Aus SicherheitsgründenBLB ließ 170 Büros im Kölner Landgericht räumen

Lesezeit 3 Minuten
landgericht

Das Kölner Justizgebäude an der Luxemburger Straße.

  • Mitte Juni war im Landgericht in Köln eine schwere Betonplatte in einem Gerichtssaal abgestürzt.
  • Umgehend wurde das gesamte Gebäude evakuiert. Vorsorglich wurden zwei Stockwerke und die unmittelbare Umgebung gesperrt.
  • Nun ist man noch einen Schritt weiter gegangen. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfahren hat, mussten 170 Büros aus Sicherheitsgründen geräumt werden.

Köln – Im Gerichtsgebäude an der Luxemburger Straße mussten etwa 170 Räume aus Sicherheitsgründen vorsorglich geräumt werden.

Eine Überprüfung hat ergeben, dass die Betonverkleidung der Hochhausfassade als Folge der zurzeit durchgeführten Sanierung von Sonnenschutzelementen möglicherweise abzubrechen droht und in die Tiefe stürzen könnte. Das hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes (BLB) als Eigentümer des Hochhauses der Gerichtsverwaltung in einem Schreiben mitgeteilt. Das Räumen der Büros erfolgte bereits am vorigen Mittwoch. Wie ernst der BLB die Situation einschätzt, wird dadurch deutlich, dass die Beschäftigten ihre Arbeitsplätze am selben Tag verlassen mussten.

Die Beschäftigten des Amts- und des Landgerichts wurden am Donnerstag in einer Mitarbeiterversammlung über den Vorgang informiert. Sie sollen „trotz der Corona-Krise enger zusammenrutschen“, berichtete ein Teilnehmer. Landgerichtspräsident Reinhold Ketterle wandte sich einer E-Mai an seine Kolleginnen und Kollegen: „Die überraschende und nicht vorhersehbare Situation ist eine weitere Herausforderung für uns alle in ohnehin schwierigen Zeiten.“ Die Behörde erarbeite „aktuell eine hausinterne Umzugsplanung nach Maßgabe der beteiligten Etagen“.

Tonnenschwere Betonplatte war auf Gerichtssaal gestürzt

Mitte Juni war eine vier bis fünf Tonnen schwere Betonplatte aus dem 18. Stockwerk durch das Flachdach eines Gebäuderiegels auf einen Gerichtssaal im zweiten Stockwerk gestürzt. Verletzt wurde niemand. Seitdem werden fünf der 88 Gerichtssäle nicht mehr genutzt. Dass 1981 eröffnete, mit Asbest belastete Gebäude wird derzeit mit großem Aufwand saniert, obwohl es in einigen Jahren abgebrochen werden soll. 2028 sollen die Gerichte mit ihren rund 1200 Angestellten und Beamten in einen Neubau gleich nebenan übersiedeln. Mitte Juni war eine vier bis fünf Tonnen schwere Betonplatte aus dem 18. Stockwerk durch das Flachdach eines Gebäuderiegels auf einen Gerichtssaal im zweiten Stockwerk gestürzt. Verletzt wurde niemand. Seitdem werden fünf der 88 Gerichtssäle nicht mehr genutzt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Beim Abbau maroder Sonnenschutzelemente sei nun festgestellt worden, dass an einem Stützkörper Beton abgeplatzt ist und der Stahl frei liegt, heißt es in dem Schreiben des BLB. „Daraus resultiert eine frei liegende Bewehrung ohne Verbund mit dem Beton. Demzufolge kann die Konstruktion die Lagersicherung nicht mehr gewährleisten und der Nachweis der Standsicherheit des Auflagenbereichs ist statisch nicht mehr möglich.“ Aus Sicherheitsgründen müssten „Sperrungen in den Bereichen, insbesondere auch des öffentlichen Bereichs Luxemburger Straße stadteinwärts, vorgenommen werden.“ Während der Sanierung, die Ende August abgeschlossen werden soll, werde die Luxemburger Straße dann zeitweise auf beiden Fahrspuren gesperrt. Die Arbeiten sollen nachts erfolgen und würden mit der Stadtverwaltung abgestimmt, so ein BLB-Sprecher.

Landesjustizminister Peter Biesenbach (CDU) informierte sich am Freitag persönlich bei dem Landgerichtspräsidenten Ketterle sowie dem Amtsgerichtspräsidenten Henning Banke über den Stand der Arbeiten.

„Die sanierungs- und unfallbedingten Folgen führen beim Amts- und Landgericht Köln zu nicht unerheblichen Einschränkungen des Dienstbetriebs“, war im Anschluss an den Ministerbesuch in einer Pressemitteilung zu lesen. Aus Sicherheitsgründen seien „derzeit nicht wenige Büroräume gesperrt“. Die genaue Zahl wurde allerdings nicht veröffentlicht. Eben das lässt auf die Brisanz der Sicherheitsmängel schließen.

KStA abonnieren