Anzeige erstattet83-jährige Kölnerin stirbt nach Routine-OP in Heilig Geist-Klinik

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Gerda D. (83) war eine lebensfrohe ältere Dame, ging gerne in Cafés, ins Theater oder die Oper. Sie verstarb nach einem eigentlichen Routine-Eingriff.

Köln – Fahrlässige Tötung, Körperverletzung mit Todesfolge oder gar Totschlag durch Unterlassen. Es sind schwere Vorwürfe, die der Sohn einer verstorbenen Patientin gegen behandelnde Ärzte des Heilig Geist-Krankenhauses in Longerich erhebt. Die Staatsanwaltschaft Köln hat auf seine Anzeige hin ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gerda D. (83)  aus Nippes war Ende Januar nach einem Eingriff verblutet, der als routinemäßig deklariert war.

Köln: Komplikationen nach Port-Operation

Der ehemaligen Buchhalterin sollte in der Klinik ein sogenannter Port implantiert werden, ein permanenter Venenzugang, um ihr in Zukunft Medikamente oder Blutkonserven einfacher zuführen zu können; eine schonende Methode, um auf Einstiche durch Spritzen zu verzichten, die der älteren Dame, die wegen einer Blutkrankheit in permanenter Behandlung war,  immer wieder Schmerzen bereitet hatten.

Inklusive Teilnarkose, OP und Aufwachphase sollte der Eingriff lediglich eine Stunde dauern. „Dann teilte man uns mit, dass es Komplikationen gibt“, sagt der Sohn der Patientin. Die Ärzte hätten zunächst vermutet, dass die Atemwege der Frau angeschwollen seien, womöglich aufgrund eine Unverträglichkeit des Narkosemittels. Ein dann durchgeführtes CT habe eine Blutung offenbart.

Patientin ins St. Vinzenz-Krankenhaus verlegt

Die Ärzte hätten jedoch verneint, dass die Patientin in Lebensgefahr schwebe und zunächst abgewartet, da Blutungen an Gefäßen in der Regel von alleine stoppen würden, schreibt der Sohn in seiner Strafanzeige, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.

Sollte die Blutung weiterhin bestehen, müsste man die Seniorin ins nahegelegene St. Vinzenz-Hospital in Nippes verlegen, berichtet der Sohn weiter, da dort Spezialisten zugegen seien, die die Blutung mit einem Clip stoppen könnten.

Sohn der Toten sagt: Klinik wartete zu lang

Gegen 17.30 Uhr und somit etwa acht Stunden nach Beginn der Behandlung im Heilig Geist-Krankenhaus sei die 83-Jährige in der Nippeser Klinik eingetroffen. Dort habe man die Blutung sofort stillen können,  der Körper seiner Mutter habe nach massivem Blutverlust aber aufgegeben.  

„Warum haben die Ärzte im Heilig Geist-Krankenhaus so lange abgewartet?“, fragt sich der Sohn. Im Nachhinein habe er erfahren, dass die Ärzte in Longerich bei der OP womöglich die Hauptschlagader von Gerda D. verletzten.

Kölner Staatsanwaltschaft ordnet Obduktion an

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat den Leichnam nach der Anzeige des Sohnes beschlagnahmt und eine Obduktion bei der Gerichtsmedizin durchführen lassen, deren Ergebnis aber noch nicht vorliegt.

„Wir haben ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet und prüfen, ob es Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt“, bestätigt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ .

So äußert sich das Heilig Geist-Krankenhaus

„Im laufenden Ermittlungsverfahren kooperieren wir umfassend mit den Behörden und wünschen uns eine schnelle und umfassende Untersuchung der Angelegenheit“, teilt eine Sprecherin des Heilig Geist-Krankenhauses auf Anfrage mit. Man habe den Angehörigen bereits tiefe Anteilnahme ausgesprochen.

Portimplantationen würden immer von qualifizierten Ärzten durchgeführt und die Klinik befinde sich in einer Analyse, „um im Rahmen unseres Risikomanagements zu untersuchen, ob für zukünftige Behandlungen noch weitere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden können.“ Über  mögliche Komplikationen sei die Patientin wie vorgeschrieben im Vorfeld aufgeklärt worden.

Kölnerin wird Mittwoch auf dem Nordfriedhof beigesetzt

Seine Mutter sei eine lebensfrohe und im Veedel beliebte Frau gewesen, berichtet der 57-jährige Sohn. Die  Familie und vor allem der Ehemann (84) der Verstorbenen leiden darunter, dass man sich nicht habe verabschieden können.

Vom Strafverfahren erwarte man sich Gerechtigkeit, auch sollen andere Patienten gewarnt werden. Am Mittwoch wird Gerda D. auf dem Kölner  Nordfriedhof  bestattet.

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