Am HeumarktPlakat zu 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland enthüllt

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Heumarkt Plakat jüdisches Leben

Mirna Funk, Abraham Lehrer und Sylvia Löhrmann (v.l.) zeigen Flagge bei der Ent­hül­lung des Plakats an der KVB-Hal­te­stelle Heumarkt.

Köln – „Was würden wohl Millionen Deutsche in ihrer Freizeit machen ohne den Deutschen Fußball-Bund?“, fragte Abraham Lehrer schmunzelnd in die Runde und verwies auf Walter Bensemann. Der war im Jahr 1900 Mitgründer des DFB. Und Jude.

Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, stellte in der Stadtbahnhaltestelle Heumarkt ein Plakat vor, das fünf jüdische Frauen und Männer zeigt, die Einfluss hatten und haben auf das gesellschaftliche Leben hierzulande: Neben Bensemann sind das Albert Einstein, Physiker und Nobelpreisträger, Bertha Papenheim, Frauenrechtlerin im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, Mirna Funk, Schriftstellerin und Journalistin, die zur Enthüllung des Plakats gekommen war, sowie Ben Salomo, Musiker und Buchautor, der beweise, so Lehrer, „dass Rap-Musik nicht zwangsläufig rechtsextrem sein muss.“

Ebenfalls vor Ort war Ex-NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann in ihrer Eigenschaft als Generalsekretärin des Vereins 321, der Veranstaltungen zum Jubiläum 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland organisiert.

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„Die Vergangenheit bleibt immer unser Auftrag“

Am 11. Dezember 321 erließ der römische Kaiser Konstantin ein Edikt, in dem geschrieben stand, dass Juden Ämter in der römischen Stadträten bekleiden durften und sollten. Dieses Edikt ist das früheste schriftliche Zeugnis über jüdisches Leben in Mittel- und Nordeuropa. „Wir wollen mit der Plakataktion noch einmal auf uns aufmerksam machen. Und wenn jemand Informationen über die fünf abgebildeten Personen im Internet sucht, haben wir unser Ziel schon erreicht.“ Und es gehe immer auch darum, die Ewiggestrigen zurückzudrängen. „Das Judentum ist konstitutiv für Deutschland. Etwa in der Wissenschaft, in der Kultur, im Sport“, ergänzte Sylvia Löhrmann. „Die Vergangenheit bleibt immer unser Auftrag“, fügte sie hinzu und verwies gleichzeitig auf Mirna Funk: „Der jungen Generation ist es völlig zu Recht wichtig, nicht als Überlebende sondern als Lebende wahrgenommen zu werden.“

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Mirna Funk gestand, dass sie das Thema 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland „völlig überrascht hat“. 2300 Veranstaltungen dazu hat es deutschlandweit gegeben. „Ich bin bei einigen dabei gewesen und habe viel gelernt“, sagte Mirna Funk. „Die Veranstaltungen haben uns als Gemeinschaft zusammengebracht und bestärkt.“ Lehrer, Löhrmann und Funk präsentierten auch eine Flagge mit der Aufschrift „Flagge zeigen für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus“. Die Flaggen werden aktuell bundesweit gehisst. An der Aktion beteiligen sich öffentliche Einrichtungen, Landtage, Kirchen, Schulen, Sportvereine und viele Institutionen mehr.

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