74 Corona-Fälle an einer SchuleLage an Kölner Berufskollegs ist „katastrophal“

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Schule Desinfektion

Zwei Schülerinnen nutzen Desinfektionsmittel gegen das Coronavirus.

Köln – Ulrich Recht hofft. Er hofft darauf, dass die Ministerpräsidenten und Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch „endlich die Corona-Situation an den Schulen entschärfen“. Vor allem in einer Schulform, über die nach Meinung von ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen in der öffentlichen Debatte viel zu wenig geredet wird: die Berufsschulen und Berufskollegs. „Da ist die Corona-Lage teilweise katastrophal.“

Recht ist Vorsitzender des Lehrerrats am Barbara-von-Sell-Berufskolleg und hat sich mit einem „Hilferuf“ wie er es nennt, an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ gewandt. An der sehr großen Schule im Kölner Nordwesten lernen 3300 Schüler. Bereits 74 Corona-Fälle allein bei den Schülern gab es hier an dieser einen Schule allein seit Beginn des neuen Schuljahres. „Und täglich werden es mehr.“ Das entspreche umgerechnet einem Inzidenzwert von 454 – wobei doch in Pandemiezeiten der Maßstab für Sanktionen gesamtgesellschaftlich bei 50 liege, rechnet der Lehrerrat-Vorsitzende vor.

Schüler werden in Gesundheitsberufen ausgebildet

Die Frage, warum die Infektionszahlen auch nach knapp drei Wochen Kontaktbeschränkungen in Köln nicht signifikant sinken, beantwortet sich für Recht schon allein durch einen Blick auf seine Schule: Denn von den 3300 Schülerinnen und Schülern des Berufskollegs sind knapp 2700 Auszubildende in Gesundheitsberufen. „Sie sind in der Ausbildung zu medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten. Das heißt, sie arbeiten mehrmals pro Woche in Arztpraxen, haben dort jede Menge Patientenkontakte und kommen dann zu uns in die Berufsschule.“

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Für ihn und das Kollegium der Barbara-von-Sell-Berufskollegs ist das eine höchst beunruhigende Konstellation. „Wir wissen nicht, ob die Infektionen aus den Praxen mitgebracht werden oder ob sie sich innerhalb der Schule verbreiten und von dort in die Arztpraxen getragen werden.“ Aber die Kombination aus zahlreichen Kontakten und engen, voll besetzten Schulklassen fühle sich gefährlich an. Bei dem Gedrängel der 3300 Schüler auf den engen Gängen und Treppenhäusern werde ihm ganz anders, sagt Ulrich Recht.

Gegenüber dem Gesundheitsamt habe man schon mehrmals auf die akute Bedrohungslage hingewiesen. Ohne Ergebnis. Wenn ein Fall auftrete, würden lediglich die sieben oder acht umsitzenden Schüler nach Hause geschickt. Ansonsten werde „streng nach Erlasslage weitergearbeitet“, als sei der Inzidenzwert zu ignorieren. Die meisten der 140 Kolleginnen und Kollegen unterrichteten aus Eigenschutz daher nur noch mit FFP-2-Masken.

Schüler wendet sich an den „Kölner Stadt-Anzeiger“ 

Auch ein Schüler eines weiteren Kölner Berufskollegs, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat sich an die Redaktion gewandt, weil er an seiner Schule Sorge um die eigene Sicherheit habe. Er berichtet von vermehrten Fällen und wenig Disziplin beim Einhalten der Corona-Regeln. „Selbst als ein Lehrer mit Corona infiziert war und wir am Vortag vier Stunden Unterricht bei diesem Lehrer hatten, ist kein Schüler in Quarantäne geschickt oder getestet worden.“ Auch beim Tragen der Maske seien viele Mitschüler und auch Lehrer sehr nachlässig.

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Mit einem Wechselunterricht mit Analog - und Distanzphasen mit geteilten Klassen in den Berufsschulen, wäre schon viel gewonnen, meint Recht. Wenn sich das Land NRW darauf verständigen würde, könnte man die Infektionslage seiner Meinung nach deutlich besser in den Griff bekommen.

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