Köln-HolweideAuf heißen Öfen um die Häuser knattern

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Hatten sichtlich Spaß: Judith Denz mit ihrem Sohn Janne auf einer der schweren Maschinen

Hatten sichtlich Spaß: Judith Denz mit ihrem Sohn Janne auf einer der schweren Maschinen

Holweide – Keine Angst, sie wollen nur helfen. Was für Außenstehende zunächst so aussah wie ein Treffen schwerer Motorrad-Jungs, entpuppte sich bei näherem Hinsehen als Hilfsaktion. Neun begeisterte Biker eines Kölner Motorrad-Clubs hatten ihre großen Maschinen vom Typ Honda Gold Wing und Harley Davidson vor den Räumlichkeiten des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes am Standort Köln-Ost (AKHD), an der Heinz-Kühn-Straße für eine Aktion abgestellt. Dort sorgten sie für ein gewisses Aufsehen. Nicht nur in der unmittelbaren Nachbarschaft, sondern vor allem bei betroffenen Familien mit Kindern und Jugendlichen, die lebensverkürzend erkrankt sind und vom AKHD unterstützt und begleitet werden.

Der Motorrad-Club hatte die Kinder zu einer kleinen Rundfahrt „um den Block“ eingeladen. Die Idee dazu kam von Club-Mitglied Pedro Schröder. „Ich hatte das Gefühl, das wir was machen müssen, anderen, denen es nicht so gut geht, irgendwie helfen zu müssen“, sagte der begeisterte Gold-Wing-Fan.

Spenden auf Weihnachtsmärkten gesammelt

Bereits im letzten Jahr boten die Kölner Tourenfahrer den Kindern eine kurze Mitfahrgelegenheit an. In diesem Jahr überreichte Clubvorsitzender Klaus Raaf dem Verein sogar eine Spende in Höhe von 215 Euro. „Das haben wir im letzten Jahr auf Kölner Weihnachtsmärkten eingesammelt“, berichtete er. „Natürlich für einen guten Zweck.“

Einen weiteren Spendenscheck übergab Konny Schmitt an den AKHD, bei dem sie selbst als ehrenamtliche Mitarbeiterin tätig ist und in Sachen Motorradfahren zwischen den Bikern und dem Hospizdienst vermittelte. Bei Facebook hatte sie um Unterstützung für den Verein gebeten. 485 Euro waren so für die Kinder- und Jugendhospizarbeit zusammengekommen. Seit mehr als vier Jahren ist der AKHD Köln-Ost als einer von vier Kölner Standorten in Holweide tätig und dort Anlaufstation für das rechtsrheinische Köln und Bergisch Gladbach. „Wir begleiten und unterstützen derzeit 28 Familien, deren Kinder lebensverkürzend erkrankt sind oder bereits verstorben sind“, erzählt Anna Lingscheid, im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Die Krankheitsbilder bei den Kindern und Jugendlichen seien dabei sehr unterschiedlich. Lingscheid: „Häufig sind es angeborene Stoffwechselerkrankungen, genetisch bedingte Erkrankungen, oder Krebserkrankungen.“ Aber auch verunfallte Kinder und Jugendliche werden von den insgesamt 36 ausgebildeten ehrenamtlichen Mitarbeitern begleitet, sagt sie. Die kostenfreie Unterstützung der Familien zu Hause beginne, sobald die Diagnose erstellt sei. „Unsere Mitarbeiter begleiten die betroffenen Familien häufig über Jahre, entlasten sie, spielen mit den Kindern, hören ihnen zu, gehen mit ihnen spazieren und sind Ansprechpartner für Themen wie Trauer, Tod und Abschied.“

„Das ist ein Segen für die Familien“, sagt Judith Denz, eine betroffene Mutter. Vor sechs Jahren hatte sie ihren Sohn verloren. Seitdem unterstützt sie den Verein als ehrenamtliche Helferin und gibt bei Themen-abenden ihre Erfahrungen aus der Perspektive einer Betroffenen weiter. Sie und ihr Sohn Janne (7) unterstützten mit Freude die Aktion der Motorradfahrer. „Eine coole Sache, auf so einer großen Maschine mitzufahren“, freute sich auch der achtjährige Paul Bäppler, der es sich auf dem Sozius der 98-PS-Gold-Wing bequem gemacht hatte. Der Traum, einmal auf einer 1500er um die Häuser zu fahren und unterwegs Musik zu hören, ging, Dank der Initiative des Kölner Ablegers der weltweit tätigen Gold-Wing Road-Riders-Association, für ihn und viele andere Kinder und Jugendliche an diesem Tag in Erfüllung.

Wer ehrenamtlich beim AKHD mitarbeiten möchte, kann sich per E-Mail melden. koeln-ost@deutscher-kinderhospizverein.de www.akhd-koeln.de

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