100 Jahre Kölner Optiker-Firma„Eine Brille kauft man eben nicht wie ein Brötchen“

Lesezeit 3 Minuten
Optikerinnen

Eva Pick (r.) und ihr Team (v. r.): Nicolette Hornstein, Katja Hölzemann und Jeanette Mittelstädt

Köln – Wenn das nicht mal ein echtes Familienunternehmen ist. Gründer Paul Duisdieker wäre stolz: 100 Jahre nachdem er in der Boisserréestraße im Herzen der Stadt sein erstes Optikergeschäft gegründet hat, gibt es heute vier Läden, die von seinen Urenkeln und der Urenkelin geführt werden – und die sich gut gegen die immer größer werdenden Ketten behaupten.

Urenkelin Eva Pieck leitet das Geschäft in der Limburger Straße und ist buchstäblich zwischen Brillen aufgewachsen. Auch ihre inzwischen verstorbene Mutter war Optikerin – damals ein noch recht ungewöhnlicher Beruf für eine Frau. „Als meine Mutter anfing, gab es nur ein paar Modelle zur Auswahl und eine Brille war ein rein zweckmäßiger Gegenstand“, sagt Eva Pieck. Heute sei eine Brille eher wie ein Schmuckstück mit Funktion. Und die Optikerinnen und Optiker tragen auch keine weißen Kittel mehr wie einst.

Kinder mögen heute Brillen

Über Brillen und die Arbeit sei in der Familie natürlich sehr viel gesprochen worden. Als Jugendliche wurde ihr das dann doch mal zu viel. Sie habe ihre „punkige Zeiten“ gehabt, aber sei dann doch wieder auf den Familienweg zurück gekommen. Weil der Beruf in mehrerer Hinsicht interessant sei: Es geht um modische Beratung – und das auch schon bei Kindern. Während Kinder einst wegen Brillen gehänselt wurden, sei es heute oft so, dass sie stolz sind, eine zu bekommen. Und Bruder oder Schwester dann sogar neidisch sind und auch eine haben wollen.

Außerdem gebe es die medizinische und technischen Anforderungen und nicht zuletzt das Zwischenmenschliche, „etwas für die Seele“. „Manchmal haben wir wohl eine ähnliche Funktion wie Friseure. Viele Menschen freuen sich, wenn wir einfach zuhören und uns kümmern. Eine Brille kauft man eben nicht wie ein Brötchen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Ebenso treu wie die Kunden sind auch die Mitarbeitenden. In der Limburger Straße sind es ausschließlich Frauen, die schon bei Eva Piecks Mutter gearbeitet habe. Gemeinsam wird in der Werkstatt hinter dem Verkaufsraum – die wegen ihrer wenigen Quadratmeter „Zwergenwerkstatt“ genannt wird – geschliffen und angepasst.

Herkunft des Namens unklar

Eva Piecks Cousins leiten die Läden an der Neusser und der Luxemburger Straße und im Riehler Tal. Die Geschäfte tragen natürlich den Namen „Duisdieker“, doch keiner der Nachfahren heißt mehr so. Der Name wurde nicht mehr weitergegeben, nachdem der Sohn des Gründers im Zweiten Weltkrieg gefallen war und der Schwiegersohn das Geschäft übernahm.

Woher der Name kommt und was er bedeutet, habe man noch nicht eindeutig ermittelt, sagt Eva Pieck. Gründer Paul Duisdieker stammte aus Bünde in Westfalen. „Ein Kunde meinte vor kurzem, Diek bedeute Deich.“ Fest steht aber, dass man schon genau hinsehen muss, um den Namen richtig zu schreiben.

KStA abonnieren