Als die Lichter ausgingenAusstellung zeigt Bilder von Kölner Clubs in der Krise

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Philipp Treudt  betreibt den Club „Zum Scheuen Reh“ und die Kneipe „Schnörres“

Köln – „Als mir die Schließung wirklich klar wurde am Freitag, den 13. März, nach 22  erfolgreichen Jahren, war die Folge: Eine Nacht allein mit Tränen, einer Flasche Gin und Schwarz-Weiß-Fotos vom leeren Club“ – dieses Zitat von Stefan Bohne, Betreiber des Artheater in Ehrenfeld, prangt nun in großen Lettern im Clubraum des Helios37.

„Er hat damit unsere Situation und die Gefühlslage sehr gut getroffen“, sagt Philipp Treudt, Betreiber des „Scheuen Reh“ im Belgischen Viertel und Initiator der dreitägigen Foto-Ausstellung „Thank you for the music“, die am Donnerstag, 22. Oktober gestartet ist und am Samstag, 24. Oktober endet.

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Treudts Bilder sind mehr als nur Porträts von Kölner Clubbetreibern oder Momentaufnahmen von ästhetischen Details aus verwaisten Räumen, die vor Corona urbane Oasen der Nacht waren. Er dokumentiert ein Stück traurige Zeitgeschichte mit seinem künstlerischen Projekt. Im März kam die Zäsur, die Clubs sind seitdem mit Stoppschildern versehen und „jeder geschlossene Raum ist ein Sarg“ – wie es der Kölner DJ Tobias Thomas im Vorwort zum Magazin schreibt, das Treudt begleitend zur Ausstellung produziert hat. Darin verewigt er auch die Stimmen der Betreiber, aber auch von DJs und Nachtschwärmern. Alle gehen sie der Frage nach: Was mache ich statt Feiern, was war mein schönster und was mein traurigster Corona-Moment? Was habe ich gefühlt, als ich die Türen meines Clubs schließen musste?

Ausstellung in Köln soll Mut machen

Doch die Ausstellung soll auch Mut machen:  „Währenddessen läuft eine Soundinstallation von Kompakt-DJ Superpitcher, die sagt „Tomorrow, it will be better““. Auch wenn dieser Optimismus nach den jüngsten Verschärfungen der Corona-Auflagen gerade jenen schwerfallen dürfte, die viel Arbeit in Hygienekonzepte gesteckt haben, um schrittweise zu öffnen wie das Gebäude 9, so Treudt. 

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Die Porträts der Betreiber hängen als geordnetes Chaos an der Wand – man nennt diesen Stil Petersburger Hängung. Raumdetails wie Lampen aus dem Blue Shell hat Treudt groß auf Tapete drucken lassen. Oder die Vip-Pässe aus dem Büro vom Club Luxor. „Unglaublich, wer dort schon gespielt hat: Genesis waren nicht etwa im Stadion“, so Treudt.  

Und was machen Partygänger nun? „Mal den Tag und nicht nur die Nacht genießen“ steht im Magazin oder „viel zuhause sein. Ich habe mir extra eine Play-Station gekauft. Zu meiner Schande verbringe ich immer noch den ein oder anderen Abend davor“.

Das Magazin und die Ausstellung hat Treudt mithilfe einer Crowd-Funding-Kampagne finanziert. Das Kulturamt der Stadt Köln sowie die Klubkomm, der Interessenverband der Kölner Clubs und Veranstalter, unterstützen das Projekt.

Die Ausstellung in der Heliosstraße 37 ist Freitag, 23. und Samstag, 24. Oktober von 12 bis 23 Uhr geöffnet. Besucher können das Magazin vor Ort erwerben.

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