elektrogeräten alles finden konnte.

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Das wussten gerade auch die älteren Bewohner der nahen Sozial-Betriebe Köln (SBK) zu schätzen, die gern zum Einkaufen kamen. In nächster Zeit, nach der Einstellung des Verkaufs, sollen die Geschäftsräume abgebrochen werden, ein mehrgeschossiges Wohnhaus wird auf dem Areal entstehen, was die momentane Lücke zwischen den zwei Nachbarhäusern schließt. Ob auch ein Ladenlokal ins Erdgeschoss kommt, ist ungewiss.

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