42.000 KollisionenUnfallzahlen in Köln bleiben hoch – Mehr Vorfälle mit KVB-Bahnen

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Köln – Die Zahlen könnten Grund zur Freude sein: 2017 gab es im Vergleich zum Vorjahr weniger Unfälle, weniger Tote und weniger Schwerverletzte auf Kölns Straßen und den Autobahnen drum herum. Die Kölner Polizei, die am Freitag die Unfallstatistik für das vergangene Jahr vorstellte, ist trotzdem nicht zufrieden. Vor allem die Radfahrer bereiten den Einsatzkräften Kopfschmerzen.

Unfallentwicklung insgesamt

42.627 Mal hat es 2017 im Kölner Stadtgebiet gekracht, das waren 266 Unfälle weniger als im Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2008 aber stieg die Unfallzahl um mehr als 7000 an. Der stellvertretende Polizeipräsident Manuel Kamp sprach deshalb von einem „besorgniserregend hohen Niveau“ der aktuellen Zahlen.

Die Zahl der Unfälle mit Straßenbahnen ist wieder gestiegen.

Die Zahl der Unfälle mit Straßenbahnen ist wieder gestiegen.

5600 Menschen verunglückten auf Kölner Straßen (minus 173 gegenüber 2016). Auf den 575 Autobahn-Kilometern, die die Kölner Autobahn-Polizei betreut, wurden 11.457 Unfälle und damit 980 weniger als 2016 registriert. 1913 Menschen (minus 126) verunglückten dort. Unfall-Schwerpunkte auf Kölner Gebiet waren der gesamte Autobahnring sowie das Autobahnkreuz Köln-Nord.

Die Ursachen

Mangelnder Abstand war 2017 die häufigste Ursache für Unfälle mit Verunglückten in Köln, gefolgt von Vorfällen beim Abbiegen und Vorfahrtsfehlern. Insgesamt machte Kamp die wachsende Verkehrsdichte, Staus und zunehmenden Stress für die vielen Verunglückten verantwortlich. Auch Unaufmerksamkeit durch Handy-Nutzung ist trotz Aufklärungs-Kampagnen ein Problem.

Die Zahlen durch Rotlicht-Verstöße sind zwar von 400 auf 392 zurückgegangen. „Wenn man Köln mit anderen Städten vergleicht, hat man aber das Gefühl, Rotlicht wird bewusst ignoriert“, so Martin Lotz, Leitender Polizeidirektor. 61 Menschen verunglückten wegen Drogenkonsums – der höchste Wert seit Jahren.

Die Unfallursache überhöhte Geschwindigkeit ist hingegen spürbar auf dem Rückzug. Kontroll-Aktionen haben hier offenbar zum Erfolg geführt, „ein Stück weit spielt hier aber auch der Stau eine Rolle“, so Lotz. Auf den Autobahnen sind mangelnder Abstand und Geschwindigkeitsüberschreitungen hingegen besonders präsent. „70 Prozent der Unfälle mit Verunglückten sind auf diese beiden Ursachen zurückzuführen“, so Andreas Brings, kommissarischer Leiter der Kölner Autobahn-Polizei.

Tote und Schwerverletzte

Auf den Autobahnen starben 23 Menschen – 2016 waren es noch sechs mehr. Im Kölner Stadtgebiet kamen 14 Verkehrsteilnehmer ums Leben, ein Rückgang um vier Tote. Vor allem so genannte schwache Verkehrsteilnehmer leben in Köln gefährlich. So starben allein sieben Fußgänger und zwei Radfahrer auf den städtischen Straßen. Kinder waren 2017 zwar nicht unter den Getöteten.

Auf hohem Niveau stagniert die Zahl der Radfahrer-Unfälle.

Auf hohem Niveau stagniert die Zahl der Radfahrer-Unfälle.

Aber die Zahl der verletzten Kinder stieg um 28 auf 403, 36 wurden schwer verletzt. Insgesamt wurden in Köln 690 Menschen schwer verletzt – 19 weniger als im Vorjahr. Das sei angesichts der zunehmenden Verkehrsdichte kein schlechtes Ergebnis, so Lotz. Doch das Niveau sei zu hoch. Auf den Autobahnen gab es 403 Schwerverletzte.

Die Radfahrer

Es gab etliche Aktionstage der Polizei, die sich gezielt an Radfahrer richteten. Trotzdem bleiben die Unfallzahlen hoch. 1870 Mal verunglückten Radler im Jahr 2017, 255 davon schwer. Gegenüber dem Vorjahr verbesserten sich die Zahlen damit geringfügig. „Wir haben viel unternommen, aber die Zahl der Verletzten hat nicht abgenommen“, resümierte Lotz.

In 53 Prozent der Fälle waren die Radfahrer selbst für den Unfall verantwortlich. Deutlich gestiegen ist der Anteil der verunglückten Radler im Alter von zehn bis 14 Jahren. 2016 waren es noch 110, im vergangenen Jahr 154. „Die Zahl ist für uns selber schwer erklärbar“, so Lotz.

Unfälle mit Strassenbahnen

Hier gab es ausnahmsweise eine negative Entwicklung. 180 Unfälle mit Straßenbahn-Beteiligung registrierte die Polizei, 13 mehr als 2016. Auch die Zahl der Schwerverletzten stieg in diesem Bereich von 22 auf 26. Starben 2016 noch sechs Menschen bei solchen Unfällen, gab es 2017 keine Toten.

Die Raserszene

5374 kontrollierte Fahrzeuge, 5260 kontrollierte Personen, 464 festgestellte Geschwindigkeits-Verstöße. Die Projektgruppe „Rennen“ der Polizei hat auch 2017 die Raserszene ins Visier genommen. Ums Leben gekommen ist voriges Jahr kein Mensch durch Tempo-Rowdys. Zu schnell gefahren wird trotzdem.

War laut Polizei anfangs der Tanzbrunnen in Deutz ein beliebter Szene-Treffpunkt, habe sie sich mittlerweile auf Ringe, Aachener Straße und Innere Kanalstraße verlegt. Die Polizei spricht von Imponier-Fahrten an prominenten Orten: „Die Klientel will nicht nur Gummi auf die Straße bringen, sondern auch wahrgenommen werden“, so Lotz.

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