Aufnahme auf Unesco-ListeKarneval ist deutsches Kulturerbe

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Schunkeln auf dem Heumarkt: Der Klassiker zum Sessionsauftakt.

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Köln – Der rheinische Karneval zählt nun offiziell zum immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Die Liste, die in diesem Jahr erstmals für die Bundesrepublik erstellt wurde, umfasst insgesamt 27 deutsche Bräuche und Wissensformen, wie die Deutsche Unesco-Kommission, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und die Kultusministerkonferenz am Freitag in Berlin gemeinsam mitteilten. Zum anerkannten Kulturerbe gehören unter anderem auch die deutsche Brotkultur und das Reetdachdecker-Handwerk. Das neue Verzeichnis war am Donnerstagabend von der Kultusministerkonferenz in Berlin bestätigt worden.

Von den Vorschlägen aus Nordrhein-Westfalen setzte sich der rheinische Karneval durch. Die Landesjury hatte den Karneval bei seiner Nominierung als eine der großen kulturellen Ausdrucksformen im Land gewürdigt. „Er schafft seit langer Zeit alljährlich eine generationenübergreifende Gemeinschaft, die sich auf humorige Art mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt“, hieß es. Für die Bewerbung hatten sich die Städte Aachen, Bonn, Düsseldorf und Köln zusammengetan. Daneben hatte die NRW-Jury den Osterräderlauf in Lügde ins Rennen geschickt, der es nicht auf die Liste schaffte. In das Verzeichnis wurden vier weitere länderübergreifende Bräuche aufgenommen, für die NRW verantwortlich zeichnete. Darunter sind die Falknerei, die Chormusik, die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft und das Singen von Liedern der Arbeiterbewegung. Für länderübergreifende Vorschläge ist jeweils das Land verantwortlich, das den größten Bezug zu der Tradition hat oder in dem ein zentraler Verband seinen Sitz hat.

Zudem wurde die Genossenschaftsidee für die internationale „Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ nominiert und soll im März 2015 als einziger deutscher Vorschlag eingereicht werden. Bislang sei eine solche Form der gesellschaftlichen Selbstorganisation auf der internationalen Liste nicht vertreten, hieß es zur Begründung. Der Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsverband in Koblenz erklärte, die Nominierung zeige, wie wichtig und wertvoll die Ideale der Sozialreformer Friedrich-Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch noch heute für das Zusammenleben in Deutschland seien. Über die Aufnahme zum immateriellen Weltkulturerbe wird die Unesco erst im Herbst 2016 entscheiden.

Für die erste deutsche Liste waren insgesamt 83 Traditionen und Wissensformen als Vorschläge durch die Bundesländer eingereicht worden. Die nächste Bewerbungsrunde für das bundesweite Verzeichnis startet im Frühjahr 2015. Seit 2003 fördert die Unesco mit Sitz in Bonn den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt von Kulturformen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Mehr als 350 Bräuche, Künste und Techniken stehen bereits auf der weltweiten Liste, darunter der Tango aus Argentinien und Uruguay, die traditionelle chinesische Medizin sowie die italienische Geigenbaukunst. Bislang sind 161 Staaten der Unesco-Konvention zum immateriellen Kulturerbe beigetreten. Deutschland ist seit 2013 ebenfalls Vertragsstaat. (epd)

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