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Absagen der StadtKölner Weihnachtscircus sucht dringend festen Standort

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Das blau-weiße Zirkuszelt steht auf dem Messeparkplatz direkt an der Zoobrücke.

Das Zirkuszelt steht noch bis Sonntag, 15. Januar, auf dem Messeparkplatz direkt an der Zoobrücke.

Noch bis zum Sonntag, 15. Januar, spielt der Weihnachtscircus in Köln. Wie es in der nächsten Saison weitergeht, ist noch unklar.

„Wir werden bis Sonntag die Marke von 80.000 Besucher schaffen. Das ist wunderbar“, freut sich Ilja Schmitt, der Chef des Weihnachtscircus. Seit dem 2. Dezember wird im Zelt auf dem Messeparkplatz direkt an der Zoobrücke gespielt, am Sonntag, dem 15. Januar, ist Schluss. Zum siebten Mal gastierte der Weihnachtscircus in Köln, in diesem Jahr zwei Wochen länger – wegen der großen Nachfrage.

Das war aber nur möglich, weil die Möbelmesse, für die sonst der Parkplatz reserviert ist, wegen Corona in den Sommer verlegt worden ist. „Diese zwei Wochen waren ungeheuer wichtig für uns. Wir würden gerne immer so lange spielen können. Denn nach den Feiertagen haben die Menschen nochmal richtig Zeit.“ War Smitt mit einer Investition von rund einer Million Euro gestartet, so seien es inzwischen fast zwei Millionen, wie er sagt. Der niederländische Zirkusfachmann, der unter anderem lange als Promoter mit dem russischen Staatszirkus unterwegs war und alle interessanten Standorte in Deutschland kennt, hat den Sitz seines Unternehmens inzwischen nach Köln verlegt.

Köln ist ein guter Platz für Zirkus. Die Menschen schätzen unsere Arbeit sehr.
IjlaSmitt, Zirkusdirektor

„Köln ist ein guter Platz für Zirkus. Die Menschen schätzen unsere Arbeit sehr“, sagt er. Deshalb will er hier weiter investieren. Doch er macht sich Sorgen: Sollte die Möbelmesse wieder auf den üblichen Jahresanfangstermin zurückverlegt werden und er nicht wieder verlängern kann, werden die Kosten irgendwann zu hoch. Schon lange verhandelt er mit der Stadt über einen festen Platz. „Die Deutzer Werft wäre ideal“, sagt er.

Doch da hat ihm die Verwaltung bereits mitgeteilt, dass der Bebauungsplan dagegen spreche. Danach sind hier nur die Oster- und die Herbstkirmes zulässig. Eine Ausnahme war bisher nur der temporäre Freizeitpark „Happy Colonia“ im Sommer 2021 – der wurde wegen der besonderen Umstände während der Corona-Pandemie genehmigt. Auch für die Jahnwiese und die Stadionwiese erhielt er Absagen. Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hieß es, dass beide Gelände für den Breitensport vorgesehen seien und als Fluchtkorridore für Veranstaltungen im Rhein-Energie-Stadion gebraucht würden. „Unabhängig davon ist ein derart lange Standzeit wegen der bleibenden Schäden für den Rasen gegenüber dem Breitensport nicht vertretbar.“

Smitt wünscht sich da ein bisschen „Flexibilät“. Die Kunst seiner internationalen Spitzenakrobaten sei sehr nah am Sport. Und für eventuelle Schäden am Rasen würde er aufkommen. Er hat gegoogelt, ist durch die ganze Stadt gefahren und hat sich Grünanlagen angeschaut. „Ich wusste gar nicht, dass Köln so grün ist.“ Das ehemalige Tivoli-Gelände an der Riehler Aue, den Inneren Grüngürtel und den Rheinpark kann er sich ebenfalls vorstellen. Doch diese Flächen liegen alle im Landschaftsschutzgebiet. Bei der langen Standzeit wären „irreversible Schäden höchstwahrscheinlich“, so die Stadt.

Es konnte bislang keine geeignete Fläche in Köln für einen solchen Standort gefunden werden.
Stadt Köln

Auch den Parkplatz am Südstadion würde Smitt nehmen. Hier verweist die Stadt darauf, dass die Fläche der Kölner Sportstätten GmbH gehört und derzeit ohnehin mit einer Notunterkunft für Geflüchtete belegt ist. Und auf die Frage, ob es irgendwelche Planungen gibt, allgemein einen festen Platz für Zirkusse einzurichten, sagt die Stadt: „Es konnte bislang keine geeignete Fläche in Köln für einen solchen Standort gefunden werden.“

Für Ilja Schmitt bedeutet das Unsicherheit, viele weitere Gespräche und Verhandlungen.

Er setzt die Hoffnung darauf, dass die Möbelmesse ab jetzt immer erst im Juni stattfindet. Noch wohnen er und seine Zirkuskünstler und Akrobaten gemeinsam im Dorint-Hotel an der Messe, gleich um die Ecke vom Zelt. 24 Zimmer haben sie gemietet – Wohnwagen waren einmal. „Wir sind alle eine große Gemeinschaft, viele haben in diesem Jahr wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine ihre Familien mit dabei.“ Denn gerade aus der Ukraine kommen viele Zirkusleute.

Nach den letzten Vorstellungen am Sonntag wird das Zelt dann drei Tage lang abgebaut und mit 36 Transportern in ein Lager in der Nähe von Köln gebracht. Die Akrobaten nehmen die nächsten Engagements an anderen Orten, bei anderen Zirkusunternehmen wahr. Und Smitt plant das nächste Weihnachtsprogramm, fährt auf Zirkusfestivals und sucht neue Mitwirkende. Fest steht: Der berühmte Clown Fumagalli wird 2024/25 wieder dabei sein – und dann seine Karriere beenden. Ob auf dem Messeparkplatz oder an anderer Stelle.

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