„Vertrauen gerät ins Wanken“Nele Kiper über die Rolle als Frau eines „Grapschers“

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Schauspielerin Nele Kiper

Köln – Wenn das Wort „Grapscher“ im Raum steht, lässt sich der Verfall drum herum nicht mehr aufhalten. Der Ruf der Person im Visier ist mindestens angeknackst, das Umfeld ungläubig bis sensationslustig, die Angehörigen in ihrem Urvertrauen erschüttert. Ob wahr oder nicht – ein Beigeschmack bleibt. Um den aufstrebenden Politiker Konrad Wagner (Manuel Rubey) geht es in „Rufmord“, der neuen Folge der österreichischen Krimiserie „Dennstein & Schwarz“ in der ARD. Der Politiker möchte sich gegen einen spekulativen Zeitungsartikel wehren, der ihn mitten im Wahlkampf an den Pranger stellt: Er soll vor Jahren eine frühere Mitarbeiterin belästigt haben. Ein Albtraum für die Ehefrau.

„Das Vertrauen gerät ins Wanken. Diese Vorwürfe diskreditieren die gesamte Ehe im Rückblick, man stellt plötzlich alles in Frage: jedes Wort, das man gewechselt hat“, sagt Schauspielerin Nele Kiper („Der letzte Bulle“, „Das Traumschiff – Kolumbien“), die die Ehefrau spielt, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Nele Kiper: „Selbst engste Vertraute beginnen zu zweifeln“ 

Die in Köln lebende, gebürtige Hannoveranerin ist sich der Brisanz des Themas bewusst. Das Entsetzen in den sozialen Netzwerken sei nach solchen Vorwürfen groß und dennoch: „Man muss bei der Beurteilung sehr vorsichtig sein und beide Seiten anhören, bevor man sich eine Meinung bildet, auch bei sexueller Belästigung“, findet die 37-Jährige. Sicher ist aber: „In dem Moment, in dem man es ausspricht, passiert in den Köpfen der Menschen etwas. Selbst engste Vertraute beginnen zu zweifeln.“

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Kiper weiß nicht erst seit der MeToo-Debatte, dass auch die Hierarchien in der Filmbranche machtstrukturellen Missbrauch begünstigen. Es seien vor allem die vielen, subtilen Augenblicke, in denen häufig Männer ihre Macht ausnutzten und Frauen in Bedrängnis gerieten, weil es bei ihnen viel mehr um Äußerlichkeiten ginge, so Kiper. „Ich habe schon viele Situationen erlebt, in denen ich mich nicht mit Respekt behandelt gefühlt habe. Plötzlich drehte es sich nicht mehr um das Projekt, sondern um körperliche Gefälligkeiten.“ Der Konflikt, den man gerade am Anfang seiner Schauspielkarriere mit sich austrage, sei die Wahl zwischen Opportunismus und ehrlicher Meinung. „Ich habe mich immer entschieden, meine Meinung zu sagen. Das hat mich auch die Abkürzungen auf der Karriereleiter gekostet, aber das war es mir wert“.

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Nach einem zweimonatigen, coronabedingten Stillstand hat Kiper nun wieder ihre Projekte aufgenommen. Gerade abgeschlossen hat sie etwa die Dreharbeiten zu ihrer Nebenrolle in Otto Waalkes Neuauflage von „Catweazle“, einer britischen Filmserie aus den Achtzigern, die 2021 in die Kinos kommen soll. „Er hat ein fantastisches Kostüm an. Ich habe mich extrem über die Anfrage gefreut, weil ich seit meiner Kindheit ein riesen Otto-Fan bin.“ 

13 Seiten Hygienekonzept beim Dreh

Abgedreht ist außerdem auch eine Folge der Soko Stuttgart. Dort galt ein 13-seitiges Hygienekonzept. Nervig, oder? „Ich bin grundsätzlich optimistisch. Wir standen zwei Monate extrem still. Wenn das jetzt die Möglichkeit ist, die wir haben, muss man das Beste draus machen“, so Kiper, die demnächst für ein halbes Jahr mit Mann (dem „Bang-Boom-Bang“-Regisseur Peter Thorwarth) und Kind für ein neues Projekt nach München zieht. Angesichts dieses Anfrage-Regens war die Quarantäne-Zeit so etwas wie „geschenkte Freizeit“ für sie. Perfekt für Ausflüge in der Wahlheimat. „Mit dem Rhein sind wir in Köln wirklich beschenkt. Man kann an den Stadtrand fahren und an die Strände gehen, wo viel Platz ist. Oder an die Poller Wiesen. Ich habe riesigen Königsforst entdeckt und die Wahner Heide“.

„Rufmord“ ist ab Mittwoch, 1. Juli um 20.15 Uhr in der ARD-Mediathek abrufbar. Am Freitag, 3. Juli wird die Folge dann um 20.15 Uhr im Fernsehen ausgestrahlt.

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