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Alarm im GerichtPrügelei bei Prozess um heimtückische Messerattacke in Köln

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Der angeklagte Rapper mit seinem Anwalt.

Köln – Die Bilder der Videokamera belegen genau die heimtückische Messerattacke: Rocker Feyyaz B. (36) sitzt im Oktober 2017 zusammen mit Freunden in einem Hinterzimmer eines Kiosks am Gottesweg, als plötzlich sein Kumpel Yamin aufsteht, hinter seinem Rücken ein Messer zückt und mehrmals auf ihn einsticht.

Die Attacke aus dem Hinterhalt ist versuchter Mord, entschied die Staatsanwaltschaft und klagte den Rapper mit dem Künstlernamen Yamin an, ging in der Anklage allerdings von verminderter Schuldfähigkeit aus, denn der Rapper konsumiert seit Jahren Drogen – von Koks bis Cannabis und das regelmäßig. Seit Donnerstag steht Yamin (27) vor dem Schwurgericht.

Doch der Prozess hat noch gar nicht angefangen, da wird Alarmstufe Rot ausgegeben. Wachtmeister stehen Spalier, weil ein mit Muskeln bepackter Hüne mit zahlreichen Tätowierungen bis hin zum Gesicht und Glatze Schmähvokabeln der übleren Sorte in großer Lautstärke quer über den Gerichtsflur brüllt. Sein Pech: der Kontrahent ist Profiboxer. Er lässt sich die Drohungen („Ich bring Dich um, Du Hund“) nicht gefallen, seine Faust landet am Kinn des Hünen, der blutend von der Polizei zum Auto eskortiert wird.

Opfer von hinten niedergestochen

Das eigentliche Opfer sitzt derweil neben seiner Anwältin als Nebenkläger im Saal. Der Rocker hatte durch die „mit großer Wucht“ geführten Messerstiche bei der Tat mehr als 3,5 Liter Blut verloren. Es bestand Lebensgefahr. Mehrere Stiche trafen den Bauch, die Leber, den Brustkorb. Ein Stich ging ins linke Auge, durch die Augenhöhle und verletzte den Sehnerv so schwer, dass B. auf dem Auge erblindete. Rapper Yamin ist der Justiz seit frühester Jugend kein Unbekannter.

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Bereits als 15-Jähriger fiel er wegen Körperverletzung auf. Sein Bundeszentralregisterauszug listet 13 Eintragungen auf. Bedrohungen, gewalttätige Auseinandersetzungen, Beleidigungen, die ihren Ursprung mit der niedrigen Hemmschwelle des Rappers einhergehen, Regeln zu akzeptieren, ziehen sich wie ein roter Faden durch seinen bisherigen Lebenslauf. Yamin misshandelte seine Freundin, besprühte Gegner mit Pfefferspray und schlug immer wieder wie aus dem Nichts zu.

Zur Tat kam es, weil der Rapper mit seiner Musik groß rauskommen wollte, sich aber, insbesondere dem späteren Opfer, nicht ernst genommen fühlte. Nicht nur das. Er fühlte sich von dem Rocker bedroht, fürchtete um sein Leben und hatte deshalb stets ein Messer bei sich. Offensichtlich ist, dass er zur Tatzeit unter einer drogeninduzierten Psychose litt. Er selbst spricht inzwischen von „Realitätsverlusten, die ich meinem ärgsten Feind nicht wünsche“. Inzwischen sieht er anscheinend wieder klarer: Über seinen Verteidiger hat er die Anklagevorwürfe zugegeben und spricht von Schmerzensgeldzahlungen an den Rapper, die er zahlen will, deren Höhe aber noch nicht feststeht.

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