Aufbruchstimmung beim 1. FC KölnDrei Siege in Folge und die Fans hoffen wieder

Lesezeit 3 Minuten
220118fc_fans11

Die „Trainerbank“ sitzt an ihrem Tisch im Thiebolds-Eck (v. l.): Jakob Pohl, Karl Werz, Claus Tautenhahn 

Köln – Erst den VfL Wolfsburg geschlagen, dann den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach. Und vorigen Samstag auch noch den direkten Abstiegskonkurrenten Hamburger SV mit 2:0 geputzt – es ist wieder sportliche Aufbruchstimmung spürbar in der Stadt. Die Hoffnung auf das Wunder, dass der eigentlich schon abgeschriebene 1. FC Köln, zurzeit immer noch Tabellenletzter der Fußballbundesliga, den Klassenerhalt noch schafft.

Denn mit dem Erfolg der Kölner Profis in der Hansestadt ist dem FC „ein ganz entscheidender Sieg für das Gelingen der Aufholjagd“ gelungen. Auch auf der „Trainerbank“ wurde die Begegnung einhellig als Meilenstein bewertet, nicht auf der offiziellen zwar, sondern auf der „Trainerbank vom Thiebolds-Eck“ – einem Stammtisch in der urigen Fußball-Kneipe in der Innenstadt, der immer montags gegen Mittag tagt.

Die Expertise der Herren Jakob Pohl, Karl Werz und Claus Tautenhahn, die bei Kölsch und Frikadellen zusammensitzen, um den Spieltag zu analysieren, hat ihnen diesen liebevoll gemeinten Beinamen unter den Angestellten eingebracht. Das Wissen des Trios reicht dabei über Fragen zum jüngsten Geschehen hinaus, bis hin zu Grundsätzlichem rund um den FC.

Alles zum Thema Borussia Mönchengladbach

„Mit Terodde haben wir wieder einen echten Mittelstürmer“

„Wolfsburg, Gladbach und jetzt Hamburg – das war der dritte Sieg in Folge und ein gefühltes Sechs-Punkte-Spiel“, eröffnet Pohl. Die Stimmung sei zuletzt spürbar getrübt gewesen, „zu viel ging auf einmal und nicht immer selbst verschuldet schief“. Darin sind sich die langjährigen und leidenschaftlichen FC-Fans im Thiebolds-Eck einig, wo eine umfangreiche Sammlung an Schals, Wimpeln und anderen Fan-Heiligtümern die langjährige Geschichte der Kultkneipe offenbart. Aber die drei Theken-Trainer wollen realistisch bleiben, erst mal abwarten, wie es jetzt weitergeht. „Ja, klar freuen wir uns, es geht eindeutig wieder bergauf“, erläutert Werz, „Aber auch wenn jetzt alle jubeln, der wahre Charakter dieser Mannschaft wird sich im Umgang mit der nächsten Niederlage offenbaren – das ist meine Meinung“, sagt der Gastwirt aus Nippes. „Mit Terodde haben wir wieder einen echten Mittelstürmer“, ergänzt Tautenheim, „endlich ein guter Einkauf, mit dem gelingt der Klassenerhalt“, ist er überzeugt.

Der Wintertransfer aus Stuttgart hat sich mit drei Toren in zwei Spielen schnell in die Herzen der Kölner gespielt, das belegen auch die Verkaufszahlen in den offiziellen Fan-Shops des 1. FC Köln am Geißbockheim und am Rhein-Energie-Stadion. „Stürmer Simon Terodde rangiert schon unter den Top fünf der verkauften Spieler-Trikots – das Material zum Beflocken wurde bereits nachbestellt“, teilt FC-Sprecherin Lil Zercher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit.

Die Hoffnung ist zurückgekehrt

Es ist aber nicht nur der Neuzugang, der Hoffnung macht. „Die Rückkehr der verletzten Stammspieler in den FC-Kader hat auch seinen Anteil am Erfolg der letzten Wochen“, fasst Sportstudent Michael Johann seine Sicht zusammen. Der 24-Jährige spielt mit Kommilitonen montags auf einem der Trainingsplätze neben dem Müngersdorfer Stadion Fußball und bezeichnet sich zurückhaltend als „Sympathisant“ des FC. „Es macht Spaß zu verfolgen, wie wichtig dieser Verein in der Stadt ist“, sagt er. „In der Hinrunde hatte man vor Spielen die Erwartung: nur nicht verlieren! Jetzt sieht die Sache wieder ganz anders aus.“

Obwohl Köln noch immer die rote Laterne der Liga hält, ist die Hoffnung zurückgekehrt. Der Optimismus wirkt sich auch auf die Mitarbeiter am Geißbockheim aus, die regelmäßig in Kontakt mit der Profimannschaft stehen – wenn auch aus der Distanz. Helmut Schicke etwa, Teamleiter in der Greenkeeping-Abteilung des 1. FC Köln, sorgt für gute Platzverhältnisse vor Spielen und bei Trainingseinheiten der Vereinsprofis. „Man sieht, wie motiviert Trainer und Spieler arbeiten“, sagt er. Mit der Rückkehr des sportlichen Erfolgs bereite ihm seine Aufgabe im Verein wieder mehr Spaß. „Noch mehr, als sie es auch so schon tut.“

KStA abonnieren