„Wir gehen in der Krise unter“Kölner Schütze ärgert sich über fehlende Wahrnehmung

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Hans-Jakob Faßbender

  • Hans-Jakob Faßbender war zwölf Jahre Vorsitzender und ist heute Ehrenmitglied der Deutzer St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft. Er ist seit mehr als 50 Jahren bei den Deutzer Schützen.
  • Dass in Köln der Karneval an erster Stelle steht, versteht er gut. Dass eine der ältesten Bruderschaften kaum Beachtung findet, versteht er nicht.
  • Laut Faßbender würden die Nöte der Schützenvereine in der Corona-Krise von der Stadt Köln ignoriert.

Köln – Herr Faßbender, Sie haben sich an einem verärgerten Brief an unsere Zeitung gewandt: Sie schreiben, dass das Schicksal der Schützenvereine wie Ihre Deutzer Schützen in der Corona-Krise im Schatten anderer Vereine vergessen werden. Wie meinen Sie das?

Die Karnevalsvereine haben eine sehr starke Lobby, gegen die wir alt aussehen. Dass in Köln Karneval an erster Stelle steht, ist ja auch vollkommen in Ordnung, schließlich leben wir in Köln. Aber wir als Schützen haben auch eine lange Tradition: Wir sind eine der ältesten Bruderschaften in dieser Stadt und weitaus älter als jeder Karnevalsverein. Und trotzdem gehen wir in der aktuellen Krise mit unseren Nöten unter. Wir werden einfach nicht mehr wahrgenommen: Bei der Stadt Köln nicht, bei den Behörden nicht – und auch in der Presse nicht genug.

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Wie schwer hat Sie die Corona-Krise als Schützenverein denn getroffen?

Sehr hart. Ganz abgesehen davon, dass wir uns immer sozial engagiert haben – in Krankenhäusern, in Altenheimen – und auch das jetzt komplett wegfällt, liegt unser gesamtes Vereinsleben brach: Das Schützenfest, das Ostereierschießen, die Jahreshauptversammlung sogar das ganz normale Training auf dem Schießstand – all das fällt aus. Dadurch fehlen uns Einnahmen im bestimmt hohen vierstelligen Bereich.

Ist das so viel Geld, dass es für Ihren Verein existenzbedrohend ist?

Absolut. Wir müssen ja unseren Schießstand pflegen, das kostet Geld. Wir haben Strom- und Wasserkosten, die laufen alle weiter. Für Karnevalsvereine mögen das Kleckerbeträge sein, für uns mit rund einhundert Mitgliedern ist das eine Menge Geld. Gleichzeitig sind wir in der Öffentlichkeit weniger sichtbar. In den anderen Jahren konnten wir wenigstens unseren traditionellen Umzug zum Schützenfest durchs Veedel unternehmen. Dann wussten die Leute: Ja, die Schützen leben noch. Nun fällt auch der Umzug flach. Wenn wir Schützen jetzt ein ganzes Jahr in Vergessenheit geraten, wer weiß, wie viele Leute sich dann überhaupt noch für unser nächstes Schützenfest interessieren?

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Dabei haben Ihren Verein schon vor der Corona-Krise Nachwuchssorgen beschäftigt.

Ja, viele Eltern beispielsweise wollen nicht mehr, dass ihre Kinder im Schützenverein aktiv werden, weil wir am Ende des Tages mit Waffen hantieren. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass wir Mörder sind. Bei uns läuft das absolut vorschriftsmäßig und verantwortungsvoll. Aber vor diesem Hintergrund mussten wir uns ohnehin schon immer mehr eines schlechten Images verwehren. Durch die Corona-Krise fehlen uns nun die letzten Möglichkeiten, auf junge Leute zuzugehen und um Nachwuchs zu werben. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um die Zukunft unseres Vereins.

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