50 Jahre Rheinische Fachhochschule Köln„Wir sind heute fast zu 100 Prozent digital”

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Campus Vogelsanger Straße

Köln – Mit Gottfried Päffgen fing alles an. Ende der 1950er Jahre errichtete der Unternehmer mit Hilfe einiger Kölner Firmen die Rheinische Ingenieurschule für Maschinenwesen (1958) und ein Jahr später die Rheinische Technikerschule für Bau und Maschinenwesen. Sie waren die Keimzelle für die Rheinische Fachhochschule (RFH), die in diesem Jahr nun 50 Jahre alt wird. Damals hätten sich viele Unternehmen darüber geärgert, dass sie Universitätsabsolventen noch lange Zeit hätten ausbilden müssen, damit sie ihre Aufgaben in den Firmen angemessen erledigen konnten, sagt Martin Wortmann, der heutige Präsident der Rheinischen Fachhochschule (RFH).

1971, als die RFH schließlich aus den Fachschulen hervorging und offiziell gegründet wurde, war der Ruf nach mehr Fachkräften und mehr praktischer Ausbildung an den Hochschulen laut geworden. Nachdem Bund und Länder den Weg für neue Hochschulen frei gemacht hatten, war schon 1969 in Schleswig-Holstein die erste Fachhochschule eröffnet worden. Bis Anfang der 1970er Jahre folgten in Köln nicht nur die RFH, sondern auch die Kölner Fachhochschule, die heutige TH Köln.

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Das Haupthaus an der Schaevenstraße in der Innenstadt

Das Modell hat Schule gemacht. Heute studieren bundesweit eine Million der knapp drei Millionen Studierenden an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die zum Teil Fächer anbieten, die es an Universitäten nicht gibt. Nach der Universität (50.000 Studierende) sind in Köln die TH (27.000) und die RFH (6500) die größten Hochschulen. „Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften haben seit ihrer Geburt vor über 50 Jahren eine rasante Entwicklung hingelegt“, so Wortmann. „Waren sie in ihrer Konzeption rein auf praxis- und berufsorientierte Lehre ausgerichtet, so sind sie heute nicht nur lehr-, sondern auch forschungsstark.“

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Die alte Hauptzentrale am Hohenstaufenring

Die Studierenden lernen an vier Kölner Standorten in der Innenstadt und Ehrenfeld in 40 Studiengängen mit 110 Professoren und mehr als 300 Lehrbeauftragten. 2008 wurde das Haupthaus vom Hohenstaufenring an die Schaevenstraße verlegt. Unterteilt ist die Hochschule in vier Fachbereiche: Medizinökonomie und Gesundheit, Wirtschaft und Recht, Medien sowie Ingenieurswesen. Außer der Kölner Hauptfiliale unterhält die RFH auch mehrere Studienstandorte in der Region. 2015 übernahm die Einrichtung die zuvor in Insolvenz gegangene Hochschule Neuss für Internationale Wirtschaft. Und auf Schloss Türnich sollen Themen rund um den Strukturwandel entwickelt werden.

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Wortmann ist stolz auf die acht Fachinstitute, an denen an der privaten und staatlich anerkannten Hochschule geforscht wird, unter anderem in den Bereichen medizinische Werkzeuge, Elektromobilität und faseroptische Sensoren. International arbeitet die RFH unter anderem mit den Universitäten in Lüttich und Parma sowie mit einer katholischen Hochschule in Kigali (Ruanda) zusammen. Seit 2001 kann man in Kooperation mit der University of East London hier den Master of Business Administration machen, der im Vergleich zum Master mehr auf unternehmerische Führungskompetenz und Management-Fähigkeiten setzt. Mit Medien-Design wurde 2005 der erste Bachelor-Studiengang angeboten.

Der RFH-Präsident freut sich auf das neue Promotionskolleg, das den Fachhochschulen in NRW die Möglichkeit eröffnet, Promotionen durchzuführen. Ein Recht, das bislang nur Universitäten und Kunst- und Musikhochschulen zustand. In der Vergangenheit mussten Fachhochschulen daher in einem Kooperationsverfahren mit einer Universität einen Doktoranden ausbilden. Das sei nicht immer reibungslos verlaufen, so Wortmann. „Das Promotionskolleg ist ein richtiger Quantensprung“, sagt Wortmann. Allerdings muss das neue Promotionskolleg noch vom Wissenschaftsrat begutachtet werden, bevor es starten kann.

Im Zeichen der Pandemie

Auch an der RFH standen die vergangenen Monaten im Zeichen der Pandemie. Wie an anderen Hochschulen auch mussten die Lehrveranstaltungen ins Internet verlegt werden. „Heute ist die Hochschule fast zu 100 Prozent digital“, sagt Wortmann. Vorlesungen würden in der Regel live gestreamt und aufgezeichnet, so dass die Studierenden sie später online ansehen könnten. Auch nach der Pandemie werde der Unterricht nicht der gleiche sein wie zuvor. www.rfh-koeln.de

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