Abbiegen bei RotStadt Köln stellt neues Verkehrsschild für Radfahrer auf

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Der neue Grünpfeil an der UlrichgasseFoto: Max Grönert

Der neue Grünpfeil an der UlrichgasseFoto: Max Grönert

  • Die Stadt Köln hat den „Grünpfeil nur für den Radverkehr“ als neues Verkehrsschild eingeführt.
  • Damit dürfen Radfahrer ab sofort rechts abbiegen, auch wenn die Ampel auf rot geschaltet ist – und das zunächst an neun Standorten in der Innenstadt.
  • Der ADAC steht dem neuen Verkehrsschild allerdings kritisch gegenüber. Die Hintergründe.

Köln – Die Wartezeiten bei älteren Ampeln sind oftmals sehr lang und nicht auf die Bedürfnisse der Radfahrer programmiert. Ein schnelles Vorankommen ist für sie häufig nicht möglich. Auch nicht, wenn es regnet oder das „Abbiegen bei roter Ampel eigentlich keine Gefahr darstellen würde“, so Patric Stieler, Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement. Daher soll sich nun genau das mit einem neuen Verkehrsschild ändern: Dem Grünpfeil nur für den Radverkehr.

Am Donnerstag wurde ein solches Schild zunächst an der Ulrichgasse in Richtung Kartäuserwall montiert. Sieben weitere folgten noch am selben Tag. Durch den Grünpfeil können Radfahrer auch bei roter Ampel rechts abbiegen. Allerdings mit besonderer Vorsicht. „Radfahrer müssen anhalten und gucken, ob auf der Straße kein feindlicher Verkehrsteilnehmer, wie etwa ein Auto oder Fußgänger, unterwegs ist, mit dem es zu einem Unfall kommen könnte. Wenn dem nicht so ist, können sie fahren“, so Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrsentwicklung.

Verkehrsregelung als Pilotprojekt in Köln

Wobei diese Regelung in der Stadt nicht ganz neu ist. Im Rahmen eines Pilotprojekts, das die Stadt in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Straßenwesen durchgeführt hat, wurden bereits im Januar vergangenen Jahres drei solcher Schilder aufgestellt – in Zollstock, der Innenstadt und in Ehrenfeld . Dort sollte getestet werden, ob eine sichere Verkehrsführung mithilfe des Grünpfeils möglich ist – das Projekt war erfolgreich. „Unsere Erfahrungen waren sehr positiv, weil es trotz grünem Pfeils zu keinen Unfallauffälligkeiten gekommen ist“, so Jürgen Möllers, Fahrradbeauftragter der Stadt. Daher würden die Grünpfeile an diesen drei Standorten nun voraussichtlich dauerhaft bestehen bleiben.

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Denn offiziell möglich ist diese Beschilderung seit der Novelle der Straßenverkehrsordnung, die am 28. April in Kraft getreten ist. Das Landesverkehrsministerium hatte daraufhin Anfang Mai konkrete Anwendungskriterien für das neue Verkehrszeichen erlassen, nach denen sich die Stadt beim Aufstellen der Schilder richten muss. Eine Grundvoraussetzung ist etwa, dass eine Radverkehrsanlage – wie beispielsweise ein Schutzstreifen, ein Fahrradweg oder eine Aufstellfläche – vorhanden seien muss. Nicht möglich ist der Grünpfeil hingegen, wenn die Straße von einer Stadtbahn gequert wird, es keine sichere Halteposition für die Radfahrer gibt oder es zu starken Fußgängerströmen kommt.

Prüfung von weiteren Kölner Standorten

Aktuell werden daher zahlreiche Standorte geprüft, an denen eine solche Beschilderung möglich wäre. Ziel ist es, den Grünpfeil zukünftig in allen Stadtteilen anwenden zu können. Die insgesamt neun Schilder, die in der Innenstadt angebracht wurden, gelten dabei als Vorreiter und sollen nun von einer Unfallkommission genau beobachtet werden.

Der Grünpfeil als Erbe der DDR

In der DDR ist der Grünpfeil 1978 als Verkehrszeichen eingeführt worden und gilt als eine der Errungenschaften, die nach der Wiedervereinigung im Westen übernommen wurde. Ab 1994 durfte das Schild, das ursprünglich für den Autoverkehr gedacht war, auch in Westdeutschland installiert werden. Das führte in Köln allerdings zu Diskussionen. Der Grünpfeil wurde zu einem Streitpunkt. Die Befürchtung der Kritiker: Abbiegende Autos könnten Fußgänger oder Radfahrer übersehen. Und zunächst schien es, als sei diese Befürchtung berechtigt – zahlreiche Autofahrer kamen mit der Beschilderung nicht zurecht. Die Folge: Viele gefährliche Situationen und Auseinandersetzungen zwischen Verkehrsteilnehmern. Das ist mittlerweile aber Geschichte und der Grünpfeil ein Teil des Straßenbildes. (kle)

Kommt es zu mehr Unfällen, könnte ein Schild auch wieder entfernt werden. „Wir appellieren darum an alle Radfahrer, sich an Grünpfeilen besonders achtsam zu verhalten“, so Harzendorf.

Ob die neue Verkehrsregelung tatsächlich eine positive Auswirkung auf den Radverkehr hat, steht bislang nicht fest. Eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen sollte darüber Auskunft geben, diese wurde allerdings noch nicht abgeschlossen. Ein Grund, weswegen der ADAC dem Thema kritisch gegenüber steht: „Wir hätten uns gewünscht, dass die ersten Ergebnisse der Studie abgewartet werden“, so ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. Erst dann könne man einschätzen, ob der Grünpfeil in der Praxis einen Vorteil für Radfahrer darstellt oder doch eher Gefahren birgt.

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